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Im zweiten Anlauf ins Rathaus

Der Radebeuler Winfried Lehmann ist ab 2016 zweiter Bürgermeister Radebeuls. Vor 14 Jahren hatte er ein anderes Ziel.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Ein wenig nervös waren sie sicher. Die beiden Männer, vom Verwaltungsausschuss ausgewählt als Kandidaten für den Posten des Zweiten Bürgermeisters der Großen Kreisstadt. Immerhin mit sechs zu sechs Stimmen. Das ließ auch für die Entscheidung im Stadtrat ein relativ knappes Ergebnis vermuten.

Der Mittwochabend bestätigte das. 19 Stadträte stimmten für Winfried Lehmann, 13 für Markus Renner – bei einer ungültigen Stimme. Die mit ihrem jeweiligen Favoriten verbundenen Erwartungen und Hoffnungen der Stadträte gelangten aber ausgerechnet zu diesem Tagesordnungspunkt nicht bis an die Öffentlichkeit. Denn sowohl die Wahl selbst lief geheim ab – auf Antrag von OB Bert Wendsche (parteilos), der das zuvor schon angekündigt hatte. Und auch die Fraktionen selbst verzichteten auf die obligatorischen Stellungnahmen, die sonst den allermeisten Abstimmungen voraus gehen.

Wohl nicht umsonst erinnerte Bert Wendsche noch kurz vor der Abstimmung daran, dass der Rat immer gut gefahren sei, Ideologie und Parteibuch am Rand zu lassen. Appellierte daran, auf Sachentscheidungen zu setzen, sich nicht zu zerfleischen. Das habe schließlich dazu geführt, dass Radebeul im Kreis gut dasteht und sollte bei der Entscheidung beachtet werden.

Die Stadträte wählten mit dem Ordnungsbürgermeister – in Personalunion auch Hauptamtsleiter – den Mann im Rathaus, der den Geschäftsbereich mit Hauptamt samt Personalwesen sowie Rechts- und Ordnungsamt betreut. Der bisherige Amtsinhaber Christian Werner (CDU) geht zum 31. Dezember dieses Jahres in den Ruhestand. Aus persönlichen, gesundheitlichen Gründen, wie der OB sagte. 25 Personen hatten sich nach der Ausschreibung für diesen Posten beworben. Verwaltung und Stadträte hatten die Bewerbungen gesichtet und sich schließlich auf Markus Renner und Winfried Lehmann konzentriert.

Auf gleicher Augenhöhe ins Gespräch kommen

Vorm Rat nannten die Kandidaten ihre Ziele für den neuen Job. Markus Renner – 35 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Leiter des Ordnungsamtes Meißen mit 25 Mitarbeitern, parteilos – sprach von der Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung als Thema. Und auf Nachfrage aus dem Stadtrat darüber, sich um gutes Personal zu bemühen, die Mitarbeiter für Veränderungen offen zu stimmen und kritisch zu schauen, ob die Verwaltung zeitgemäß handelt.

Der CDU-Mann Winfried Lehmann dürfte vielen Radebeulern bekannt sein. Durch sein früheres Wirken in der CDU-Fraktion des Radebeuler Stadtrates, auch als Vizechef. Und besonders durch den verlorenen Kampf um die Stelle des Oberbürgermeisters im Jahr 2001. Damals war er als CDU-Kandidat gegen Amtsinhaber Volkmar Kunze (FDP) sowie Bert Wendsche als unabhängigen Bewerber angetreten. Da im ersten Durchgang keiner die absolute Mehrheit holte, gab es eine zweite Runde. In der zog Lehmann seine Kandidatur zurück.

Bekannt ist Lehmann auch durch die fast 25-jährige Arbeit in Dresden, als Hauptamtsleiter und Bürgermeister. Seine Amtszeit als Verwaltungsbürgermeister endete entsprechend dem Willen des neuen rot-rot-grünen Stadtrates vor wenigen Wochen. Winfried Lehmann – 59 Jahre, verheiratet, drei Kinder – sieht sich für Radebeul mit seinen Erfahrungen aus der Landeshauptstadt gut gerüstet, vor allem für die Bereiche Organisation, IT und Personal. Für 500 bis 600 Beschäftigte sei er in der Landeshauptstadt verantwortlich gewesen, mit der Personalentwicklung als Kerngeschäft seiner Arbeit. Radebeul müsse mit 250 Beschäftigten auskommen. Da sollte auch darauf reagiert werden, dass die Verwaltung älter wird.

Als eine Besonderheit der Lößnitzstadt nannte Lehmann die Lage an der Nahtstelle zur Landeshauptstadt. Da würden sich zahlreiche Themen ergeben, die Diskussionen hervorrufen. Wichtig sei dabei, auf gleicher Augenhöhe ins Gespräch zu kommen, Netzwerke zu nutzen. Auf die Frage, ob er denn für die bevorstehenden sieben Jahre vollständig zur Verfügung stehen werde, sagte Winfried Lehmann: „Gesundheit, Kraft und Motivation für sieben Jahre sind vorhanden.“