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„Kehrt in die Heimat zurück“

Diesen Aufruf auf Arabisch sprühten Unbekannte mehrfach in Zittau. Es ist kein Einzelfall.

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© Thomas Eichler

Von Anja Beutler

Zittau. In leuchtendem Weiß glänzt der fremdartige Schriftzug am Dienstagmorgen auf dem Gehweg in der Max-Müller-Straße. Er ist mit Farbe aufgesprüht – und mithilfe einer Schablone. So viel ist klar erkennbar. Was er allerdings bedeutet, darüber haben sich inzwischen viele schon den Kopf zerbrochen. Denn das Graffito ist kein Einzelfall, sondern tauchte in einigen Zittauer Straßen plötzlich auf. Auf der Facebook-Seite „Freunde von Zittau“ berichteten Leser von Sichtungen in der Goldbach-, der Süd-, der August-Bebel- und der Brückenstraße, ebenso zu sehen sei es in der Inneren und in der Äußeren Oybiner Straße.

Auch Yahia Suliman hat den Schriftzug gesehen. Der gebürtige Syrer lebt seit DDR-Zeiten in Deutschland und arbeitet zurzeit als Übersetzer in der Nähe von Zittau. „Das ist Hocharabisch, richtet sich an mehrere und heißt so viel wie ,Kehrt in die Heimat zurück‘“, erklärt er. Grammatikalisch sei alles korrekt, möglicherweise von einem Muttersprachler, sagt Suliman, der selbst in seiner Heimat an der Hochschule Hocharabisch gelehrt hat. Was nicht zu ersehen ist, sind die Hintergründe, der Absender. „Man kann es sowohl als unfreundliche Aufforderung ,Haut ab‘, aber auch als Warnung an Landsleute, dass es hier keine Zukunft gibt, deuten“, erklärt er. Ähnlich sieht es der Tunesier Hedi M’selmi, der für das DRK in Löbau bei der Flüchtlingsbetreuung hilft. Auch er kann sich derzeit keinen genauen Reim auf die Absicht machen, die hinter den weißen Zeilen steckt.

Der Stadtverwaltung Zittau ist die genaue Absicht indes egal, sie will die Schriftzeichen entfernen lassen: „Uns sind die Fälle bekannt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts legen ein besonderes Augenmerk auf aufgesprühte Schriftzeichen im Stadtbild“, erklärt Stadtsprecher Benjamin Zips. Eine Liste der betroffenen Orte werde aktuell vom Ordnungsamt nach eigener Feststellung und nach Anzeigen von Bürgern erarbeitet. Zudem habe die Stadt die zuständigen Behörden, einschließlich des Staatsschutzes, informiert und wird Anzeige erstatten, betont Zips.

Die Polizei selbst hat sich aufgrund der SZ-Nachfrage inzwischen auch mit der Sache befasst. „Die Kriminalpolizei wird die Ermittlungen zum Verursacher der vermutlich mit einer Schablone gefertigten Graffiti aufnehmen“, bestätigt Sprecher Thomas Knaup. Zu den Hintergründen der Schmierereien seien derzeit keine Informationen bekannt. Allerdings seien auch in Görlitz der Polizei vor wenigen Wochen Graffiti mit arabischen Schriftzeichen bekannt geworden. Ob hier jedoch derselbe Inhalt oder dieselbe Art Graffiti gegeben war, konnte Knaup derzeit nicht sagen.

Und auch in Heidenau und Dresden sind derartige Schriftzeichen bereits aktenkundig: Am 17. Juni waren die Bahnhöfe in Heidenau und in Dresden-Zschachwitz beschmiert worden. In arabischer Sprache hatten Unbekannte hier den Schriftzug „Kehren Sie in Ihre Heimat zurück“ angebracht. Und auch in Halle hat es bereits etwas Ähnliches gegeben: Dort hatten Unbekannte 20 Ortsschilder mit Aufklebern versehen, auf denen sinngemäß „Geh zum Haus“ oder „Geh zur Wohnung“ stand.