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Leopard beißt Pfleger

Ein Angriff von Großkatzen auf Menschen endet oft tödlich. Auch im Zoo geborene Tiere reagieren blitzschnell, wenn sie sich bedroht sehen. Das musste ein Pfleger in Chemnitz erleben. Es war nicht der erste Fall dort.

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© dpa

Chemnitz. Ein Raubtierpfleger ist am Freitagmorgen im Tierpark Chemnitz von einem Leopardenweibchen angefallen und verletzt worden. Wie die Stadt am Mittag mitteilte, handelt es sich um das gleiche Tier, das im November 2006 eine 23 Jahre alte Pflegerin tötete. Das jetzige Opfer - ein 56 Jahre alte Pfleger - arbeitete schon seit 29 Jahren in der Anlage und galt als erfahren. Er erlitt Bissverletzungen im Gesicht sowie einen Schock und wurde am Freitag operiert. Lebensgefahr besteht nach Angaben der Stadt nicht.

Der Hergang des Unglücks ist bisher unklar. Augenzeugen gab es nicht. Normalerweise sind Raubtiere und Pfleger durch Gitter stets voneinander getrennt. Dem Pfleger sei es noch gelungen, das 19 Jahre alte Tier abzuwehren und die Türen des Geheges wieder zu verschließen, hieß es. Eine junge Pflegerin war nebenan beschäftigt und leistete Erste Hilfe. Auch sie ließ sich später im Krankenhaus wegen eines Schocks behandeln, wurde inzwischen aber wieder entlassen. Gäste waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Tierpark.

Wie und warum der 56-Jährige und das betagte Leopardenweibchen zusammentrafen, soll nun durch Ermittlungen der Polizei und der Landesdirektion Sachsen geklärt werden. Der betroffene Tier - ein Persischer Leopard - soll Besuchern des Tierparks zunächst nicht mehr gezeigt werden und erst einmal zur Ruhe kommen. Das Tier habe ein normales Verhalten gezeigt und sein Revier verteidigt, sagte der Chemnitzer Pressesprecher Robert Gruner: „Das ist ein Instinkt.“ Der Tierpark blieb am Vormittag geschlossen, öffnete aber später wieder.

Bereits 2006 hatte die betroffene Leopardin eine Tierpflegerin angefallen und durch einen Nackenbiss getötet. Die Ermittlungen ergaben damals, dass die Schieber zum Käfig nicht verriegelt waren. Die 23 Jahre alte Frau hatte den Käfig gereinigt, als das Tier sie vermutlich von hinten anfiel. Sie hatte erst wenige Monate zuvor ihre Ausbildung im Chemnitzer Tierpark abgeschlossen. Bei einem ähnlichen Vorfall Anfang 2004 war in Chemnitz eine Pflegerin von einem Löwen schwer verletzt worden.

Nach Angaben von Gruner wurde den Mitarbeitern des Chemnitzer Tierparks nach dem Vorfall neben medizinischer auch psychologische Hilfe angeboten.

Die Tierrechtsorganisation PETA übte am Freitag Kritik an der Haltung von Großkatzen. „Leoparden haben einen natürlichen Freiheitsdrang. Durch die artwidrige Haltung in viel zu kleinen Gehegen in Zoos und Tierparks nutzen die Großkatzen jede Gelegenheit, ihrem Gefängnis zu entkommen“, erklärte die Biologin Yvonne Würz. Weitere Ausbrüche oder tödliche Unfälle ließen sich nur verhindern, wenn die Tiere nicht mehr eingesperrt werden: „Bestimmte Tiergruppen wie Großkatzen, Eisbären oder Menschenaffen leiden immens unter der Gefangenschaft und stellen eine permanente Gefahr für Besucher und Zoopersonal dar.“

PETA verwies auf weitere Vorfälle in Deutschen Zoos: „2013 tötete ein Tiger einen Tierpfleger im Allwetterzoo Münster; im Jahr zuvor wurde eine Wärterin im Kölner Zoo ebenfalls von einem Tiger getötet. Seit Anfang 2012 konnten in verschiedenen Einrichtungen mindestens sieben Mal Großkatzen aus ihren Gehegen entkommen, zuletzt 2017 ein Luchs aus der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen.“ 2016 seien sowohl im Zoo Leipzig als auch im Wildpark Johannismühle jeweils zwei Löwen ausgebrochen, im Wuppertaler Zoo ein Schneeleopard. (dpa)