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Mehr Sitzenbleiber an Sachsens Schulen

Über 4 300 Schülerinnen und Schüler wurden im Freistaat zum Schuljahr 2016/17 nicht versetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig - auch der Flüchtlingszustrom spielt eine Rolle.

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© Symbolfoto: dpa

Andrea Schawe

Dresden. Immer mehr Schüler in Sachsen müssen eine Klasse wiederholen. Zum Schuljahr 2016/17 wurden mehr als 4 344 Mädchen und Jungen nicht versetzt – das sind fast 640 mehr als 2015. Das geht aus der Antwort des sächsischen Kultusministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Cornelia Falken hervor. „Die Zahlen zeigen, dass Nichtversetzung immer noch übliche Praxis an Sachsens Schulen ist“, sagt Falken.

Genau 601 Kinder haben im Schuljahr 2016/17 eine Grundschulklasse wiederholt – wegen zu schlechter Noten oder freiwillig auf Antrag der Eltern. Der Großteil von ihnen bereits in der ersten oder zweiten Klasse. Das sind etwa 116 Kinder mehr als im Vorjahr. Auch an den Oberschulen stieg die Zahl der Kinder, die das geforderte Klassenziel nicht erreicht haben: von fast 2 350 auf mehr als 2 900. An den Gymnasien blieben weniger Schüler sitzen. 2016/17 wurden mit 835 Kindern fast 40 weniger nicht versetzt als im Vorjahr.

Die häufigsten Gründe fürs Sitzenbleiben sind zu hohe Leistungsanforderungen, lange Fehlzeiten bei Krankheit oder ein Umzug aus einem Bundesland mit einem anderen Lehrplan.

Allerdings blieb der Anteil der nicht versetzten Schüler über viele Jahre relativ stabil. „Gemessen an den ebenfalls gestiegenen Schülerzahlen gibt es nur leichte Schwankungen“, sagt Dirk Reelfs, der Sprecher des Kultusministeriums. Aktuell lernen 360 560 Kinder an Sachsen Schulen – das sind fast 9 000 mehr als im Schuljahr 2015/16 zuvor. Im Vergleich zu 2011 sind es etwa 41 600 Kinder mehr.

2016 blieben jedoch drei Prozent der Ober- und fast 0,5 Prozent der Grundschüler sitzen. In den Vorjahren lag der Anteil nach Daten des Statistischen Landesamtes zwischen 2,1 und 2,5 Prozent an Oberschulen und zwischen 0,3 und 0,4 Prozent an Grundschulen. Der starke Anstieg sei auf die hohe Zahl der Flüchtlingskinder zurückzuführen, sagt Dirk Reelfs. Kinder, die eine Phase im Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht wiederholen, werden als Sitzenbleiber erfasst.

Um den Sprung in die nächste Klasse zu schaffen, können versetzungsgefährdete Schüler in den Ferien an Lerncamps teilnehmen. Seit 2011 haben insgesamt 2 500 Kinder ein Schülercamp besucht – etwa drei Viertel werden danach versetzt.

Die Linken plädieren für eine andere Lehr- und Lernkultur an Sachsens Schulen: Schüler, die Schwierigkeiten hätten, sollten gefördert statt aussortiert werden. Sitzenbleiben trage nicht dazu bei, dass sich die Schüler verbessern, so Falken. Auch die Grünen befürworten etwa nur noch freiwilliges Wiederholen und wollen das Sitzenbleiben abschaffen.