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Katzenhasser unterwegs

Gleich zwei Kater werden in Radebeul Opfer eines Messerangriffs. Andere Tiere verschwinden ganz.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Ich habe keine richtige Ruhe mehr“, sagt Falk Czurlok. Der Radebeuler fürchtet um das Leben der beiden Familien-Kater.

Der rotbraun getigerte Franz und der schwarz-weiße Purzel sind etwa zehn Jahre alt, Geschwister und von klein auf bei den Czurloks. Beide Tiere wurden Opfer einer Messerattacke. Franz vor Weihnachten, sein Bruder kurz darauf. Dass die Verletzungen der Freigänger beinahe tödlich gewesen wären, hatte Falk Czurlok nicht geahnt. Da waren erst nur Humpeln und etwas Blut. Dann eine große Schwäche und beim Tierarzt die Diagnose: Messerstich in Herznähe, schon vereitert. Nur eine schnelle OP konnte die beiden Katzen retten.

Inzwischen geht es ihnen etwas besser. Doch so lebhaft wie zuvor sind sie nicht mehr, sagt Falk Czurlok. Und das Springen klappt schlecht, vor allem bei Purzel.

Falk Czurlok, der in Radebeul-West Nähmaschinen repariert und verkauft, hat Angst um seine beiden Vierbeiner. Und warnt deshalb über Facebook vor Katzenhassern.

Dadurch hat er erfahren, dass andere Radebeuler Ähnliches erlebten. Ob hinter all diesen Vorfällen wirklich Menschen stecken, die Katzen hassen, ist offen. Eine Mitarbeiterin der Kleintierpraxis Dr. Raabe berichtet von einer Katze, deren Pfote extrem geschwollen war und die noch andere Verletzungen aufwies. Das könne auch von einer Falle stammen oder vom Hängenbleiben in einem Zaun. Allerdings würden Anrufer öfter beklagen, dass ihre Katze verschwunden ist.

So gibt es immer wieder Aushänge in Altkötzschenbroda. Und die Facebook-Seite vom Katzenhaus Coswig zeigt neue Fälle. In der Spitzgrundstraße in Coswig wird ein schwarz-weißer Kater vermisst. Eine Radebeuler Katzenbesitzerin sucht seit Tagen nach ihrem neun Monate alten Mäuschen, das im Bereich Wasastraße/Oststraße verschwand. Auf der Oststraße wird eine weitere Katze gesucht, die einer älteren Dame gehört und seit 14 Tagen weg ist. Das erfuhr die SZ von Gisela Krambeck, die selbst mehrere Katzen besitzt und frei lebende Tiere im Stadtgebiet betreut.

Auch Helga Domsch vom Tierschutzverein Dresden 1839 e.V. bestätigt, dass aus Radebeul jüngst drei verschwundene Katzen gemeldet wurden. In Dresden selbst habe das allein in der vergangenen Woche fünf Tiere betroffen. In der SZ-Redaktion sind ebenfalls Informationen eingetroffen, die beunruhigen. Von zwei Männern mit einem Sack, die abends auf Katzenfang in Altkötzschenbroda gehen würden, sprach kürzlich eine Anruferin.

Offensichtlich werden die Informationen über Tierquälerei oder das Verschwinden von Tieren vor allem im privaten Umfeld und – wie bei den zwei verletzten Katern – über Facebook und andere soziale Netzwerke ausgetauscht. Denn weder beim Kreis-Veterinäramt noch bei der Polizei liegen derzeit dazu Anzeigen vor. Das sagen Landratsamts-Pressesprecherin Kerstin Thöns und Marko Laske von der Polizeidirektion Dresden.

Allerdings vermutet die Polizei, dass die Dunkelziffer von Übergriffen auf Tiere gar nicht so gering ist. Viele Besitzer würden sich nicht an die Polizei wenden, weil sie sich nicht sicher sind, dass der Sache auch nachgegangen werden kann. Marko Laske: Wenn offensichtlich eine Straftat vorliegt, wenn Menschen Tiere töten oder ihnen anderweitig Leid zufügen, dann ist ein Hinweis an die Polizei wichtig. Auch damit die Täter ihre gerechte Strafe erhalten.

Zu Anfragen wegen Katzenfängerbanden erklärt der Polizeisprecher: Solche Vermutungen haben sich noch nicht bestätigt. Das könne er aus 15-jähriger Arbeitserfahrung in Dresden und Umland sagen.

Mit dem Thema Tierquälerei hatten es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Meißner Tierschutzcentrum der Aktion Tier schon öfter zu tun. Katrin Aßmann weiß von einer Katze in Großenhain, die mit Diabolos beschossen wurde. Auch andere Tierarten waren betroffen. So die Schafe, die Anfang 2013 tot bzw. völlig verwahrlost in Moritzburg entdeckt wurden. Dass gerade kein solcher Fall vorliegt, freut die Tierschützerin natürlich.

Ähnlich geht es Sabine Kaden vom Tierheim des Meißner Tierschutzvereins in Gröbern. Gut erinnert sie sich allerdings an einen Vorfall im vorigen Winter in Nossen. Dort war eine Katze in einer Tasche auf der zugefrorenen Mulde entdeckt worden. Das Tier konnte sich nicht selbst befreien und wäre ohne ihren aufmerksamen Entdecker und ohne die Hilfe von Feuerwehr und Tierfreunden umgekommen.

Oft fragen sich nicht nur die Helfer, warum Menschen Tiere so leiden lassen. Die Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit spricht im Internet von großen Unterschieden bei der Tierquälerei, „von den eher schuld-bewussten ,Experimenten’ schon im Kindesalter (,mal sehen, was dann kommt ...’) bis zu extrem sadistischen Quälereien ohne jegliches Gefühl für das Opfer“. Als Motiv für Tierquälerei beispielsweise bei Kindern und Jugendlichen werden auch Gruppendruck, Stimmungsverbesserung, Neugierde, eigener Missbrauch, krankhafte Angst vor Tieren bis hin zum Ausprobieren der späteren zwischenmenschlichen Gewalt angegeben.