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Kamera und Kochlöffel

Gabriele Herrmann hat in Meißen für „Das perfekte Dinner“ gekocht. Die Frau eines bekannten Mathe- Asses ist Kameras gewohnt. Doch den Besuch von Vox vergisst sie nicht so schnell.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Die Absage ist höflich, aber bestimmt. „Leider ist es nicht möglich, die Dreharbeiten zum Dinner vor Ort zu begleiten, da am Stück und fast ohne Unterbrechung gedreht wird“, schreibt eine Pressesprecherin des Fernsehsenders Vox auf die Anfrage der SZ. Nein, nicht einmal die Fotografin darf am Dienstag kurz für ein Bild vorbeischauen. Auch das würde stören. Dabei hätten Gabriele Herrmann und ihr Mann Norbert selbst nichts dagegen gehabt, sich neben drei Kameras und bis zu sieben Filmleuten auch noch die Zeitung ins Haus zu holen.

Essen unter Aufsicht: Wenn für „Das perfekte Dinner“auf Vox gefilmt wird, halten gleich drei Kameras auf die fünf Kandidaten.
Essen unter Aufsicht: Wenn für „Das perfekte Dinner“auf Vox gefilmt wird, halten gleich drei Kameras auf die fünf Kandidaten. © privat

Das perfekte Dinner

Die Zutaten Kaffirblätter, Pandan- und Bananenblätter: Nicht nur die Zutaten zum Essen, sondern auch für die Deko fand Gabriele Herrmann in einem großen asiatischen Lebensmittelhandel in Dresden. Für Essen und Küchengeräte, die extra angeschafft werden, erhalten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung.
Die Zutaten Kaffirblätter, Pandan- und Bananenblätter: Nicht nur die Zutaten zum Essen, sondern auch für die Deko fand Gabriele Herrmann in einem großen asiatischen Lebensmittelhandel in Dresden. Für Essen und Küchengeräte, die extra angeschafft werden, erhalten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung.
Die Dekoration Das Motto Thailand spiegelte sich auch in der Dekoration auf dem Tisch wieder: Diese war überwiegend in blau und weiß gehalten, beide Farben findet man neben rot in der Flagge des Landes. Orchideen und eine kleine Buddhastatue vollendeten dezent das fernöstliche Flair.
Die Dekoration Das Motto Thailand spiegelte sich auch in der Dekoration auf dem Tisch wieder: Diese war überwiegend in blau und weiß gehalten, beide Farben findet man neben rot in der Flagge des Landes. Orchideen und eine kleine Buddhastatue vollendeten dezent das fernöstliche Flair.
Der Menüplan Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise, so sieht jedes „perfekte Dinner“ aus. Um ihre zwei Hauptgerichte musste Gabriele Herrmann kämpfen, die Redakteurin wollte sie gerne auf nur einem Teller sehen. Bei vier Dinnergästen musste die Köchin außerdem sechs Teller bestücken – einer war für die Kamera.
Der Menüplan Aperitif, Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise, so sieht jedes „perfekte Dinner“ aus. Um ihre zwei Hauptgerichte musste Gabriele Herrmann kämpfen, die Redakteurin wollte sie gerne auf nur einem Teller sehen. Bei vier Dinnergästen musste die Köchin außerdem sechs Teller bestücken – einer war für die Kamera.
Die Inspiration Ein großer Stapel thailändischer Kochbücher liegt im Esszimmer von Familie Herrmann, in vielen stecken bunte Klebezettel. Genau so wichtig waren jedoch die vielen mehrwöchigen Ausflüge nach Thailand, die das Paar unternommen hat. Dort unterrichtete Norbert Herrmann öfter Mathematik-Kurse.
Die Inspiration Ein großer Stapel thailändischer Kochbücher liegt im Esszimmer von Familie Herrmann, in vielen stecken bunte Klebezettel. Genau so wichtig waren jedoch die vielen mehrwöchigen Ausflüge nach Thailand, die das Paar unternommen hat. Dort unterrichtete Norbert Herrmann öfter Mathematik-Kurse.

„Sie können sich nicht vorstellen, was hier los war“, sagt Norbert Herrmann, als er die Presse zwei Tage später gut gelaunt in seinem Zuhause mitten in der Meißner Altstadt empfängt. Das Filmteam hat Eindruck hinterlassen, nicht nur an der großen dunklen Standuhr im Esszimmer, die einen Kratzer abbekommen hat, sondern auch bei dem Seniorenehepaar.

„Das Chaos, das sie gemacht haben, das Durcheinander“, sagt Gabriele Herrmann, genannt Gabi, „da war ich am Schluss doch ein bisschen sauer“. Im Flur der Wohnung stehen noch Reste des Essens vom Dienstag, abgedeckt mit Klarsichtfolie, auf dem großen Tisch im Esszimmer nebenan ist noch immer thailändisch dekoriert, statt fünf Gedecken ist heute aber nur der Platz der Gastgeberin eingedeckt.

Echtes Meissener Porzellan, sagt Gabriele Herrmann, darauf habe sie auch beim Dinner Wert gelegt. Zum Essen gab es Weine von Schloss Proschwitz, ausgesucht vom Prinzenehepaar zur Lippe selbst, mit dem die Herrmanns befreundet sind. „Wir haben schon versucht, Meißen ins Blickfeld zu bringen“, sagt Gabriele Herrmann.

Weil es das Meissener Porzellan schon so lange gibt, hatte die Produktionsfirma ITV Studios, die neben dem perfekten Dinner auch das Dschungelcamp, Let’s Dance oder das Quizduell mit Jörg Pilawa produziert, nichts dagegen einzuwenden, dass es im Fernsehen genannt wird. Denn sonst gab es strenge Regeln, was das Zeigen von Produkten angeht. Nicht einmal die Labels der Kleidung durften zu sehen sein, erzählt Gabriele Herrmann. Für die gemalten Bilder an den Wänden musste das Ehepaar sogar die Erlaubnis jedes einzelnen Künstlers einholen.

Je länger sie über den Besuch am Dienstag spricht, desto mehr verfliegt der Ärger über das Chaos des Drehs bei Gabriele Herrmann. Dass das Kamerateam jedes Zimmer ihres Hauses bis auf das Schlafzimmer in Beschlag genommen hat und jeder ihrer Handgriffe 15 Stunden lang gefilmt wurde, hat sie den Kölnern verziehen. Denn am Ende überwog der Spaß an der Sache, ums Gewinnen und das Preisgeld ging es ihr nie. Ob es nun 1 500 oder doch 3 000 Euro sind – so genau weiß sie das gar nicht.

„Es ist natürlich ein großes Erlebnis“, sagt Gabriele Herrmann dann auch ziemlich bald. Um kurz vor neun Uhr am Morgen sei das erste Kamerateam schon bei ihr gewesen, obwohl sie nach dem ersten Dinnerabend erst um zwei Uhr nachts im Bett war. „Und dann machen sie unzählige Interviews und stellen Fragen.“ Was könnte der Nächste wohl kochen? Wie schneidet dein Essen ab im Vergleich zu den anderen? Und: Welches Musikinstrument würdest du den anderen Teilnehmern zuordnen? „Da habe ich zu dem jungen Kerl neben mir gesagt: Ich kann doch jetzt nicht sagen, du bist eine Flöte!“ Gabriele Herrmann muss lachen.

Die anderen Köche leben in Dresden und Tharandt, sie ist die einzige Meißnerin in der Runde. Von den fünf Gästen ist jedoch nur der Mann aus Tharandt ein echter Sachse. Alle anderen sind zugezogen.

Auch die Herrmanns kommen ursprünglich nicht aus Meißen, auch wenn sie seit mittlerweile fast zehn Jahren hier leben. Gabriele Herrmann kommt aus Senftenberg, ihr Mann Norbert aus Schlesien. Vierzig Jahre lang lebten sie zusammen in der Nähe von Hannover, wo Norbert Herrmann an der Universität Mathematik unterrichtete.

Der 74-Jährige (seine Frau wollte weder der SZ noch dem Fernsehteam ihr Alter verraten) erlangte Bekanntheit damit, dass er zum Beispiel eine Formel für das Einparken berechnete. Günther Jauch, Stefan Raab und Johannes B. Kerner luden den Mathematiker schon in ihre Sendungen ein. Zwölf Bücher hat er mittlerweile über seine Leidenschaft geschrieben.

Doch am Dienstag geht es mal nicht um das Mathe-Ass, sondern seine Frau. Norbert Herrmann darf aber in der Küche helfen, zum Beispiel Schalotten schneiden. „Ich habe dann sehr bedauert, dass ich ihm das überlassen habe“, sagt Gabriele Herrmann mit einem Seitenblick auf ihren Mann. Denn der hat die inneren Schalen der Schalotten nicht entfernt. „Ich habe dann noch versucht, das Gröbste rauszumachen, aber am Ende hat es zum Glück keiner gemerkt.“ Und auch, dass die Shrimps fast angebrannt wären, konnte die Köchin mit einem Schluck Wein überspielen. „Das Kamerateam hat sich natürlich gleich gefreut und draufgehalten“, erzählt sie. Auch als sie sich in der Aufregung zweimal in den Finger geschnitten hat, war eine Kamera zur Stelle, um das festzuhalten.

Gabriele Herrmann kochte thailändisch, drei Gänge und ein Aperitif gehörten zu ihrem Menü, am Ende durften die anderen Kandidaten geheim Punkte dafür vergeben, wie „perfekt“ sie das Abendessen fanden. Wie sie abgeschnitten hat, das hat sie inzwischen erfahren, die Auflösung erfolgte am Freitagabend direkt nach dem letzten Essen.

Welche Figur sie beim Kochen gemacht hat, das wird Gabriele Herrmann aber erst dann sehen, wenn es auch die Zuschauer erfahren: Ende Januar soll die Dresdner Dinnerwoche ausgestrahlt werden. Davor gilt Schweigepflicht.

Weil die Adventszeit dann schon längst vergessen sein wird, gab es für die Herrmanns eine Einschränkung beim Dreh, die sie besonders getroffen hat: „Wir durften nicht weihnachtlich dekorieren“, so Gabriele Herrmann. Keine Schwibbogen, keine großen Pyramiden, ganz sicher kein Weihnachtsbaum. Nur die vielen kleinen Erzgebirgs-Engel durften auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer stehenbleiben.

Am Fenster in der Küche steht eine kleine Figur von Albert Einstein, die sich dank Solarbetrieb rhythmisch mit dem Finger gegen die Schläfe tippt, wie als stummer Kommentar zu dem Schauspiel, das sich am Dienstag hier abgespielt hat. Und dann muss „Gabi“ sich schon wieder langsam fertigmachen. Um drei Uhr stehen die nächsten Interviews an.