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Kenny rennt für seinen Bruder

Die Pesterwitzer Zwillinge haben eine seltene Krankheit. Um sie zu erforschen, hatte ihr Heimatklub eine Idee, die viele unterstützen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Freital. Diese Hilfsbereitschaft ist unglaublich. Der SV Pesterwitz hatte am Sonnabend zum Spendenlauf am und auf dem Sportplatz an der Otto-Harzer-Straße in dem Freitaler Ortsteil aufgerufen. Und Hunderte folgten.

Rund 760 Läufer aus ganz Sachsen hatten sich registrieren lassen. Zahlreiche weitere Kinder und Erwachsene nahmen zudem spontan an dem Lauf teil – ohne Startnummer. Von einem Erdbeerfeld aus ging es durch Pesterwitz sowie Teilen Dresdens wieder zurück. Alle rannten für einen guten Zweck: Sie wollen Kenny und Ricky helfen. Die achtjährigen Zwillinge aus Pesterwitz leiden an Leukodystrophie. Diese Stoffwechselerkrankung bewirkt den Verlust von Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie motorische Störungen.

Mit dem ersten Lauf dieser Art in Pesterwitz soll Geld für die weitere Erforschung der Krankheit gesammelt und Heilungschancen verbessert werden. Sämtliche Einnahmen des Laufs erhält der Verein ELA (European Leukodystrophy Association), der sich diesen Zielen verschrieben hat.

Mit dem Startgeld der Teilnehmer und weiteren Spenden kamen nun 6 000 Euro zusammen, so Thomas Hesse vom Organisationsteam. Beim SV Pesterwitz war er auch mehrere Jahre Trainer der Zwillinge.

Während es Ricky nicht gut gehe, kann Kenny nach seiner Stammzellentransplantation im Dezember 2015 inzwischen wieder Fußball spielen, sagt er. Doch nicht nur das: Kenny lief am Sonnabend selbst mit.

Helfer überwältigt von Resonanz

Er legte sich richtig ins Zeug, wie viele andere Kinder auch, die beim parallel auf dem Sportplatz stattfindenden Spendenlauf den 400-Meter-Kurs teils 49-mal umrundeten und so Geld sammelten. Kenny startete indes auf der mittleren von drei Strecken, lief die Fünf-Kilometer-Distanz. Der Achtjährige kam in der Altersklasse U 10 als Zweitbester ins Ziel, in 30:40 Minuten – eine starke Zeit. Der Pesterwitzer hatte im vorigen Dezember neue Stammzellen erhalten. Diese fremden Zellen kommen per Infusion ins Blut, nisten sich im Knochenmark ein, bilden gesundes Blut.

Die passende Spende wurde über die weltweite laufende Stammzellenspendersuche gefunden. In Freital und Umgebung beteiligten sich außerdem Tausende an sogenannten Typisierungsaktionen. Bei so einer Spendersuche im vorigen November in Pesterwitz hatten sich 3 700 Leute beteiligt.

Für Ricky, bei dem die Krankheit schon ausgebrochen ist – für ihn kommt eine Transplantation nicht infrage –, suchen die Eltern nach anderer medizinischer Hilfe.

„Jede Spende hilft“, sagt Kreisfußballverbandspräsident Peter Riebisch. Der Geisinger absolvierte beim Lauf die Zehn-Kilometer-Distanz, so wie Jan Gerwig aus Dresden. Der 39-Jährige vom DRK Soziale Dienste Freital war schon bei der Pesterwitzer Typisierungsaktion dabei: „Das Thema liegt meinen Kollegen und mir am Herzen.“

Die Dynamo-Fantankstelle in Dresden hat über eine eigene Aktion sogar schon rund 12 000 Euro gesammelt, um die Zwillinge und ihre Familie zu unterstützen, sagt Chefin Simone Saloßnick. Wie Hesse und die anderen ehrenamtlichen Helfer des Laufs ist sie überwältigt von der Resonanz. Am Sonnabend mit dabei waren auch Handballer des HC Elbflorenz, Nachwuchsbasketballer der Dresden Titans, Volleyballtalente vom Dresdner SC sowie Karl Bebendorf. Der erfolgreiche Langstreckenläufer vom DSC gewann über fünf und zehn Kilometer. Vielleicht ist er beim nächsten Spendenlauf auch dabei. Anfragen liegen bereits vor, sagt Hesse. Pläne gebe es noch nicht.