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Kaugummi-Asphalt jetzt als Patent

Eine Königsbrücker Firma hat sich den Namen gesichert. Doch erfunden hat ihn das Baustoffwerk in Kalkreuth.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß und Jörg Richter

Kalkreuth. Der Winter hat in Großenhain und Umgebung bisher nur ein kurzes Intermezzo gegeben. Dennoch brechen überall Schlaglöcher auf. Das Geholper auf den Straßen hat begonnen. Die Königsbrücker Baustoffproduktions- und Handelsgesellschaft (BPH) hat sich darauf eingestellt. In ihrem Lager steht ein weißer Tonnensack mit Kaltasphalt neben dem anderen. Mitarbeiter stapeln kleinere Beutel auf Paletten, die später bundesweit verkauft werden sollen. Die ganze Halle ist voll davon. Die Königsbrücker Firma hat viel zu tun und das liegt auch an ihrem Verkaufsschlager: dem Kaugummi-Asphalt.

Ein Mitarbeiter der Firma zeigt den Kaugummiasphalt, der im Urzustand immer wieder auseinanderrieselt. Das Gestein umhüllt ein besonderer Stoff. Der soll dafür sorgen, dass der Asphalt lange gelagert werden kann.
Ein Mitarbeiter der Firma zeigt den Kaugummiasphalt, der im Urzustand immer wieder auseinanderrieselt. Das Gestein umhüllt ein besonderer Stoff. Der soll dafür sorgen, dass der Asphalt lange gelagert werden kann. © Matthias Schumann

Die Firma aus Königsbrück hat sich den Begriff schützen lassen, obwohl er erstmals vor ein paar Jahren im Großenhainer Raum auftauchte. Das Baustoffwerk in Kalkreuth hatte damals ihre ersten Erfahrungen mit dem Kaltasphalt gemacht und schon zu dieser Zeit die Wortschöpfung „Kaugummi-Asphalt“ zur Vermarktung verwendet.

Dies Kombination Kaugummi und Straße weckt doch eher unangenehme Bilder. Man denkt an schwarze Flecken, Spachtel und stundenlange Abkratzarbeit. Der Vertriebsmanager der Königsbrücker Firma, Sven Stumberger-Fischer, schmunzelt. Er war an der Entwicklung des Produkts und des Namens maßgeblich beteiligt. „Viele haben am Anfang gelacht“, sagt er. „Aber unser Produkt ist wie ein Kaugummi. Zunächst ist es flexibel und, wenn es auf der Straße ist, passt es sich der Reparaturstelle optimal an und wird fest.“

Pflanzenöl spiele eine Rolle

Sein Chef ist der Grund, warum der Kaugummi-Asphalt nicht mehr in Kalkreuth, sondern in Königsbrück hergestellt wird. Der Franzose Frédéric Robert-Kasper war vorher Geschäftsführer in Kalkreuth. „Ich habe dort gern gearbeitet“, erinnert er sich. Schon damals hatte sich der Bauingenieur sehr für den neuen Baustoff interessiert und eingesetzt. „Denn Asphalt ist meine Spezialität“, sagt er mit einem leichten französischen Akzent, als wäre er Chefkoch in einem noblen Pariser Restaurant und präsentiere Froschschenkel in Himbeersoße.

Im Grunde genauso speziell ist der Kaugummi-Asphalt, der auf eine englische Erfindung zurückgeht. Die britische Firma Macismo hat das Patent darauf. Die Rezeptur ist geheim. Robert-Kasper verrät nur so viel: Pflanzenöl spiele eine Rolle dabei.

Der Franzose und Stumberger-Fischer haben die Rezeptur auf die Verhältnisse in Deutschland und den angrenzenden Ländern angepasst. Da war Frédéric Robert-Kasper noch Geschäftsführer in Kalkreuth und sein jetziger Vertriebsmanager der Projektleiter bei der strabau GmbH Meißen. Letzteres Unternehmen besaß bis zu ihrer Insolvenz für den Kaltasphalt die Lizenzrechte aus England. Macismo suchte einen neuen Partner und fand ihn in Robert-Kasper, der 2013 die Königsbrücker BPH gründete und Stumberger-Fischer einstellte.

Vierstellige Tonnage

Stumberger-Fischer war damit einverstanden, dass sein neuer Arbeitgeber, den markanten Namen „Kaugummi-Asphalt“ schützen ließ. Unter dieser Bezeichnung wird er auch in Österreich und Lichtenstein verkauft. Für Frankreich, die Beneluxländerund Slowenien, haben sich die Neu-Königsbrücker einen anderen Namen einfallen lassen: Macphalt. Das soll an die britische Firma Macismo erinnern.

Die Produktionszahlen für den Kaugummi-Asphalt sind mittlerweile größer. Als Frédéric Robert-Kasper noch in Kalkreuth arbeitete und diesen Baustoff in der Region bekanntmachte, waren es noch 300 Tonnen pro Jahr. Jetzt ist die Nachfrage bei den Straßenmeistereien gestiegen. „Wir streben schon dieses Jahr eine vierstellige Tonnage an“, sagt der Franzose, der seit 1992 in Deutschland lebt und an der TU Dresden Bauingenieurwesen studiert hat.

Die Straßenmeistereien machen auch nichts falsch, wenn sie den Kaugummi-Asphalt auf Vorrat kaufen. Denn er hat eine erstaunliche Eigenschaft: Er ist zwei Jahre lang haltbar.