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Kampf für Görlitzer Fernverkehr

Fernverkehr für Görlitz - dafür macht sich eine neu gegründete Initiative stark. Sie sieht Ostsachsen vom Streckennetz abgekoppelt. Auch zwischen Deutschland und Polen fahren immer weniger Züge.

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© dpa

Görlitz. Nach der Einstellung der Bahnlinie Dresden-Görlitz-Breslau will sich ein neues Bündnis für eine bessere Fernverkehrsanbindung von Deutschland nach Polen einsetzen. „Noch nie waren die Verbindungen zwischen beiden Ländern so schlecht, wie das heute der Fall ist“, sagte der Grünen-Politiker und Mitinitiator der Initiative „Fernverkehr für Görlitz“, Stephan Kühn. Dabei würden die Oberlausitz und Niederschlesien kulturell und wirtschaftlich immer enger zusammenwachsen. Ostsachsen aber bleibe ein weißer Fleck im Streckennetz der Bahn - und sei gewissermaßen abgekoppelt.

Weil für den Betrieb der Linie Dresden-Görlitz-Breslau von polnischer Seite die Mittel gekürzt wurden, ist die Strecke zum 1. März weggefallen. Zuvor hatte der grenzüberschreitende Verkehr bereits durch den Wegfall des Eurocitys „Wawel“ von Hamburg über Berlin nach Breslau einen Rückschlag erlitten. „Die Abwärtsspirale muss beendet werden“, forderte Kühn. Die Fernverkehrsinitiative, unterstützt von verschiedenen politischen Lagern und Verwaltung, fordert deshalb die Entscheider in Deutschland, Polen und der EU auf, die entsprechende Infrastruktur und Angebote für einen Fernverkehr zwischen Dresden und Breslau zu schaffen.

So müsse etwa das 2012 ausgehandelte deutsch-polnische Eisenbahnabkommen endlich in Kraft treten, so Kühn. Aufwendige Zulassungsverfahren für Loks und Triebwagen könnten damit entfallen. Heute müssten die polnischen Triebwagen auf der Neißebrücke kehrt machen, weil sie in Deutschland das Zulassungsverfahren nicht durchlaufen hätten. Zudem setzt sich das Bündnis für eine Verlängerung der Sachsen-Franken-Magistrale bis an die Neiße und die weitere Elektrifizierung der Strecke von Dresden bis Görlitz ein. In den nächsten Wochen will die Initiative ein Konzept ausarbeiten und mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen.

Unterstützung bekommt das Bündnis auch vom Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos). „Der Wegfall dieser wichtigen Fernverkehrsbindung steht im absoluten Widerspruch zu den Zielen der europäischen Annäherung und läuft nicht konform mit unserem Anliegen als Europastadt“, erklärte er.

Nach Angaben der Deutschen Bahn wird derzeit mit dem Zweckverband Oberlausitz Niederschlesien, der Vogtlandbahn und dem polnischen Eisenbahnverkehrsunternehmen Koleje Dolnoslaskie an einer Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Dresden und Breslau gearbeitet. Konkrete Ergebnisse wurden noch nicht genannt. Zudem hätten sowohl Bahn als auch Freistaat den Ausbau der Strecke von Dresden bis zur polnischen Grenze für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet. Der Ausbau sei damit eine Entscheidung des Bundes, hieß es. (dpa)