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Löbaus Testblitzer macht Ärger

Die Stadt Löbau hat das Verkehrsaufkommen in der Sachsenstraße gemessen. Einige Bürger hat das aggressiv gemacht.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Die Löbauer Sachsenstraße ist eine der am meisten genutzten Fahrbahnen der Stadt. Sie verbindet das Zentrum mit Messegelände und Bahnhof. Und auch für diejenigen, die aus der Stadtmitte zum vor einigen Wochen frisch eröffneten Einkaufszentrum fahren wollen, ist die Straße von großer Bedeutung.

Doch das Blitzgerät vor der Postfiliale hat für viel Aufregung gesorgt.
Doch das Blitzgerät vor der Postfiliale hat für viel Aufregung gesorgt. © Stadtverwaltung Löbau

Durch die Eröffnung des multifunktionalen Komplexes ist jüngst aber eine Debatte um Löbaus Sachsenstraße ins Rollen gekommen. Angestoßen hat diese Stadtrat Reinhart Keßner. Seine Firma Rudolf Schmorrde, vielen besser bekannt unter dem Namen „Stempel Keßner“, hat seinen Sitz direkt an der Sachsenstraße. Mehrmals hat Keßner, der für die Löbauer Bürgerliste im Stadtrat sitzt, öffentlich angeprangert, dass der Verkehr vor seiner Haustür mit der Eröffnung des Einkaufszentrums für Fußgänger zu gefährlich werden könnte. „Das dort erlaubte Tempo 50 ist einfach zu schnell“, sagt er. Problematisch werde es vor allem für diejenigen, die auf Höhe des neuen Parkplatzes am ehemaligen Birkenwäldchen die Sachsenstraße überqueren wollen. „Der Parkplatz ist so hoch gebaut, dass man als Fußgänger nicht richtig sieht, wenn jemand aus Richtung Bahnhof um die Kurve gefahren kommt“, sagt Keßner.

Deswegen hat er den Vorschlag unterbreitet, die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 zu senken, oder etwa einen Fußgängerüberweg zwischen Einkaufszentrum und Wettiner Platz einzurichten.

Die Stadt Löbau hat schließlich auf Keßners Anregungen reagiert und bereits im November vom Ordnungsamt eine Woche lang die Verkehrsfrequenz samt Geschwindigkeit im Bereich Sachsenstraße messen lassen. Damit hat die Stadt herausfinden wollen, ob wirklich die Notwendigkeit einer neuen Temporegelung oder eines Fußgängerüberweges besteht. Ungefähr 15 Stunden sind Messungen durchgeführt worden. Laut einer Veröffentlichung im Löbauer Stadtjournal ist von den 1 908 Fahrzeugen, die im Kontrollzeitraum die Straße passiert haben, der schnellste Fahrer mit 55 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Also gerade einmal fünf Kilometer pro Stunde über dem erlaubten Limit. Für Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) sind die Ergebnisse kein Grund zum Handeln. „Es wird alles so bleiben, wie es ist“, sagt er. Der OB fügt aber hinzu, dass die Stadt den Bereich noch mal ins Auge fassen wird, wenn die beiden Kreisverkehre fertiggestellt sind. „Falls sich dann das Verkehrsaufkommen verlagert, können wir immer noch reagieren“, so Buchholz.

Wer während der Messungen ein wenig zu schnell gefahren ist, braucht sich derweil keine Gedanken um einen möglichen Bußgeldbescheid im Briefkasten machen. In einer Blitzergruppe im sozialen Netzwerk Facebook ist darüber nämlich wild spekuliert worden. „Die Messungen dienten lediglich der Erfassung der Verkehrsfrequenz“, teilt die Stadt mit und kann besorgte Autofahrer beruhigen.

Einige haben ihrem Ärger aber nicht nur im Internet Luft gemacht, sondern direkt vor Ort während der Messungen an der Sachsenstraße. Das Löbauer Ordnungsamt hat sich zahlreichen Auseinandersetzungen mit aufgebrachten Bürgern hingeben müssen. Ein Mitarbeiter der Behörde ist dabei persönlich beleidigt und bei seiner Arbeit behindert worden. Infolgedessen sogar ein Platzverweis erteilt werden musste. OB Buchholz findet für dieses Verhalten klare Worte. „Unsere Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind ständig solchen Vorkommnissen ausgesetzt. Das ist eine bodenlose Frechheit“, sagt er.

Ob das Testblitzen am Ende die richtige Variante zur Feststellung des Verkehrsaufkommens gewesen ist, lässt viel Spielraum für Diskussionen. Stadtrat Keßner findet die Blitzer-Variante nicht gut gewählt. „Es hätte auch gereicht, wenn jemand mit etwas Fingerspitzengefühl und gesundem Menschenverstand an einem Tag den Verkehr beobachtet und dann eine Einschätzung abgegeben hätte“, sagt er. Mit der Entscheidung, dass auf der Sachsenstraße erst einmal alles beim Alten bleibt, müsse er sich nun anfreunden. „Die Anregung ging aus meinem persönlichen Empfinden und Erfahrungen hervor. Vielleicht ändert sich aber doch noch etwas, wenn das komplette Einkaufszentrum eröffnet ist und dann auf der Straße noch mehr los ist“, so Keßner.