Merken

Kinder ohne Impfschutz aus der Schule verwiesen

An der Freien Waldorfschule in Dresden greifen die Masern um sich. Auch sachsenweit nimmt die Zahl der Fälle zu.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Martina Hahn und Juliane Richter

Dresden. Die Masernwelle rollt immer stärker auch über Sachsen hinweg. Seit Jahresbeginn wurden im Freistaat inzwischen bereits 87 Fälle registriert. Vor drei Wochen waren es noch 36. Während zunächst vor allem Leipzig betroffen war, greifen die Masern nun auch in der Landeshauptstadt um sich. Die Zahl der gemeldeten Infektionen hier ist in den vergangenen beiden Wochen „sprunghaft angestiegen“, sagt Jens Heimann, Leiter des Dresdner Gesundheitsamtes. Sie liegt nun bei 22.

Derzeit sind in Dresden dem Gesundheitsamt zufolge 17 Kinder und Jugendliche erkrankt – allein an der Freien Waldorfschule waren es bis gestern 13, überwiegend Grundschüler. Von den insgesamt 800 Schülern müssen laut Schulleitung knapp 200 weitere zu Hause bleiben, weil sie nicht geimpft sind. Das städtische Gesundheitsamt habe ihnen untersagt, das Schulgelände zu betreten. Damit sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.

Laut Schulleitung sind derzeit auch zehn Lehrer vom Unterricht befreit. Bei ihnen sollen Bluttests zeigen, inwieweit sie nach einer Masernerkrankung im Kindesalter Antikörper aufweisen und somit dauerhaft gegen eine erneute Erkrankung geschützt sind. Trotz der Masern geht der Unterricht – auch mithilfe von Vertretungsstunden – weiter.

Erst kürzlich hatte das Berliner Verwaltungsgericht entschieden, dass Gesundheitsämter Schüler ohne Masern-Impfschutz vorübergehend vom Unterricht ausschließen dürfen. Das Verbot, eine Schule zu betreten, zähle zu Schutzmaßnahmen, argumentierten die Richter.

Kritische Krankheitsverläufe gab es in Dresden bislang noch nicht. Dennoch betont das Gesundheitsamt, dass die Zahl der Fälle derzeit höher sei „als in den letzten vier Jahren zusammen“. 2014 wurde in Dresden lediglich eine Infektion registriert, 2013 fünf, 2012 keine und 2011 sieben.

Für die kommenden Wochen rechnen die Experten mit weiteren Erkrankungsfällen in Dresden – zumal die Dunkelziffer wohl jetzt schon höher liegt. Die Inkubationszeit dauert bei Masern acht bis zehn Tage. Insbesondere Geschwister und andere Personen, mit denen die Infizierten Kontakt haben, sind gefährdet. Eltern sollten dennoch den Impfschutz ihrer Kinder überprüfen. Die erste Impfung wird ab vollendetem 12. Lebensmonat, die zweite im 6. Lebensjahr empfohlen. Erwachsene sollten ebenfalls zweimal geimpft sein.

Bundesweit ist die Zahl der Masernfälle im Jahr 2015 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts auf 1 043 gestiegen (Stand Montag). In der Vorwoche waren es rund 900. Knapp zwei Drittel der Erkrankungen gibt es in Berlin. (mit dpa)