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Kampf um die Elite-Unis

Ein neuer Wettbewerb soll im Juni beschlossen werden. Sachsens Wissenschaftsministerin zu Chancen und Risiken.

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© Ronald Bonß

Wieder einmal werden einige Universitäten in Deutschland krass bevorzugt, andere gehen leer aus. Der Elitewettbewerb Teil 3 steht bevor. Er ist das Streitthema zwischen forschungsstarken und den eher schwachen Bundesländern. Sachsen sieht sich bei den Starken, hofft und bangt. Es geht um seine Exzellenzuniversität und die Forschungscluster. Mal von Berlin abgesehen ist die TU Dresden derzeit als einzige ostdeutsche Elite-Uni dabei. Drei Forschungscluster, zwei in Dresden, einer in Chemnitz, müssen sich um die Elite-Gelder erneut bewerben. Die TU als Elite-Uni ebenso. Vorausgesetzt, die Ministerpräsidenten der Länder stimmen überhaupt der nächsten Elite-Runde zu und geben die eingeplanten 148 Millionen Euro pro Jahr an Bundesgeldern frei für die neue Elite.

Frau Stange, wird Sachsen im Juni dem neuen Elitepaket so zustimmen, oder gibt es noch nötige Nachbesserungen, damit die ostdeutschen Unis nicht benachteiligt werden?

Sachsen wird zustimmen. So wie das Konzept der Exzellenzinitiative jetzt aussieht, können wir sehr zufrieden sein. Wenn es im Juni so beschlossen wird, bekommen wir, das heißt die TU Dresden und die Universitäten in Leipzig und Chemnitz, erst einmal noch eine Verlängerung von zwei Jahren. Diese Zeit ist wichtig zum Luftholen. Dann folgt erst die bundesweit neue Ausschreibung.

Wie sehen Sie die Chancen für Sachsens Unis angesichts der inzwischen größeren Konkurrenz.

Wir haben gute Chancen in den bereits vorhandenen Clustern. Es könnten auch noch welche hinzukommen. Ich sehe auch gute Chancen für die TU Dresden als Exzellenzuniversität. Aber die Anzahl der künftig geförderten Universitäten ist klein, nur zwischen acht und elf bundesweit. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein paar mehr sein würden. Aber das Paket insgesamt ist gelungen.

Auch dann noch, wenn die sächsischen Universitäten durchfallen sollten und nichts von den vielen zusätzlichen Millionen abbekommen?

Ja natürlich. Das ist ein von der Wissenschaft getriebener Wettbewerb. Es liegt nun an den Universitäten, sich dort durchzusetzen.

Was passiert mit den Forschungsgruppen, den sogenannten Clustern und ihren 50 bis 100 Mitarbeitern, wenn sie diesen Wettbewerb verlieren?

Dann sind die Universitäten und auch das Land gefordert. Wir müssten dann prüfen, was wir weiter erhalten. Es wird aber nicht alles sein können.

Die Zusage des Landes, diese Forschungscluster zu erhalten, gilt dann wohl nicht mehr?

Diese Zusage hat es so nicht gegeben. Wir haben nur zugesagt, die Universitäten zu unterstützen beim Erhalt der Forschungskerne. Aber bis November 2019 ist die Finanzierung ja erst einmal gesichert.

Was bliebe dann erhalten von der exzellenten Forschung – nur 30, 50 oder 70 Prozent?

Das hängt davon ab, wie viele Stellen die Universitäten übernehmen. Sie waren ja aufgefordert, genau für einen solchen Fall Vorsorge zu treffen und Stellen zur Verfügung zu haben. Das trifft übrigens auch so zu, wenn die maximale Dauer der Exzellenz-Förderung ausgeschöpft ist.

Also die Unis müssen Stellen freimachen, um diese dann für solche Fälle zur Verfügung zu haben?

Ja genau, und so ist es zum Teil ja auch schon gemacht worden.

Sachsen muss im Erfolgsfall Geld dazugeben. Falls alle alten und neuen Anträge erfolgreich sein sollten, reicht dafür überhaupt das Geld, und weiß das Finanzministerium schon davon?

In der Tat beteiligt sich das Land jeweils mit 25 Prozent. Auch künftig. Derzeit sind es zehn Millionen Euro im Jahr. Natürlich kennt das Finanzministerium diese Zusage. Letztlich unterschreibt ja der Ministerpräsident dafür. Und dann ist das Land in der Pflicht, seinen Anteil zu bezahlen.

Nehmen Sie Einfluss darauf, wer sich womit bewerben darf?

Nein, das ist Sache der Universitäten.

Wir werden nur darauf achten, dass wir nicht mit zwei gleichen Projekten an den Start gehen.

Elite, das ist nur die eine Seite sächsischer Hochschulen, die andere Seite sind Zusammenlegungen von Fächern. Jura zum Beispiel gibt es künftig nur noch in Leipzig – endgültig?

Wenn wir den Hochschulentwicklungsplan hinbekommen zwischen Bund und Ländern, dann ist der geplante Stellenabbau bis 2020 von insgesamt 754 Stellen vom Tisch. Und er gibt den Hochschulen Sicherheit bis 2025.

Aber nur, wenn Jura in Dresden beispielsweise wegfällt …

… aber wir wollen auch die 14 Hochschulstandorte erhalten. Und die einzige Diskussion, die es derzeit gibt, ist die Entscheidung, die Rechtswissenschaften am Standort der TU Dresden einzustellen und die frei werdenden Stellen nach Leipzig zu verlagern.

Das ist jetzt endgültig?

Es gibt gerade die Anhörung in den Hochschulen dazu. Am Ende müssen sie zustimmen oder eben ablehnen.

Also kann jede Hochschule letztlich machen, was sie will, nämlich Ihren Plan einfach ablehnen.

Jede einzelne Hochschule muss den Entwicklungsplan unterschreiben, wenn sie die Sicherheiten bis 2025 haben will. Sie kann auch ablehnen, dann fallen aber alle anderen Vorteile auch weg, auch der Stopp des Stellenabbaus.

Das Gespräch führte Stephan Schön.