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Mann im Kötitzer Badesee ertrunken?

Feuerwehrleute und die Wasserrettung suchen das Naturgewässer im Bad ab, nachdem es eine Vermisstenmeldung gab.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Coswig. Eigentlich war der Freitagnachmittag richtiges Ausspannwetter. Maximal 50 Badegäste tummelten sich in den Becken des Kötitzer Freibades, eine Handvoll suchte die Erfrischung im Naturteich unterhalb der Becken mit der Wasserfontäne.

Bei der systematischen Suche – die Boote der Feuerwehr und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Reihe auf dem Kötitzer Badesee.
Bei der systematischen Suche – die Boote der Feuerwehr und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Reihe auf dem Kötitzer Badesee. © Norbert Millauer
Die Wasseroberfläche lässt sich am besten von einer erhöhten Position mit dem Fernglas absuchen.
Die Wasseroberfläche lässt sich am besten von einer erhöhten Position mit dem Fernglas absuchen. © Norbert Millauer
Strömungsretter von der DLRG sind speziell ausgebildet für Suchaktionen in sich bewegenden Gewässern.
Strömungsretter von der DLRG sind speziell ausgebildet für Suchaktionen in sich bewegenden Gewässern. © Norbert Millauer

14.30 Uhr: In die Freibadidylle brach urplötzlich die Nachricht zweier Badender, die ihren etwa 60-jährigen Vater vermissten. Badleiter Andreas Seelig und seine Mitstreiter informierten sofort die Rettungsleitstelle und suchten noch intensiver als sonst mit dem Fernglas die Seeoberfläche ab.

Die Sonne blinkt in den sich leicht kräuselnden Wellen. Große gelbe Bojen durchziehen den See, daneben kleinere rote und weiße. Unweit dieser Bojen soll der 60-Jährige zuletzt geschwommen sein.

14.53 Uhr: Die Männer der Coswiger Feuerwehr treffen ein. Wehrleiter Andreas Schorbogen übernimmt die Einsatzleitung. Fast zeitgleich ist die Polizei vor Ort. Beamte vom Revier Meißen treffen ein. Wehrleiter Schorbogen und seine Kameraden haben Boote mitgebracht. Eins mit Motor, ein weiteres Schlauchboot. Auch die Kameraden aus Kötzschenbroda sind mit einem Motorboot ausgerüstet eingetroffen. Dieses besitzt sogar ein Echolot, sagt Dirk Liebscher von der Kötzschenbrodaer Wehr.

Kräftiger Wind schiebt das Seewasser ans östliche Ufer. Die Kameraden auf den Booten teilen sich den See ein und beginnen mit der Suche. Stangen und Paddel haben sie als Hilfsmittel. Auch Rettungshelfer aus Meißen sind mit im Einsatz.

15.30 Uhr: Die Rettungsleitstelle hat das sogenannte Kriseninterventionsteam für den Kreis Meißen alarmiert. Männer und Frauen, wie etwa ein Pfarrer, die in solchen Fällen betroffene Bürger fachgerecht auch psychologisch betreuen können. Die Gerufenen kümmern sich inzwischen um die beiden Badbesucher, deren Vater gesucht wird. Beide werden vor der Öffentlichkeit abgeschirmt und beruhigt.

16 Uhr: Spezialisten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) treffen mit ihrem Fahrzeug im Kötitzer Bad ein. Zu ihnen gehören Strömungsretter. Junge Männer in Neoprenanzügen, mit Leinen gesichert, die systematisch auch in schwierigen Gewässern den Untergrund absuchen können. Das Boot der DLRG-Leute soll sogar mit Sonar ausgerüstet sein. Die Männer verständigen sich mit ihren Kameraden in Pirna. Von dort sollen Taucher nach Kötitz beordert werden, um auch gezielt unter Wasser suchen zu können.

Wassertemperatur bei 25 Grad

Dirk Liebscher von der Radebeuler Feuerwehr sagt, dass ein im Wasser untergegangener Mensch möglicherweise erst nach Tagen auftaucht, weil sich erst dann Gase im Körper bilden, die für Auftrieb sorgen. Noch hoffen allerdings alle und haben einen Funken Zuversicht, dass es vielleicht gut ausgehen könnte.

Die Feuerwehrleute vermuten, dass der Mann Kreislaufprobleme bekommen haben könnte. Die Temperatur in dem etwa sieben Hektar großen See beträgt derzeit, so die Badewacht, 25 Grad. Eigentlich eine sehr angenehme Badetemperatur.

Allerdings, so Coswigs Wehrleiter Andreas Schorbogen, wechselt die Temperatur im See. Auf jeden Fall gelten die 25 Grad nur für die Oberfläche. Laut Badleiter Andreas Seelig ist der Badesee an der Stelle um die Bojen bis zu drei Meter tief.

18 Uhr: Aus Pirna sind die Suchspezialisten für solche Wasserunfälle eingetroffen. Die Taucher werden zuerst mit dem mit dem Sonargerät ausgerüsteten Boot den See abfahren. Wehrleiter Schorbogen: „Aufgrund der Windverhältnisse gibt es die Vermutung, dass die Person nicht mehr nur im Bereich der Bojen sein könnte, sondern Richtung östlicher Bucht abgetrieben wurde.“

18.20 Uhr. Die Männer im Boot gehen auf genaue Suche. Sie wollen die Fläche eingrenzen, in der sie auf dem Ortungsbildschirm des Sonars Abbildungen sehen, die auf den Vermissten hindeuten könnten. Erst dann wollen die Männer mit ihrer Taucherausrüstung unter Wasser gehen.

Der komplette Seebereich bleibt weiter abgesperrt. Der Badebetrieb im gut 100 Meter entfernten und getrennten Beckenbereich ist nicht unterbrochen worden.

Am frühen Abend leert sich das Bad. Die Männer in den Booten sind immer noch auf der Suche nach dem Vermissten.