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Kupfer-Fracking für die Lausitz

Bergbau-Experten arbeiten an einer spektakulären Fördermethode. Die Hauptrolle dabei spielen Bakterien.

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© Wolfgang Wittchen

Von Stephan Schön

Dresden. Es geht um eine neue Art von Bergwerk. Institute, Universitäten und Firmen aus ganz Europa forschen daran. Jetzt kommt ein Großprojekt hinzu, angesiedelt in der Lausitz und im polnischen Lubin.

Biomore, das bislang anspruchsvollste EU-Projekt dieser Art, beginnt derzeit mit seinen 22 Partnern die Forschung. Das Kupfer im Raum Weißwasser liegt mehr als 1 500 Meter tief und ist nicht sehr ergiebig. Durch eine neuartige Bio-Laugung mit Schwefelsäure-Gemischen und Bakterien könnte es jedoch aus dem Erz gewaschen werden. Ein Kreislauf dieser Flüssigkeit zwischen mehreren Bohrungen sehr tief unter dem Grundwasser ist die Idee. Die Bakterien sollen dabei nicht etwa in das Gestein gepumpt werden, sondern die Lauge über Tage recyceln. So kann diese Flüssigkeit immer wieder zurück in den Fels zum Kupferabbau geschickt werden, sagt Horst Hejny. Er ist beim englischen Bergbauunternehmen Miro angestellt und Projektmanager von Biomore. Erstmals berichten er und das Forschungskonsortium im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung über das Großprojekt in der Lausitz.

Biomore wird mit 8,4 Millionen Euro von der EU gefördert und soll in den kommenden drei Jahren die prinzipielle Machbarkeit eines solchen Bio-Bergbaus untersuchen. Das gilt auch für die Risiken. Die benötigten Bakterien kommen hier überall im Gestein vor, aber eben nicht in diesen Massen. Sie werden weder gezüchtet noch genetisch verändert.

Und sie sollen über Tage in einem großen Tank ihren Job erledigen. Alternativ dazu könnten aber auch jene Stoffe, die die Bakterien absondern, sogenannte Biochemikalien, mit in den Berg gepumpt werden. Beteiligt an den Forschungen sind auch die Bergakademie Freiberg und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Dieses untersucht im Labor über Tage, wie sich diese Flüssigkeiten im Gestein ausbreiten. Mit den bereits vorhandenen Daten von der Lagerstätte Weißwasser wird dann hochgerechnet, inwieweit sich solch ein Verfahren in der Lausitz lohnen würde. Ob es aber zu einer Pilotanlage kommt und wo diese entsteht, kann frühestens 2019 ein Folgeprojekt entscheiden.

Europas neuer Bergbau soll grün und rentabel sein. Es wird keine Halden geben, keine Berge mit giftigem Schlamm, keine Sickerbecken mit Abwasser, sagt Horst Hejny. Zudem sei jede Gefährdung des Grundwassers auszuschließen. „Was nicht den schärfsten europäischen Umweltrichtlinien entspricht, hat keine Chance auf Genehmigung.“

Dieses Biofracking könnte künftig auch andere bisher unrentable Lagerstätten wie die im Erzgebirge erschließen. Indium, Lithium, Nickel, Zinn, Silber, Gold – die Liste ist lang.