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Keine rassistischen Umzugsbilder - Karnevalsverband mahnt Vereine

Büttenreden, Prunksitzungen, Umzüge: In der närrischen Zeit werden schon mal Grenzen überschritten. Damit es nicht wieder geschmacklose Entgleisungen gibt, appelliert der Karnevalsverband an seine Mitglieder.

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© Symbolfoto: dpa

Dresden/Dohma. Nach Rassismus-Vorwürfen im vergangenen Jahr appelliert der Verband Sächsischer Carneval an seine Mitglieder, sich in der nahenden Faschingszeit an die Regeln zu halten. „Man ist nicht davor gefeit, dass bei manchen Umzügen provokante Bilder auftauchen“, sagte Günter Bührichen, Präsident Verband Sächsischer Carneval, der Deutschen Presse-Agentur. Die Ethik-Charta des Bundes Deutscher Karneval lege aber die Grenzen fest. „Vereine sollten darauf achten, dass es nicht entgleist“, so Bührichen. So seien Späße über Behinderte tabu - ebenso wie Bilder, die Flüchtlinge als Schmarotzer darstellten.

Im vergangenen Jahr hatte unter anderem ein Festwagen unter dem Motto „Reisefreudige Afrikaner“ im Umzug von Reinhardtsdorf-Schöna (Sächsische Schweiz) für Aufsehen gesorgt. Die Mitglieder der Gruppe hatten sich die Gesichter schwarz angemalt, schwarze Perücken aufgesetzt und sich in lange bunte Gewänder gehüllt. Auf einen offenen Anhänger pappten sie das Schild „Asyllounge“, versehen mit fünf Sternen. Der kleine sächsische Ort gilt als Hochburg der rechtsextremen NPD.

Bei Karnevalsumzügen sollten die Veranstalter vor der Aufstellung kontrollieren, ob extreme Sprüche auf Plakaten oder Umzugsbilder dabei seien - und diese aussortieren, rät Bührichen. Politisch werden dürfe es aber: So stünden in diesem Jahr Themen wie Maut oder Rente im Vordergrund.

Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr fällt in vielen sächsischen Kommunen der Startschuss für das närrische Treiben - mit der Übernahme des Rathausschlüssels. In Leipzig übernimmt Löwin „Leila“, das Maskottchen der dortigen Narren, die Macht im Rathaus. Auch in der Faschingshochburg Radeburg starten die Faschingsfans mit der ersten Prunksitzung in die Saison. In Dresden nimmt der Dresdner Carneval Club (DCC) absurde Bautätigkeiten aufs Korn - etwa das doppelte Geländer der Albertbrücke, erklärte DCC-Präsident Michael Thiele.

Der Karnevalsverein, der wie viele andere auch um Mitglieder kämpft, kündigte frischen Wind in dieser Faschingssaison an. Zum ersten Mal will der DCC den Karnevalsauftakt am 11. November abends im Studentenclub „Bärenzwinger“ feiern. „Wir wollen mehr junge Leute ansprechen, die mit Fasching bisher noch nicht so viel zu tun hatten“, so Thiele. Erstmals ist auch Seniorenfasching geplant.

Der Karneval endet in der Nacht auf den 1. März 2017, dann beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Bis dahin stehen in Sachsen vielerorts Festumzüge, Prunksitzungen und Kinderfaschingsfeiern auf dem Programm. Im Verband Sächsischer Carneval sind derzeit 179 Vereine organisiert - mit jeweils zwischen 40 und 120 Mitgliedern. „Viele Vereine kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, weil vor allem Sponsoren fehlen“, erläuterte Bührichen. Bei einzelnen Karnevalsvereinen muss daher das Programm eingedampft werden. „Wichtig ist eine anspruchsvolle Unterhaltung, damit das Publikum nicht wegbleibt.“ (dpa)