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Ist das der Bankräuber?

Zwei Männer überfallen 1997 die Sparkasse in Hochkirch. Einer der Täter ist längst verurteilt. Nach dem zweiten Verdächtigen wurde indes lange gesucht.

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© Jens Kaczmarek

Sebastian Kositz

Bautzen/Hochkirch. Beinahe 20 Jahre liegt der Überfall auf die Sparkasse in Hochkirch inzwischen zurück – doch diese 20 Minuten am Morgen des 23. Januars 1997 haben sich bei der damaligen Leiterin der Filiale fest eingebrannt. Zwei maskierte Räuber haben sie und eine Kollegin vor Geschäftsbeginn abgefangen, halten sie in ihrer Gewalt. „Ich hatte ständig die Pistole an der Schläfe“, erinnert sich die heute 63-Jährige. Die Räuber entkommen mit fast 60 000 DM. Ein spektakulärer Fall, der jetzt nach vielen, vielen Jahren wieder das Gericht beschäftigt.

Recht schnell waren die Ermittler seinerzeit auf die Schliche eines jungen Mannes aus Zittau gekommen, der den Überfall schließlich einräumte. Längst ist er rechtskräftig verurteilt. Tatsächlich hatte der Räuber sogar den Namen seines angeblichen Komplizen geliefert – doch an den Verdächtigen war lange kein Rankommen.

Seit Dienstag muss sich allerdings nun ein 43-Jähriger aus Jablonec nad Nisou vor der Großen Strafkammer in Bautzen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, an dem brutalen Überfall beteiligt gewesen zu sein. Der Angeklagte streitet das jedoch ab. Zwar habe er den Zittauer gut gekannt und mit ihm in den 1990er Jahren einen grenzübergreifenden Handel mit Drogen betrieben. Von dem Banküberfall möchte er aber nichts wissen. „Damit habe ich nichts zu tun“, erklärte der gelernte Schlosser, der sich darüber hinaus zu den Vorwürfen nicht äußern will.

In die BRD und zurück

Bereits als Kind war der heute 43-Jährige Anfang der 1980er-Jahre in die damalige BRD gezogen, geflüchtet vor den Kommunisten in der CSSR. Dort erhielt er auch die deutsche Staatsbürgerschaft, machte seinen Hauptschulabschluss. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks gingen er und seine Eltern wieder zurück in die Heimat nach Jablonec. Irgendwann lernte er in Liberec dann auch den bereits verurteilten Zittauer kennen. Nach etlichen Drogengeschäften hätten sie sich aber aus den Augen verloren, erklärt der Angeklagte. Wann genau das war, weiß er heute nicht mehr.

Dass die deutschen Behörden ihm nicht habhaft werden konnten, liegt offenbar auch daran, dass er immer wieder wechselnde Namen und verschiedene Dokumente verwendete. Später klemmte es bei der Auslieferung, außerdem war er wegen Drogengeschäften ins Visier der tschechischen Justiz geraten. Seit 2010 verbüßte er eine Haftstrafe im Nachbarland – bis der Verdächtige Anfang dieses Jahres endlich nach Deutschland überstellt wurde.

Mit vorgehaltener Waffe

Weil beide Räuber maskiert waren, war eine Identifizierung durch die damalige Filialleiterin jetzt im Gericht nicht möglich. Sie verweist aber darauf, dass der Mann, der sie damals mit vorgehaltener Waffe den Banktresor öffnen ließ, einen osteuropäischen Akzent gehabt habe. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, habe er sogar gedroht, mit einer Handgranate alles in die Luft zu sprengen. „Ich habe einfach nur Angst gehabt und deswegen auch keinen Alarm bei der Polizei ausgelöst“, erklärt die 63-Jährige. Ihre Kollegin, welche die Täter gleich zu Beginn gefesselt haben, hatte die beiden wohl ohne Maske gesehen. Sie ist inzwischen jedoch verstorben.

An diesem Mittwoch soll nun der geständige Mann aus Zittau vor Gericht aussagen. Der habe den 43-Jährigen in früheren Vernehmungen schwer belastet, erklärt Staatsanwältin Gesine Lübke. Mit einem Urteil wird in zwei Wochen gerechnet.

Fortsetzung, Mi., 9 Uhr, Landgericht, Saal 222