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Lamborghini brennt an der Tankstelle

An einer Tankstelle in Großenhain steht ein gelber Flitzer in Flammen. Wie sind Tankstellen auf so etwas vorbereitet?

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© Lamborghini/dpa

Von Jörg Richter

Großenhain. Teure Luxusautos wie Ferrari, Bentley, Maserati und Rolls-Royce sind in Großenhain eher selten zu sehen. Und wenn doch, dann erzeugt allein ihr Erscheinen einige Aufmerksamkeit. Der Fahrer eines gelben Lamborghini, der am Sonntagnachmittag in der Großenhainer Star-Tankstelle tanken wollte, hätte wohl gern diese Aufmerksamkeit vermieden. Aus bisher unbekannten Gründen geriet sein schicker Flitzer in Flammen.

Im Internet gibt es dazu mehrere Spekulationen. Einer will wissen, dass bei den Modellen von Lamborghini und deren Audi-Schwester R 8 Motorbrände bekannt seien. Ein anderer, der zufällig vor Ort gewesen sei, berichtet, dass der Fahrer nach dem Tanken den Zapfhahn herausgezogen hatte und das Benzin „weiter voll gelaufen“ sei. Der Kraftstoff floss auf den Lamborghini. „Sekunden später stand dann der Kahn in Flammen“, so der angebliche Augenzeuge. Mit zwei Pulverlöschern seien die Flammen erstickt worden.

Zumindest Letzteres kann Großenhains Stadtwehrleiter Maik Häßlich bezeugen. Gegen 15.50 Uhr sei die Feuerwehr von der Leitstelle in Dresden alarmiert worden. Die Großenhainer Kameraden, die sich eigentlich auf ihr Sonntags-Kaffeetrinken gefreut hatten, waren mit zwei Fahrzeugen zur Star-Tankstelle geeilt. „Doch als wir ankamen, war schon alles erledigt“, sagt Häßlich. Der Lamborghini, der an der Zapfsäule zwei in Flammen geriet, habe da schon an der Ausfahrt der Tankstelle gestanden.

Auch Beamte des Großenhainer Polizeireviers seien da gewesen, bestätigt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz. Da aber niemand zu Schaden kam und auch die Tankstelle unversehrt blieb, wurde der Zwischenfall nicht weiter protokolliert. Deshalb kann sie auch nicht sagen, wo der Lamborghini zugelassen ist.

Gert Kartes, der Pächter der hiesigen Aral-Tankstelle an der Elsterwerdaer Straße, ist froh, dass ihm ein brennendes Auto in seiner Tankstelle noch nicht untergekommen ist. Doch für den Ernstfall ist er gerüstet. Dann würde der zentrale Not-Ausschalter aktiviert. „Da geht erst mal nichts mehr“, sagt Kartes. Alle Zapfsäulen würden dann keinen Kraftstoff mehr abgeben, damit ein mögliches Feuer keine neue Nahrung erhält, so der Aral-Pächter. „Aber ich vermute mal, die anderen Tankstellen haben das auch.“

Das bestätigt Gert Hentzschel, der Besitzer der beiden Hentzschel-Tankstellen in Großenhain und Zschauitz. Die Zapfsäulen abzuschalten, sei eine gängige Maßnahme, um weitere Gefahr im Brandfall abzuwenden. Er kenne zwar keinen Fall, dass schon mal eine Tankstelle wegen eines brennenden Autos abgebrannt sei. „Aber vollkommen ausschließen kann man es nicht“, sagt Hentzschel.

Er erinnert sich noch lebhaft daran, dass vor etwa zehn Jahren ein Skoda an seiner Tankstelle in Zschauitz vollständig ausbrannte. Es war ein autogasbetriebenes Fahrzeug. Schon als es in die Tankstelle einbog, qualmte und tropfte es. Deshalb habe der Fahrer es sicherheitshalber in der Einfahrt stehengelassen, anstatt bis an die Zapfsäulen heranzufahren. „Wir haben damals drei Elf-Kilo-Pulverlöscher verbraucht“, erzählt Hentzschel. „Als dann der Fahrer zu mir sagte, dass es sich um ein Gasauto handelt, habe ich lieber die Finger davon gelassen.“ Der Skoda fing Feuer und brannte aus. Die Feuerwehr konnte nur noch die Reste des Wagens löschen. Sogar die Straße zwischen Großenhain und Zschauitz musste gesperrt werden.

Dieser Vorfall habe ihm deutlich gemacht, dass durch mehrere unglückliche Umstände immer etwas passieren kann. „Das ist wie mit dem Busunglück auf der Autobahn, bei dem es viele Tote gab“, so Hentzschel. „Da fragt man sich auch, wie konnte das geschehen?“

Auch Hentzschel hat die zum Teil witzigen Facebook-Kommentare zum brennenden Lamborghini gelesen. (Einer schreibt zum Beispiel: „Hätte er sich mal lieber ein vernünftiges Auto gekauft.“) Davon hält der Tankstellenbesitzer nichts. Denn seiner Meinung nach hätte das auch bei einem kleineren Auto passieren können. Eine Gefahr beim Tanken bestehe darin, dass die Zapfpistole nicht richtig in den Tank gesteckt wird und dadurch ein Luft-Gas-Gemisch entweichen kann. Das kann unter gewissen Bedingungen (eine glimmende Zigarette, ein zufälliger Funke, ein Feuerzeug, Hitze) verpuffen und entflammen. Hentzschel: „Man sollte den Vorfall also nicht verharmlosen.“