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Malerweg bekommt Konkurrenz

Der grenzüberschreitende Forststeig ist durchgeplant. Jetzt werden Testwanderer gesucht.

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© Andreas Weihs

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Ein schmaler Pfad schlängelt sich durch ein Feld von Heidelbeersträuchern, die im Halbschatten mächtiger Bäume gedeihen. Dann muss man über ein paar Felsabsätze kraxeln, um zum nächsten Zwischenziel zu gelangen. So oder so ähnlich soll der Weg möglichst aussehen, den der zuständige Forstbezirk Neustadt jetzt als Forststeig Elbsandstein vorgestellt hat. „Es soll ja ein Trekkingpfad werden und keine Wanderautobahn“, sagt der Leiter des Forstbezirks, Uwe Borrmeister. Im April 2018 soll der Wanderweg feierlich eröffnet werden. Bis dahin ist noch viel zu tun. Doch was unterscheidet Trekking vom Wandern? Jürgen Schmeißer vom Deutschen Wanderinstitut definiert das als anstrengenden Marsch über mehrere Tage, der ein besonderes Erlebnis sein muss und anspruchslose Unterkünfte an der Strecke bietet. Das sei beim Forststeig Elbsandstein gegeben, sagte der Dresdner bei der ersten Präsentation der Route diese Woche im Nationalparkzentrum Bad Schandau. Er bat die Verantwortlichen darum, asphaltierte Wege, Straßen oder breite Schotterpisten möglichst nicht in die Streckenführung zu integrieren.

© Grafik: SZ
Das sah richtig staatstragend aus, als Nationalparkchef Dietrich Butter, Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister, Jiri Toms und Karel Stein (v.l.) von den tschechischen Partnern die Vereinbarung zum gemeinsamen Wanderweg unterzeichneten.
Das sah richtig staatstragend aus, als Nationalparkchef Dietrich Butter, Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister, Jiri Toms und Karel Stein (v.l.) von den tschechischen Partnern die Vereinbarung zum gemeinsamen Wanderweg unterzeichneten. © SZ/G. Klehm

Auf den jetzt geplanten rund 100 Kilometern war das aber nicht komplett durchzuhalten, erklärt Borrmeister. Auf einigen Strecken war das einfach nicht anders lösbar. Auch die Partner von der Forstverwaltung Decin erklärten fast entschuldigend, dass der Forststeig von der Grenze Richtung Schneeberg auf rund 850 Metern auf der asphaltierten Zufahrt zur Christianenburg verläuft. Das ist eine kleine, im Wald stehende Jagdresidenz aus dem 18. Jahrhundert, die aufwendig saniert wurde.

Beide Seiten haben zwar das gleiche Ziel, nämlich mehr miteinander zu kooperieren und eine grenzüberschreitende Wanderroute anzubieten. Doch bestehen ganz unterschiedliche Ausgangslagen. Der Forstbezirk Neustadt möchte die linkselbischen Ziele bekannter machen, mehr Besucher für das Gebiet südlich der Festung Königstein interessieren. Da sind der Große Schneeberg und die Tissaer Wände lohnenswerte Ziele für die Trekkingwanderer, nachdem sie sich durch die ausgedehnten Wälder in Grenznähe geschlagen haben.

Wo es Tickets gibt

Der Forststeig Elbsandstein ist ein gemeinsames Projekt des Forstbezirks Neustadt, der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz, der Forstverwaltung Decin und der Landschaftsschutzgebietsverwaltung Elbsandsteingebirge in Böhmen.

Wer in Trekkinghütten oder auf Biwakplätzen übernachten will, muss dazu vorher Tickets erwerben. Sie kosten 10 Euro für Erwachsene, ein Euro für Kinder. Es gibt keine Garantie für freie Plätze. Liste der Verkaufsstellen unter: www.trekkinghuetten.de

Die Markierung der Route soll im Sommer dieses Jahres beginnen. Sie soll aus beiden Richtungen gut sichtbar sein.

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Die Tschechen haben in Tissa und auf dem Schneeberg aber schon so etwas wie Massentourismus. Sicher hat niemand etwas dagegen, wenn noch mehr kommen, aber noch extra Wege für die Trekkingwanderer auszuweisen, das wollen sie nicht. „Wir würden die Leute mit weiteren Markierungen verwirren“, erklärt Karel Stein, der für das Landschaftsschutzgebiet auf tschechischer Seite zuständig ist.

An Attraktionen fehlt es aber auch auf deutscher Seite nicht. 17 Berge beziehungsweise Gipfel liegen direkt an der Strecke. Die Besonderheit sind jedoch die Trekkinghütten und Biwakplätze, die der Forstbezirk eingerichtet hat. Das sind einfachste Übernachtungsplätze ohne Wasser und Strom. Allerdings sind die Hütten mit einem Kamin beheizbar und es sind Trockentoiletten aufgestellt. In diesem Jahr soll noch zusätzlich die Haselmausbaude zwischen Rotstein und Zschirnstein neu eröffnet werden und auch die Kammhütte sollen Wanderer zukünftig nutzen können. So etwas gibt es auf dem Malerweg nicht. Der führt auf 112 Kilometern elbnah durch die Sächsische Schweiz und wurde schon mehrfach zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt. „Sowie der Forststeig eröffnet ist, werden wir ihn gemeinsam mit dem Malerweg bewerben“, sagt Tino Richter, der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz. Der Trend zum Wandern sei ungebrochen. „Und das soll so bleiben“, sagt Richter.

Beide Routen werden sich auf rund 20 Kilometern rund um Gohrisch überschneiden. Hier könnte man gut auf die jeweils andere Strecke wechseln. Es gibt auf dem Forststeig aber auch viele Möglichkeiten, die Strecke abzukürzen, etwa in Ostrov, am Quirl oder am Zschirnstein. „Wir haben aber bewusst einige Schleifen eingebaut, weil es dort so schöne Aussichten zu erleben gibt, die wir den Besuchern nicht vorenthalten wollten“, sagt Uwe Borrmeister. Noch sei der Weg auch nicht markiert. Wer noch Hinweise einbringen will, könne das in den nächsten Tagen aber noch tun. „Wir werden keine Wanderwege bauen, aber an der einen oder anderen Stelle noch was freischneiden“, erklärt Borrmeister.

Auch wenn die Strecke noch nicht markiert ist, sucht der Forstbezirk Mitstreiter in einem Partnerprogramm und auch Testwanderer. Die können sich bis 30. April dieses Jahres melden. Der Sachsenforst stellt Kartenmaterial und Trekkingtickets zur Verfügung, die Firma Globetrotter will die Testwanderer mit geeigneten Schuhen und Jacken ausrüsten. Das könnte notwendig werden, denn die Testwanderer müssen bis Mitte Juni in Zweier-Teams die kompletten rund 100 Kilometer in einem Stück absolvieren und die naturnahen Freiübernachtungsstellen nutzen.

www.forststeig.de