Merken

Ist ein Leben als DJ möglich?

Ein 21-jähriger Weißwasseraner versucht sein Glück. Einfach wird es nicht.

Teilen
Folgen
© Joachim Rehle

Von Christian Köhler

Schon von draußen dröhnt es. Am Eingang spürt man den Beat, der aus den Bassboxen kommt und den Boden im Club zum Vibrieren bringt. Drinnen steht ein DJ am Mischpult, der mit seinem Musik-Mix die tanzende Menge anheizt. Das ist die Welt von Tony Domayer alias „DJ Sail“ aus Weißwasser. Der 21-Jährige hat sein Hobby ganz der Musik verschrieben.

„Für mich hat alles ganz unkompliziert bei Gartenfeten angefangen“, erzählt er. Dort hat er sich einfach an den Rechner gesetzt und die Musiktitel ausgewählt, die den Leuten gefallen. Nach und nach sind die Events größer geworden, die Menge, vor der DJ Sail sein Handwerk vollführt, ist gewachsen. Mit neuer Technik und jeder Menge Enthusiasmus ist der Jung-DJ nun am Start in den Clubs in der Lausitz.

„Ich habe bis zum Mai jedes zweite Wochenende einen Auftritt“, erzählt er. Neben dem Bautzener Club „Mono“ ist er inzwischen auch regelmäßig in Eisenhüttenstadt bei „Roxx“ ein gerngesehener Diskjockey. Dabei ist Tony Domayer erst im vergangenen Jahr zu seinem ersten großen „Gig“ gekommen. „Ich habe mit den Veranstaltern des Weißwasseraner Hexenbrennens gesprochen“, erinnert er sich. Die haben ihn dann ans Mischpult gelassen – „und den Leuten hat es an diesem Abend gefallen“, sagt Tony Domayer. Das Größte, was nun aber für ihn ansteht, bedarf einiges an Vorbereitung. „Ich bin auf dem Holi Open Air Festival im Spreewald dabei“, sagt er freudestrahlend. Dort lässt er vor „ Anstandslos & Durchgeknallt“ seine Sounds durch Lübben hallen. „Ich möchte mich dafür nicht nur musikalisch vorbereiten, sondern auch einiges in die Vermarktung investieren“, nennt der 21-Jährige seine Ziele.

Ganz einfach wird dieser Weg aber nicht, das ist ihm bewusst. „Nur Musik auf einem USB-Stick zu speichern und dann nach und nach die Lieder abzuspielen, reicht heute nicht mehr“, ist der Weißwasseraner überzeugt. Man müsse immer auf der Höhe der Zeit sein, die Charts verfolgen und „ein Gespür dafür haben, was den Leuten in bestimmten Momenten gefällt und was nicht“. Stets versuche er, das zu beherzigen. „Ich klammere mich nicht an einen Stil, sondern will, dass die Leute Spaß haben, wenn sie am Abend weggehen“, sagt er. Sein Traum sei es, eines Tages auf dem „Helene-Beach-Festival bei Frankfurt/Oder“ für die Mugge zu sorgen, die die Leute hören wollen.

Deshalb ist er am Wochenende auch selten in Weißwasser, sitzt viel im Auto und fährt von Club zu Club. Denn: „In unserer Gegend ist nicht mehr so viel“, sagt Tony Domayer. Statt in Weißwasser Musik aufzulegen, müsse man nach Dresden, Cottbus oder Berlin. „Das ist schon sehr ärgerlich, dass man immer so weit fahren muss“, beschreibt der 21-Jährige, „dabei könnte man auch in Weißwasser einiges auf die Beine stellen“. Die „Hafenstube“ in Weißwasser, die im 2017 vom Verein mobile Jugendarbeit und Soziokultur eröffnet wurde, sei ein gelungenes Beispiel, wie alte Industriebauten für Jugendprojekte genutzt werden könnten. „Ich würde mich darüber freuen, wenn in unserer Gegend nicht immer nur gemeckert werden würde“, sagt er. Es sei schwierig, in einer wirtschaftlich schwachen Region etwas auf die Beine zu stellen, weshalb bereits Erreichtes auch gewürdigt werden müsse.

Trotzdem: Will man in der Branche hoch hinaus, könne man offenbar nicht für immer in Weißwasser bleiben. So jedenfalls sieht es der DJ: „Ich plane schon, in den nächsten Jahren in eine größere Stadt zu ziehen.“ Dort gebe es einfach mehr Möglichkeiten und ein breiteres Publikum, was auch die Clubs besucht. Alles hänge natürlich auch davon ab, wie sich seine Auftritte in naher Zukunft entwickeln. Immerhin: Erste Kontakte haben sich bereits ergeben. „Ich wurde von Görlitz aus angerufen,“, freut er sich. Insofern bleibt er der Lausitz also auch noch etwas erhalten.