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Karl May im Gefängnis – eine neue Ausstellung in Zwickau

Zwickau. Der Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) verdankte der einstigen Zwickauer Arbeitsanstalt Schloss Osterstein womöglich wichtige Anregungen. Seinem Leben hinter diesen Mauern widmet sich jetzt eine Ausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau.

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Zwickau. Der Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) verdankte der einstigen Zwickauer Arbeitsanstalt Schloss Osterstein womöglich wichtige Anregungen. Seinem Leben hinter diesen Mauern widmet sich jetzt eine Ausstellung im Robert-Schumann-Haus Zwickau. Im Häftling Nummer 171, Karl May, soll in der Anstalt zwischen Juni 1865 und November 1868 der Entschluss gereift sein, Schriftsteller zu werden. Anlass der Ausstellung ist der 170. Geburts- und 100. Todestag des Dichters in diesem Jahr.

Das Zellengebäude, in dem Karl May seine Strafe absaß, ist längst abgerissen. Ein Steckbrief hingegen, mit dem May gesucht wurde, ist erhalten geblieben. Von einem unbekannten Betrüger ist die Rede, 21 bis 23 Jahre alt, mit dunkelbraunem Haar, der als „Dr. Heilig“ Kleidungsstücke erschwindelt haben soll. „Aus dieser Zeit gibt es keine Fotografien von May, nur die Beschreibungen des Briefes“, sagt Museumsdirektor Thomas Synofzik.

„Zwickau war für den späteren Lebensweg Karl Mays eine wichtige Etappe“, erklärt Synofzik. „Hier hat er sich für seinen späteren Berufsweg entschieden, hier hat er erste Projekte geplant.“ Schloss Osterstein ist inzwischen zu einem Seniorenheim umgebaut worden. Einige Räume der früheren Gefängnisverwaltung sind noch erhalten. Dort befand sich auch die Gefängnisbibliothek. Es könnte gut sein, dass Karl May in dieser Bibliothek mit den Lederstrumpferzählungen von James Fenimore Cooper (1789–1851) und dem Wilden Westen erstmals in Berührung kam.

Weil May auch musizieren konnte, rief er im Gefängnis einen Posaunenchor ins Leben. Die Ausstellung zeigt den Erstdruck einer seiner Kompositionen, ein Ave Maria, das er zum Tode Winnetous verfasst haben soll. Synofzik zufolge ist rund ein Dutzend Kompositionen aus der Feder Mays erhalten. Zu sehen ist auch der Gefängnisbericht zu Karl May. Als Schreiber des Gefängnisdirektors, zu dem er aufgestiegen war, soll er angeblich selbst mit Hand angelegt haben, als der Text verfasst wurde.

May wurde 1868 wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen, aber nur für einige Jahre. Bevor aus ihm der gefeierte Schriftsteller wurde, musste er von 1870 bis 1874 in Waldheim noch einmal hinter Gitter. Zuvor hatte er einige Wochen in Mittweida in Untersuchungshaft zugebracht. Studenten der dortigen Hochschule hatten im Frühjahr 2011 mit einer Dauerlesung seiner Werke an den Schriftsteller erinnert.

Die Zwickauer Ausstellung ist bis zum 31. Mai 2012 zu sehen. (dpa)