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Kaum noch feste Stellen an der Uni

Laut einer Umfrage an der TU Dresden sind Überstunden und befristete Jobs die Regel. Dennoch sind viele zufrieden.

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© dpa

Von Annechristin Kleppisch

Dresden. Die meisten Nachwuchswissenschaftler starten mit unsicherer Zukunft in den Beruf. Unbefristete Stellen gibt es kaum an Deutschlands Hochschulen. Ein Großteil der wissenschaftlichen Mitarbeiter muss sich mit befristeten Verträgen zufriedengeben. Selbst Drei-Monats-Befristungen sind in der Forschung keine Seltenheit mehr. Teilzeit- und Kettenverträge sind längst die Regel.

Was der Bundesbericht zum wissenschaftlichen Nachwuchs 2013 für ganz Deutschland belegte, ist jetzt auch für die Technische Universität Dresden im Detail nachgewiesen. An einer Online-Umfrage der Mittelbau-Initiative, einem Kreis von TU-Forschern ohne Lehrstuhl, haben sich mehr als 1.300 Mitarbeiter beteiligt. Dazu gehören Doktoranden, Lehrbeauftragte, wissenschaftliche Mitarbeiter und Hilfskräfte. Die TU ist einer der größten Arbeitgeber in der Region.

91,5 Prozent der Befragten gaben an, derzeit eine befristete Stelle zu haben. Etwa ein Viertel hat zudem zwei oder mehr Verträge gleichzeitig, um auf eine Vollzeitbeschäftigung zu kommen. Wer nur eine halbe Stelle hat, arbeitet durchschnittlich 17 Überstunden unentgeltlich. Bei Jobs mit 40-Stunden-Wochen sind es im Schnitt sieben Stunden extra. Trotz alledem ergab die Umfrage auch, dass die meisten Wissenschaftler gerne an der TU arbeiten. Drei Viertel gaben an, „zufrieden“ oder „eher zufrieden“ zu sein.

Zwar richtete sich die Umfrage nur an wissenschaftliches Personal. „Von dieser Situation sind aber auch Verwaltungsmitarbeiter betroffen“, sagt Matthias Kuhnt, Vorsitzender der Mittelbau-Initiative. Nach Angaben der Hochschule betrug der Anteil des befristet eingestellten Personals an der TU Ende 2012 rund 64 Prozent. Ein Grund für den hohen Anteil befristeter Stellen ist die finanzielle Situation der Hochschulen. Immer mehr hängt diese von sogenannten Drittmitteln ab. Dieses Geld wird über Forschungsprojekte aus der Industrie oder vom Bund eingeworben. Zusätzliche Mitarbeiter sind nur so lange beschäftigt, wie das jeweilige Projekt läuft. „Da die Grundfinanzierung durch den Freistaat stagniert, die Drittmitteleinnahmen der TU aber stetig zunehmen, ist es eine normale Folge, dass die Schere zwischen befristeten Projektstellen und Haushaltsstellen immer weiter auseinanderklafft“, erklärt Hochschulsprecherin Kim-Astrid Magister.

Laut der Umfrage ist die Situation bei den wissenschaftlichen Hilfskräften besonders prekär. Die werden mit bis zu 19 Stunden in der Woche eingestellt. Für die Lehre sind sie nicht zuständig. „Trotzdem hat knapp jeder Zweite angegeben, dass er schon einmal aufgefordert wurde, zu unterrichten“, sagt Kuhnt.