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Lauchs ist in Bamberg verurteilt

In der bayerischen Stadt hat der Sprayer andere Schriftzüge geschmiert. Die Oberfranken liefern auch Beweise für Radebeul.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul/Bamberg. Was die Staatsanwaltschaft hier bisher nicht hingekriegt hat, in Bayern funktioniert es. Der mit dem richtigen Namen bei der Polizei bekannte Graffiti-Schmierer Lauchs hat vom Amtsgericht Bamberg einen Strafbefehl zugestellt bekommen.

Hier heißt einer seiner Schriftzüge Saet – geschmiert auf eine Tür eines Geschäfts in der Stadt.
Hier heißt einer seiner Schriftzüge Saet – geschmiert auf eine Tür eines Geschäfts in der Stadt. © Polizei Bamberg

Richter Peter Neller, Sprecher des Bamberger Amtsgerichts: „Der Strafbefehl führt 31 Einzelfälle auf, in denen der Beschuldigte Gegenstände mit Graffiti in Form von Schriftzeichen beschmiert hat.“ Vom Oktober 2014 bis Februar 2015 geht diese Liste. Sie reicht vom Beschmieren von Toiletten in Gaststätten über Imbisswagen, Hauswände, Garagentore, Verkehrszeichen, Verteilerkästen, Bushaltestellen und eine Fußgängerbrücke. Allerdings hat der aus Radebeul stammende und in Bamberg zum Studium gemeldete junge Täter dort nicht mit dem Schriftzug Lauchs agiert, sondern Saet und Keck in Großbuchstaben in der bayerischen Stadt verteilt. Was die neuen Buchstaben bedeuten sollen, wissen allerdings weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. Fest steht indes, dass in Bamberg bisher ein Schaden von 6 045 Euro angerichtet wurde, so die Staatsanwaltschaft.

Gemessen an den Schäden, die Lauchs und offenbar auch seine Nachahmer in Radebeul und bis nach Coswig und Dresden angerichtet haben, scheint das wenig. Hier im Revierbereich Meißen hatten sich bis zum Studienumzug von Lauchs nach Bamberg die Anzeigen von Geschädigten auf fast 50 gehäuft. Der geschätzte Schaden in Radebeul liegt bisher bei 23 000 Euro. Besonders betroffen waren beispielsweise gerade frisch sanierte und gebaute Gebäude der hiesigen Wohnungsgenossenschaft Lößnitz.

In Bamberg sagt die Staatsanwaltschaft in ihrem Strafbefehl, dass sie ein Einschreiten von Amts wegen aufgrund des besonderen öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung für geboten erachtet. Der am 18. April dieses Jahres zugestellte Strafbefehl, der in der Regel mit einer Geldstrafe einhergeht, so Richter Neller, wurde inzwischen vom Beschuldigten akzeptiert. Seit dem 5. Mai 2016 ist der Strafbefehl anerkannt.

Wie das Gericht auf Nachfrage außerdem informiert, habe der nach wie vor in Bamberg mit Wohnadresse gemeldete junge Mann einen der renommiertesten Strafverteidiger als Anwalt verpflichtet. Sicher hat er den auch nötig, denn wie der Richter sagt, gibt es bereits Vorverurteilungen aus dem vorigen Jahr, in denen es um Diebstahl, Hehlerei, Unterschlagung und unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln geht.

In dem 14-seitigen Strafbefehl wird auch aufgeführt, was die Polizisten in Zusammenhang mit den Taten sichergestellt haben – Spraydosen und Eddingstifte, aber auch Skizzen von Graffiti und Handschuhe mit Farbresten. Wichtig für die Beweisführung, so Richter Neller, sei auch gewesen, dass Fotos von den Schmierereien auf dem Handy des Beschuldigten gefunden worden sind.

Handfeste Belege, die den Kleinkriminellen jetzt deutlich zur Last gelegt werden konnten. Und die er auch akzeptiert hat. Mit dem Strafbefehl folgt jetzt eine Geldstrafe von 140 Tagessätzen zu je 15 Euro. Die Anzahl der Tagessätze, so erläutert der Gerichtssprecher, sei relativ hoch. Sie wurde in einer Summe in Zusammenhang mit den Vorstrafen gebildet. Der Tagessatzpreis von 15 Euro wiederum ist so niedrig gehalten, weil der Beschuldigte als Student praktisch keine Einkünfte habe. 2 100 Euro Strafe, ohne Gerichtsverhandlung, bei einem Schaden, der in Bamberg etwa das Dreifache ausmacht, das klingt ernüchternd für die Betroffenen.

Erst recht in Radebeul. Die hier ermittelnden Polizisten haben, ähnlich wie in Bamberg, reichlich Gegenstände und Abbildungen sichergestellt. Jörg Kretzschmar, Leiter des Kriminaldienstes vom Revier Meißen: „Aus den in Bamberg sichergestellten Unterlagen gehen Beweise hervor, die sich auf unser Gebiet beziehen.“ Diese sollen jetzt der Staatsanwaltschaft in Dresden vorgelegt werden. Allerdings schränkt Kripo-Chef Kretzschmar ein, dass die Beweise nur einen Teil der Schmierereien betreffen. Darunter sind beispielsweise Beschädigungen von Transportfahrzeugen der Landesbühnen Sachsen.

Der Polizei sei jedoch auch die Gruppe um Lauchs bekannt. Schmierereien von Lauchs selbst oder Mitgliedern der Gruppe sind auch auf der Nordseeinsel Norderney aufgetaucht. Kerstin Stute, Kommissarin in der Polizeistation Norderney: „Wir haben ermittelt, dass genau zu dieser Zeit, als wir die Anzeigen zu den Graffiti im vorigen Jahr erhielten, sieben Jugendliche aus Sachsen in unserer Jugendherberge zu Gast waren.“ Der von der Polizei geschätzte Sachschaden an den Gebäuden betrage dort etwa 4 000 Euro.

Die Geschädigten hoffen jetzt, dass die von der Polizei zusammengetragenen Ermittlungsergebnisse auch hier zu einer Verurteilung führen.