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Intendant Dorny siegt gegen Sachsen

Der Vertrag von Serge Dorny als Intendant der Semperoper besteht weiter. Das entschied das Oberlandesgericht. Im Kunstministerium glaubt man aber nicht, dass der Belgier nach den jahrelangen Rechtsquerelen wieder an die Elbe kommt.

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© dpa

Von Karin Großmann

Dresden.Sie müsse Schaden von der Semperoper im In- und Ausland abwenden, sagte Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer, als sie im Februar 2014 die sofortige Kündigung von Serge Dorny mitteilte. Sie setzte den Belgier vor die Tür, noch bevor er sein Amt als Intendant angetreten hatte.

Seitdem ist der Schaden nicht kleiner geworden, im Gegenteil. Er wächst mit jeder neuen Runde in dem Rechtsstreit, den Dorny mit dem Freistaat austrägt. Der 54-Jährige klagt um die Bezüge, die ihm durch das Vertragsende entgingen. Nach unbestätigten Angaben handelt es sich um 1,5 Millionen Euro für die fünfjährige Amtszeit. Doch es geht nicht nur ums Geld. Es geht auch um Ansehen, Glaubwürdigkeit und Professionalität des Freistaats.

Nun ist der vorerst letzte Akt über die Bühne gegangen. Mit Beschluss vom 20. Juli stellt der Senat des Oberlandesgerichts Dresden fest: Die fristlose Kündigung von Serge Dorny ist unwirksam. Er habe, so die Pressesprecherin der Justiz am Dienstag auf SZ-Anfrage, nicht gegen die Kompetenzen verstoßen, die sein Vorbereitungsvertrag zuließ. „Und nicht freundlich zu sein rechtfertigt noch keine Kündigung.“ Der Neue sei wie ein Bulldozer über Betriebsabläufe hinweggerollt, hieß es damals, oder vornehmer: „Entscheidungen wurden unangemessen kommuniziert“.

Immerhin etwas Klarheit

Das Oberlandesgericht bestätigt ohne erneute Beweisaufnahme und Verhandlung das Urteil des Landgerichts Dresden von Dezember 2015, gegen das der Freistaat Berufung eingelegt hatte. Das Kunstministerium kommentiert den jüngsten Beschluss mit Bedauern, stellt aber fest: „Immerhin herrscht jetzt zunächst einmal Klarheit, nachdem sich der Rechtsstreit so lange hingezogen hat.“ Man werde das Urteil prüfen, gehe aber nicht davon aus, dass Serge Dorny an die Semperoper zurückkehre.

Seine Lust darauf dürfte gering sein, zumal sich an den musikalischen Machtverhältnissen im Haus nichts geändert hat. Gleichwohl bedeutet der OLG-Beschluss, dass Dorny theoretisch noch im Amt ist – und die Dresdner Semperoper mit dem Antritt von Peter Theiler zur Spielzeit 2018/19 zwei Intendanten hätte.

Zur Höhe eventueller Abfindungen für Serge Dorny äußert sich das Gericht nicht. Rätselhafterweise meint das Kunstministerium, „dass es zu keiner finanziellen Belastung des Freistaats Sachsen kommt“. Intern hofft man angeblich auf eine Lösung, bei der das Gehalt, das Dorny als Chef der Lyoner Oper erhält, in die Rechnung mit einbezogen wird.

Zumindest bleiben die Gerichtskosten von rund 50 000 Euro beim Freistaat – und ein beträchtlicher Ansehensverlust. Er beginnt nicht erst mit dem uneleganten Rauswurf, sondern bereits bei der Auswahl: Der umtriebige Serge Dorny, der keine Erfahrung mit einem Repertoire-Theater wie der Semperoper hat, war der falsche Mann am falschen Ort. Derzeit hält er sich nach Auskunft seines Anwalts in Tokio auf.

So berichtete SZ-Online über den Fall Dorny:

Artikel vom 03.12.2015

Artikel vom 23.07.2015

Artikel vom 07.05.2015

Artikel vom 06.03.2015

Artikel vom 01.12.2014

Artikel vom 22.08.2014

Artikel vom 26.03.2014

Artikel vom 06.03.2014