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Kinder sollen sprachlich fit werden

Richtig sprechen zu lernen ist für Kinder immens wichtig. Oft hängen davon die späteren Chancen ab. Die Erzieher in den Kitas geben sich große Mühe, damit der Schritt gelingt.

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© dpa

Dresden. Sächsische Kinder sollen plappern - aber bitte immer sprachlich korrekt. Rund 350 Kindergärten in Sachsen beteiligen sich am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. „Das Interesse, da mitzumachen, ist groß“, sagt Robert Jurleta vom Landes-kompetenzzentrum zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen. Fachkräfte und Berater vermitteln Erziehern dabei, wie sie Kindern besser helfen können, ihr Sprachvermögen zu entwickeln. Vor allem in Großstädten werden auch Fremdsprachen in den Kitas immer beliebter, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei den Stadtverwaltungen.

„Wenn die Kinder mit etwa sechs in die Schule kommen, ist deren sprachliche Entwicklung eigentlich beendet“, sagt Jurleta. Deshalb seien diese ersten Lebensjahre so wichtig. Erzieher sollen unterstützt von Experten beim Vorlesen, Erzählen oder dem Beschreiben von Bildern aus Büchern bei den Kleinen den richtigen altersgerechten Ton treffen. Nicht zu simpel, keine „Baby-Sprache“, aber auch nicht zu kompliziert. „Wenn die Kinder die Kita verlassen, können sie dann in der Regel schon recht komplexe Zusammenhänge sprachlich erfassen und auch ausdrücken.“

Sprachspezifische Störungen bei Kindern wie etwa Stummheit oder falsch angewendete Grammatik werden mit dem Programm jedoch nicht beseitigt. Das erfordert Jurleta zufolge eine spezielle sprachliche Begleitung oder gar Therapie. Der Anteil von Jungen und Mädchen mit solchen Störungen liege konstant zwischen sechs bis acht Prozent. Auch Sprachfehler wie Lallen, Lispeln oder Stottern müssen in der Regel therapiert werden. Nach Angaben der Barmer-Krankenkasse ist der Kinder mit solchen Störungen von 10 Prozent 2011 bis 2015 auf 12 Prozent gestiegen.

Dem Deutschen Bundesverband für Logopädie in Sachsen zufolge ist zumindest bei den 5- bis 10-Jährigen die Zahl der Behandlungen rückläufig. Von Januar bis September 2016 seien landesweit rund 38 600 Fälle gezählt worden, im Jahr zuvor im gleichen Zeitraum 42 600. Das seien 9,4 Prozent mehr gewesen, sagt die Landesvorsitzende Jana Trülzsch. „Viele Eltern kommen leider erst in diesem Alter mit den Kindern zum Logopäden - früher wäre besser.“ Oft gehe es dabei um falsche Lautbildung, gestörtes Sprachverständnis oder Wortschatzdefizite.

Vor allem in den Großstädten ist das Interesse groß, dass in den Kitas auch schon Fremdsprachen vermittelt werden. „Dahinter steht der Wunsch der Eltern, dass ihre Kinder nicht einsprachig aufwachsen“, sagt der Leipziger Stadtsprecher Matthias Hasberg. In der Stadt gebe es fünf bilinguale Kitas für Deutsch und Englisch, Französisch, Italienisch sowie Russisch.

Daneben gibt es laut Hasberg in der Stadt mehrere Kitas, in denen die Kleinen bei Kursen erste Erfahrungen mit Englisch, Französisch, Arabisch und Russisch machen können. In sieben kommunalen Kindertageseinrichtungen in Chemnitz bieten laut Stadt Erzieherinnen Englisch an, die eine entsprechende Ausbildung absolviert haben. In einer Integrationskindertagesstätte in Dresden werden alle Kinder zweisprachig mit Gebärdensprache betreut.

Vor allem in der Grenzregion zu Polen und der Tschechischen Republik gibt es zusammen mehr als 40 deutsch-tschechische und deutsch-polnische Kindergärten. „Die Kinder sollen für die andere Sprache vor allem interessiert werden“, sagt die Leiterin der Sächsischen Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung, Regina Gellrich. Ideal sei es, wenn die Kinder durch polnische oder tschechische Muttersprachler im Kita-Alltag betreut werden könnten. Das sei aber nicht immer der Fall. (dpa)