Merken

Masterplan für die Lochmühle

Investor Herrmann Häse will das verfallene Kleinod im Liebethaler Grund retten. Der Anfang ist bereits gemacht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Marko Förster

Von Katarina Gust

Lohmen. Auf den Tag genau vier Jahre ist es her, da platzte Herrmann Häse bei Lohmens Bürgermeister Jörg Mildner (CDU) zum ersten Mal ins Büro. Der Mann mit den schlohweißen Haaren erklärte ihm 2013, dass er die Lochmühle kaufen wolle. Wieder so ein Spinner, dachte Mildner damals. Einer, der große Pläne mit der verfallenen Mühle im Liebethaler Grund hat. Visionen, aus denen aber wohl wieder nichts werden würde. Das zumindest waren die Erfahrungen, die der Lohmener Ratschef in den letzten 20 Jahren gemacht hatte. So lange bemüht sich die Gemeinde Lohmen darum, dass das Kleinod an der Wesenitz wieder flott gemacht wird. Mehrfach gab es Interessenten. Doch nie passierte etwas. Die Lochmühle verfiel immer mehr.

Eine Visualisierung zeigt die fertig sanierte Lochmühle samt Hotelkomplex.
Eine Visualisierung zeigt die fertig sanierte Lochmühle samt Hotelkomplex. © Marko Förster
Das Dach abgerissen, die Wände feucht und marode: Die Lochmühle bietet aktuell noch einen tristen Anblick.
Das Dach abgerissen, die Wände feucht und marode: Die Lochmühle bietet aktuell noch einen tristen Anblick. © Marko Förster
Die Lochmühle im Liebethaler Grund zog seit 1832 etliche Wanderer an. Ein neuer Investor will hier erneut ein Lokal eröffnen – samt Hotel.
Die Lochmühle im Liebethaler Grund zog seit 1832 etliche Wanderer an. Ein neuer Investor will hier erneut ein Lokal eröffnen – samt Hotel. © Jörg Mildner, Gemeindeverwaltung Lohmen

Bis Herrmann Häse auftauchte. Der Diplom-Ökonom, der in Lohmen geboren wurde, hat einen Masterplan für die Lochmühle. Einen, den er am Sonnabend mit großem Tamtam im Wesenitzgrund vorstellte: Gulaschkanone, Posaunenchor, Wagner-Double, Lokal- und Politprominenz. Hunderte Besucher kamen zur Lochmühle, um zu sehen, was das für ein Mann ist, der schon jetzt als Retter der Lochmühle gehandelt wird. „Es ist kein Größenwahn, der mich antreibt“, versichert Häse vor versammeltem Publikum.

Dem in Dresden lebenden Investor liege das Objekt einfach am Herzen. Zu Lohmen hätte er nicht nur deshalb eine besondere Beziehung, weil er hier geboren wurde. Seine zweite Leidenschaft gilt Richard Wagner, dem bekannten Komponisten, der in der Lochmühle mehrfach zu Gast war und hier im Sommer 1846 Teile seiner Oper Lohengrin geschrieben haben soll. Herrmann Häse bezeichnet sich selbst als „Wagnerianer“. Er sei sogar von einem Pastor namens Richard Wagner getauft worden – mit Wesenitzwasser. Die Lochmühle will er zu einer großen Wagner-Pilgerstätte ausbauen. „Hier entsteht etwas, das den Tourismus und die Richard-Wagner-Stätten in Graupa weiter voran treibt“, kündigt Häse an.

Vier-Sterne-Hotel mit 46 Betten

Der erste Schritt dafür ist gemacht. Nach einem dreiviertel Jahr wurde am Sonnabend der Malerweg an der Lochmühle wieder für Wanderer freigegeben. Er musste aus Sicherheitsgründen im letzten Sommer gekappt werden, da Teile des maroden Daches auf den Weg zu stürzen drohten. Häse hat das vom Hausschwamm zerfressene Dach abreißen lassen. Ein Provisorium schützt nun das Innere. Dabei soll es nicht bleiben. Die Lochmühle selbst will Herrmann Häse sanieren. Ein Gasthaus mit Biergarten ist geplant. Im angeschlossenen Torhaus, durch das der Malerweg führt, soll eine interkonfessionelle Versöhnungskapelle entstehen.

Häses größte Vision betrifft allerdings einen Neubau, der auf dem Felsen oberhalb der Lochmühle thronen soll. Ein Vier-Sterne-Hotel will der gelernte Koch und Hotelbetriebswirt bauen. Der Name steht schon fest: „Wallhall-Lochmühle“. Der Pirnaer Architekt Uwe Seidel und sein Team sind mit dem Projekt beauftragt. Auf einer Visualisierung ist ein fünfgeschossiger Bau zu sehen, der farblich mit dem Sandsteinfelsen zu verschmelzen scheint. Insgesamt 46 Zimmer und Suiten sollen später Touristen beherbergen. Ein Spa-Bereich mit Pool und Panoramablick, ein nobles Restaurant, ein Festsaal mit 180 Plätzen sowie ein Konzert- und Biergarten sollen zu dem Ensemble gehören. Ebenso wie ein gläserner Aufzug, der Besucher barrierefrei von Mühlsdorf hinab in den Liebethaler Grund bringt. Häse hat sich auch das wenige Hundert Meter entfernte alte Wasserkraftwerk gesichert. Mit dem ungenutzten Objekt hat er ebenfalls Pläne: ein Richard-Wagner-Konzertsaal mit 200 Plätzen schwebt ihm hier vor. Ganzjährig sollen hier Tagungen, Ausstellungen und Bankette stattfinden. „Eine kleine Wesenitz-Philharmonie“, sagt Häse bescheiden.

Bereits im Mai soll der Baustart an der Lochmühle erfolgen. Im September 2018 will Herrmann Häse die Lochmühle und das Torhaus eröffnen. Gleichzeitig soll der Bau am Hotelkomplex beginnen. Eröffnen will es der Investor im Mai 2019. Im Herbst soll dann das Konzerthaus im alten Wasserwerk fertig sein. Rund 7,3 Millionen Euro will der Dresdner investieren.

Ob der Masterplan so realisiert werden kann, ist noch unklar. Der Hotelbau sei ein bedeutender Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet, sagt Heiko Weigel, Beigeordneter im Landratsamt. Der Prozess bis zur Genehmigung deshalb nicht unproblematisch. Dennoch bräuchte die Region in Weigels Augen solche Menschen, die einfach etwas wagen. Das sieht auch Lohmens Bürgermeister Jörg Mildner so. Er hat Häse die volle Unterstützung zugesichert. Rückendeckung bekommt er auch von den Mühlsdorfern.

Silke Großmann, Gemeinderätin und Vorsitzende des Heimatvereins Mühlsdorf, hat sich die Lochmühle schon für die erste Silvesterfeier gesichert. „Es ist so wichtig, dass hier etwas passiert“, sagt sie. Ganz Mühlsdorf brenne schon für das Projekt. Der Ort könne eine neue gastronomische Einrichtung dringend gebrauchen. Das tue dem Tourismus gut. Und den Einwohnern, die davon profitieren würden. Lohmens Pfarrerin Brigitte Schleinitz bezeichnet Häses Pläne als „kühnes Vorhaben“. Sie wünscht sich am Ende ein Ergebnis, mit dem alle zufrieden sein können – Landschaftsschützer und Investor. Das wäre auch in Wagners Sinn.