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Löwen-Drama im Leipziger Zoo

Nach dem Ausbruch aus dem Gehege besteht für Besucher keine Gefahr. Doch für einen Löwen endet der Ausflug tödlich.

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© dpa

Von Sven Heitkamp, Leipzig

Leipzig. Ein Vorfall wie dieser ist selten in der deutschen Tierpark-Landschaft: Im Leipziger Zoo sind am Donnerstagmorgen zwei junge Löwen aus ihrem Gehege ausgebrochen. Sie entliefen gegen 8.40 Uhr – 20 Minuten vor der offiziellen Öffnung des preisgekrönten Zoos. Gäste wurden daher nicht gefährdet. Für eines der Tiere endete der Ausflug allerdings tödlich: Der Löwe namens Motshegetsi wurde erschossen. Zuvor hatte eine Narkose bei ihm nicht richtig angeschlagen, berichtete Zoo-Chef Jörg Junhold. Sie war mit Pfeilen auf ihn geschossen worden, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Der Löwe durchbrach jedoch eine Absperrung und musste zum Schutz von Menschen mit einem Schuss getötet werden. „Die plötzliche Wendung hat uns alle schockiert, der Verlust macht uns extrem traurig. Aber die Entscheidung war unausweichlich“, erklärte Junhold.

Das andere Tiere, Majo, konnte vor dem Zwischenfall eingefangen werden und kam wieder in sein Gehege. Er sei von Mitarbeitern des Tierparks gegen 11.30 Uhr mit beweglichen Bauzäunen wieder zurück in das Freigehege gedrängt worden, erklärte Junhold. Insgesamt etwa 40 Kollegen des Zoos sowie Fahrzeuge wurden eingesetzt, um die Wildkatzen mit Gittern einzukreisen und eine Gasse ins Gehege zu bilden. Die beiden Tiere hätten sich nur etwa 20 Meter von der Löwenanlage in einem begrenzten Gebiet fortbewegt. „Sie haben sich auch verängstigt wieder zurückgezogen“, berichtete Junhold. Der Notfallplan des Zoos habe professionell gegriffen. Zur letzten Sicherheit alarmierte der Zoo auch die Polizei, die im Rosenthal – einem großen öffentlichen Park an der Rückseite des Zoos – mit mehreren Streifenwagen-Besatzungen patrouillierte.

Warum und wie die Löwen ausbrechen konnten, blieb am Donnerstag zunächst noch unklar und soll nun untersucht werden. Gegen Mittag galt die Sicherheit jedoch als wiederhergestellt, der Zoo konnte für Besucher öffnen. Die Löwenanlage bleibt jedoch bis auf Weiteres geschlossen, teilte der Zoo mit.

Ausgebrochene Zootiere in Deutschland:

September 2016: Schneeleopard „Irbis“ entkommt im Wuppertaler Zoo aus seinem Gehege. Die rund 1000 Besucher werden in die Tierhäuser gebeten und die Eingänge gesperrt. Nach rund 15 Minuten findet eine Tierärztin den Leoparden auf dem Zoogelände und betäubt ihn.

August 2015: Für einen Orang Utan endet die Flucht aus dem Duisburger Zoo tödlich. Das Tier war aus seinem Stall entwischt und gerade dabei, über den Außenzaun zu klettern, als sein Ausbruch entdeckt wird. Dem Zoo zufolge war es da schon zu spät, um den Affen noch zu betäuben - er muss erschossen werden.

März 2014: Stachelschwein „Hartmut“ entkommt wegen eines offenen Gatters mit seiner Rotte aus dem Gehege. Seine Gefährten lassen sich einfangen, doch das Tier sucht das Weite. Es wird an einer nahe gelegenen Bahnstrecke von einem Zug überfahren.

Oktober 2013: Im Zoo Erfurt entwischt ein Gepard aus seinem Gehege und verletzt mit einem Tatzenhieb einen Esel. Mit einem Narkosegewehr wird das Raubtier betäubt und wieder eingesperrt.

Juli 2012: Fünf Schimpansen fliehen mit Hilfe eines abgeknickten Astes aus ihrem Gehege im Zoo Hannover. Ein fünf Jahre altes Mädchen wird von einem Affen überrannt und verletzt. Von den Rufen ihres Pflegers lassen sich die Schimpansen schließlich zurücklocken.

Dezember 2008: Die Roten Pandas „Matt“ und „Luri“ entwischen zu einem ausgedehnten Winterausflug aus dem Opel-Zoo im hessischen Kronberg. Zwei Tage später finden Zoo-Mitarbeiter das Pärchen in der Umgebung. Die katzengroßen Kleinbären entkamen wahrscheinlich über Bambuspflanzen aus ihrem Gehege, die durch Schneelast abgeknickt waren.

März 2008: Wolfsrüde „Roy“ bricht aus seinem Gehege im Osnabrücker Zoo aus. Das Tier springt über die Gehegebegrenzung und reißt dabei einen Teil des Elektrozauns mit sich. Etwa zwei Stunden später wird «Roy» in der Stadt wieder eingefangen. Vier Wochen zuvor war er bereits schon einmal ausgebrochen. (dpa)

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Die beiden 15 Monate alten Etosha-Löwen waren Mitte August aus dem Zoo Basel nach Leipzig gekommen. Die Jungtiere konnten die Außenanlage der Löwensavanne „Makasi Simba“ erst vor einigen Tagen für sich erobern. „Die Eingewöhnung der beiden Löwen ist in den letzten Wochen sehr positiv verlaufen“, berichtete der Zoo noch vor wenigen Tagen. „Nachdem sie sich zunächst an das Innengehege und die Pfleger gewönnen mussten, konnten sie in den vergangenen Tagen die Freianlage erkunden und in Besitz nehmen.“

Perspektivisch sollten Motshegetsi und Majo ein neues Löwenrudel im Leipziger Zoo bilden. In Abstimmung mit dem Europäischen Zooverband werden bereits seit Jahren zusammen mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin Untersuchungen vorgenommen, um eine reinblütige Population afrikanischer Löwen in Europa managen zu können.