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Mann aus dem Erzgebirge baute Pegida-Galgen

Mit dem Galgen waren Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel verunglimpft worden. Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit, ob das Objekt eine Straftat darstellt.

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© Reuters

Chemnitz. Der bei der Pegida-Demonstration am vorigen Montag in Dresden zur Schau gestellte Galgen stammt von einem Werkzeughändler aus Schwarzenberg im Erzgebirge.

Unter der Überschrift „Der Galgenträger von Pegida“ posiert der Mann auf der Facebook-Seite der Bürgerbewegung Pro Chemnitz mit seinem Anwalt Martin Kohlmann. Der sitzt für die Bürgerbewegung seit 2009 im Chemnitzer Stadtrat. Der 38 Jahre alte Jurist wird in dem Post als „Fachmann für Meinungsfreiheit“ vorgestellt. Zum Galgenbau sagte er: „Das ist Satire und in übertragenem Sinn gemeint.“

Aufgespürt hatten den polizeilich gesuchten Galgenbauer Reporter der Bild-Zeitung. Ihren Angaben zufolge ist der Mann 39 Jahre alt und Werkzeughändler. Der Zeitung sagte er: „Ja, den Galgen habe ich in meiner eigenen Werkstatt gebaut.“ Er sei ein Symbol für den angeblichen „Volksverrat“ der Politiker. Der Mann selbst sei mit einer Ukrainerin verheiratet und habe nichts gegen Ausländer. 95 Prozent der Umstehenden hätten über den Galgen gelacht, der Rest hätte gesagt, wir sind doch aber gegen Gewalt, sagt er in einem Youtube-Video. Er sehe den Galgen als Satire. Neben vielen Pegida-Seiten gefallen ihm laut Bild auf Facebook auch die Seiten „Deutsches Reich“ oder „Wehrmacht/Waffen-SS/Luftwaffe“.

Eine Bestätigung der Ermittlungsbehörden zur Identität des Mannes gab es gestern nicht. Mit dem Galgen waren Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel verunglimpft worden. Die Staatsanwaltschaft untersucht, ob das bereits eine Straftat darstellt. Bislang habe sich die Polizei nicht bei seinem Mandanten gemeldet, erklärte Anwalt Kohlmann. Er hält die Vorwürfe für unbegründet, da scharfe Kritik in der politischen Auseinandersetzung erlaubt sei. Pro Chemnitz bezeichnet den Galgenbauer als „mutigen Bürger“. Kohlmann ist als Verteidiger für Mandanten aus der rechtsextremen Szene bekannt. Unter anderem vertrat er den ehemaligen NPD-Vorsitzenden Günther Deckert. In einer 2011 erschienenen Studie über Rechtsradikale in Chemnitz bezichtigt der Deutsche Gewerkschaftsbund Kohlmann, gute Kontakte in die sächsische NPD zu haben. Zudem gehöre er dem Volkstanzkreis Chemnitz an und sei Burschenschaftler.

Im vergangenen Juni verurteilte ihn das Amtsgericht Chemnitz zu einer Strafe von 4 500 Euro wegen Steuerhinterziehung und Hausfriedensbruch. (SZ/uwo/dpa)