Merken

Illegale Müllkippen werden mehr

Autoreifen, Asbest, Bauschutt, Säcke voller benutzter Windeln - immer wieder sind diese und andere Abfälle auf wilden Müllkippen in Sachsen zu finden. Die Entsorgung kommt die zuständigen Behörden teuer zu stehen.

Teilen
Folgen
© dpa

Jörg Aberger

Leipzig. Tausende von Autoreifen, tonnenweise Bauschutt, gefährliche Asbestreste oder auch Dosen voller Farbreste landen in Sachsen Jahr für Jahr einfach in der freien Natur. Den Kommunen entstehen für die Entsorgung Kosten, die in die Hunderttausende gehen, wie eine Umfrage ergab. Zwar nimmt die Menge illegal entsorgten Abfalls zum Teil leicht ab. Entwarnung kann jedoch noch lange nicht gegeben werden.

Der Landkreis Bautzen hat in diesem Jahr bereits 32 Tonnen solcher Abfälle abtransportieren lassen und damit etwa ein Drittel der Gesamtmenge des vergangenen Jahres, wie das Landratsamt mitteilte. „Gewichtsmäßig haben die illegalen Abfalllagerungen in den letzten Jahren abgenommen, die Anzahl der Einzelfälle in den Waldgebieten hat dagegen zugenommen“, berichtete Pressesprecher Gernot Schweitzer. 18 000 Euro wurden im vergangenen Jahr für die Entsorgung aufgewendet, 2013 waren es sogar 24 000 Euro.

Im Erzgebirgskreis wurden in den letzten Jahren durchschnittlich 126,5 Tonnen verschiedener Abfälle wie Restmüll, Gartenabfälle und über 1 800 Reifen, Räder und Schläuche in die Landschaft geworfen. Im Durchschnitt kostet es den Landkreis über 50 000 Euro im Jahr, diese Abfälle zu beseitigen. „Eine Tendenz bezüglich Zu- oder Abnahme der illegalen Ablagerungen ist nicht zu erkennen“, erklärte Jutta Leonhardt, Pressesprecherin im Landratsamt in Annaberg-Buchholz. Manche Fälle sind jedoch besonders krass: An einem Einzelstandort wurden innerhalb von sieben Monaten 1 100 Altreifen abgelegt.

Immer mehr Bauschutt wird illegal entsorgt

Am häufigsten kommt es auch in Görlitz und Umgebung zur illegalen Entsorgung von ungetrennten Haushaltsabfällen, Altreifen, anderen Pkw-Teilen und Pflanzenabfällen. Und: „Auffällig ist im Landkreis das Anwachsen illegaler Verkippungen von Bauschutt, der sowohl von privaten Bauherren, aber auch von Gewerbebetrieben und aus der Baubranche stammen kann“, berichtete Pressesprecherin Marina Michel vom Landratsamt Görlitz. 2014 kostete der Abtransport illegal entsorgten Mülls mehr als 22 700 Euro, in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres kamen bereits mehr als 10 500 Euro zusammen.

Im Landkreis Leipzig wurde in den vergangenen Jahren ein leicht rückläufiger Trend bei den illegal entsorgten Abfällen registriert. Wurden 2011 noch 777 Tonnen gezählt, waren es 2012 noch etwas mehr als 600 Tonnen und im Jahr 2013 ging die Menge auf etwas mehr als 560 Tonnen zurück. Für 2014 lagen nach Angaben des Landratsamtes noch keine Zahlen vor. Mit dem Rückgang der Müllmengen sanken auch die Entsorgungskosten von gut 105 000 Euro im Jahr 2011 auf rund 84 600 Euro im Jahr 2013.

Mehr entsorgte Reifen finden die Behörden auch im Landkreis Mittelsachsen. Allein 2 300 Reifen und Räder wurden 2014 zusammengetragen. Ansonsten blieb die Menge des festgestellten illegalen Mülls in etwa gleich, 37 500 Euro kostete dessen Abtransport.

Parkplätze, Wald- und Feldwege als versteckte Müllkippen

Nach Erfahrung des Umweltdezernenten im Landratsamt Nordsachsen, Ulrich Fiedler, entledigen sich viele Müllfrevler besonders in Frühjahrs- und Sommermonaten ihrer Abfälle. „Beliebt sind dabei immer wieder abgelegene Parkplätze, Wald- und Feldwege und sonstige gut versteckte Plätze“, sagte Fiedler. In den letzten acht Jahren wurden zwischen 240 und 410 Tonnen Abfall durch den Landkreis Nordsachsen entsorgt. Die Zahl schwankt: „Es ist keine Tendenz erkennbar.“

In den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kümmert sich der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal um die Beseitigung illegaler Müllkippen. Im Landkreis Meißen kostete dies im vergangenen Jahr 98 750 Euro, in der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge waren es mehr als 100 000 Euro. Mehr als 760 Tonnen vor allem Restabfälle und Sperrmüll fielen an.

Rund 140 Tonnen illegal entsorgter Abfälle kamen nach Angaben des Umweltamtes des Vogtlandkreises 2014 zusammen. Im Vergleich zu 2013 (175 Tonnen) bedeutete dies zwar einen Rückgang, im Vergleich zu 2012 (92 Tonnen) dagegen einen Anstieg. Trotz der schwankenden Mengen sind die Kosten für die Entsorgung nach Angaben des Landratsamtes mit jährlich durchschnittlich 35 000 Euro gleichbleibend. Während die meisten Ablagerungen weniger als 500 Kilogramm schwer sind, wird im Vogtlandkreis Bauschutt auch tonnenweise gefunden - und teils für den Bau von Waldwegen benutzt.

Die Entsorgung von wilden Müllkippen hat den Landkreis Zwickau im Jahr 2014 insgesamt 50 600 Euro gekostet. Säcke voller benutzter Windeln, Kunststoffe, Kinderwagen, Fallobst, Elektrogeräte, Schrott, Dachpappe, Asbest und vieles mehr sei entdeckt worden, wie Pressesprecherin Ilona Schilk mitteilte. Auch eine komplette Polstergarnitur wurde in einem Wald am Stadtrand abgestellt. Insgesamt wurden 130 Tonnen Abfälle eingesammelt.

Bisweilen hilft es den Behörden, die Verursacher des Unrats zu ermitteln, wenn diese sehr persönliche Hinweise wie Kontoauszüge oder Antragsunterlagen hinterlassen. (dpa)