Merken

Im Wald gestorbene Frau hinterlässt zwei Söhne

Das Facebook-Profil der Jägerin erlaubt Rückschlüsse auf ihr viel zu kurzes Leben. Ihr Tod lässt aber noch einige Fragen offen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Andreas Weihs

Coswig. Mit zwei kurzen Zeilen auf Facebook verabschiedet sich die Manfred-Lehnert- Arbeitsbühnenvermittlung aus Dresden-Schönfeld am 30. Mai von ihrer ehemaligen Angestellten: „R.I.P., liebe Kathi. Unser tiefstes Mitgefühl an alle Hinterbliebenen.“

Freunde der verstorbenen Katharina K., die von vielen nur Kathi genannt wurde, drücken in Kommentaren darunter ihr Mitgefühl und ihre Trauer über den tragischen Tod der 38-Jährigen aus. „Ich kann es nicht begreifen“, schreibt eine Nutzerin. „Dass das Schicksal so gnadenlos immer an derselben Stelle zuschlägt. R.I.P., meine Gute.“ R.I.P. ist die englische Abkürzung für „Ruhe in Frieden“. Eine andere Nutzerin schreibt: „Sie war so eine Liebe! Das ist so traurig. Möge ihr kleiner Sohn in ihrem Sinne aufwachsen.“

Der inzwischen neun Tage alte Säugling lernte seine Mutter offenbar nur kurz kennen. Ein Spaziergänger fand ihn am Mittwoch vergangener Woche in eine Decke eingewickelt neben seiner toten Mutter, die in ihrem Transporter in der Nähe des Funkenteiches in Weinböhla lag. Dort hatte sie offenbar alleine und ohne medizinische Hilfe den Jungen zur Welt gebracht. Wie sie dorthin gekommen war und warum sie keinen Arzt anrief oder anrufen konnte, ist noch immer nicht bekannt.

Die Obduktion ergab, dass sie an Komplikationen bei der Geburt gestorben sein muss, nach Auskunft der Polizeidirektion Dresden durch Verbluten. Andere Medien schreiben konkret von einem Gebärmutterriss. Das wollte ein Polizeisprecher auf SZ-Nachfrage aber nicht bestätigen.

Im Moment laufe ein Todesermittlungsverfahren, das noch eine Weile dauern könne. „Wir gehen nicht von einem Straftatverdacht aus, es ist letztendlich einfach ein tragischer Unglücksfall“, so der Sprecher. Über die genauen Umstände dieses Unglücksfalls soll nach dem Willen der Polizei gar nicht zu viel an die Öffentlichkeit getragen werden. „Das Schutzinteresse der Angehörigen und Hinterbliebenen ist deutlich höher angesiedelt als die Information an die Bürger zu den Todesumständen“, teilte die Polizei mit. Die Frau habe schließlich niemandem etwas Böses getan. Die Aufgabe von Staatsanwaltschaft und Polizei sei es dennoch, die Hintergründe des Todes zu ermitteln, unter anderem durch Befragungen.

Katharina K. hinterlässt neben dem neugeborenen Jungen einen weiteren Sohn sowie ihren Lebensgefährten Paul K., für den sie aus Dresden nach Coswig gezogen war. Der 27-Jährige hatte sie am Morgen des besagten Mittwochs bei der Polizei als vermisst gemeldet. Am späten Abend des Vortages hatte sie ihre Wohnung verlassen und war nicht zurückgekehrt; warum, ist noch nicht bekannt.

Ihr Profil im sozialen Netzwerk Facebook existiert noch. Es zeigt sie, ausgerechnet, hinter dem Steuer eines Autos sitzend. Sie legt den Kopf verspielt auf den Unterarm, lächelt sanft. Zur Dekoration ihrer Seite hat die Jägerin das Bild eines röhrenden Hirsches gewählt. Auch sonst war sie ihrem Profil nach zu urteilen naturverbunden und tierlieb, vor allem Hunde hatten es ihr angetan. Sie liebte auch Lastwagen, Defa-Märchen wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und fuhr gerne zum Zelten nach Usedom. Und immer wieder gefielen ihr Bilder, auf denen Kinder zu sehen waren. Ihrem eigenen kleinen Sohn geht es nach Aussage der Polizei gut. (SZ)