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Luxus-Brücke für Haselmäuse in Bischofswerda

Die jüngste Ouerung über eine Straße in der Stadt kostet eine halbe Million Euro. Haselmäuse und Fußgänger sollen sie nutzen. Die Meinungen sind geteilt.

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Von Ingolf Reinsch

Am Tag nach der Brücken-Montage sind die Zuschauer von Bischofswerdas Ortsumfahrung verschwunden. In den Gärten nebenan werkeln ein paar Leute. „Wir sind froh, dass wir wieder in den Wald können“, sagen Ursula und Jürgen Lesser zur neuen Brücke, auf der Fußgänger und die geschützte Haselmaus bald die Umgehungsstraße überqueren können. „Luxuriös“ sei das Bauwerk geworden. „Vielleicht wäre es auch etwas einfacher gegangen“, sagt Jürgen Lesser. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. „Ein bisschen übertrieben“ findet Wolfgang Schneider die Brücke. „Und noch weiß keiner, ob die Haselmaus wirklich dort rübergeht.“ Waldemar Preuß fragt sich, warum in Zeiten knapper Kassen eine halbe Million Euro für Haselmäuse ausgegeben wird.

Ohne das geschützte Tier würde es auch keine Fußgängerbrücke geben. Denn die war zuvor aus Kostengründen aus den Plänen für die Ortsumfahrung gestrichen worden. Roland Schultze, Leiter des Straßenbauamtes Bautzen, begründet den jetzigen Bau damit, dass die neue Umgehungsstraße im Süden der Stadt das Siedlungsgebiet der europaweit geschützten Haselmaus durchtrenne. „Dem mussten wir uns bei der Planung stellen, sonst wäre die ganze Umgehungsstraße nicht genehmigt worden.“ Außerdem bleibe dank der Brücke ein bei vielen Bischofswerdaern beliebter Wanderweg erhalten.

Die Haselmaus lebt in Sträuchern, die sie vor Greifvögeln schützen. Daher entschieden sich die Planer nicht für eine offene Brücke, sondern legten auf beiden Brückenseiten Totholz und auf der Brücke ein Gründach an. Wanderer queren die Straße eine Etage tiefer.

Millionen für den Artenschutz

Sachsenweit wurden in den vergangenen Jahren Millionen für den Artenschutz ausgegeben. Die seit 1998 bestehende Wildbrücke über die A4 bei Ohorn bewährt sich laut Landratsamt Bautzen: Wildschweine, Rehe, Muffelwild, Füchse und Marder nutzen sie. In Dresden-Wilschdorf gibt es die „Hasenbrücke“ und entlang der Autobahn 17 mehrere Querungshilfen für Fledermäuse. Standard auch beim Ausbau von Landstraßen sind mittlerweile Krötenschutztunnel.