Merken

„Ich konnte schon als Kind über jeden Mist lachen“

Schlagersängerin Chris Doerk über Schneeschuhfahrermarsch, Bärenhecker Brot und ihren Auftritt im Osterzgebirge.

Teilen
Folgen
© Archiv/dpa

Von Mandy Schaks

Zinnwald. Minirock, frecher Kurzhaarschnitt und flotte Lieder – so eroberte Chris Doerk in den 60er-Jahren die Bühnen und das Publikum. Mit Frank Schöbel galt sie als das Traumpaar der DDR, das auch im Ausland gern gesehen war. Die Ehe zerbrach, beide gingen ihre eigenen Wege. Ein halbes Jahrhundert später stand sie wieder mit ihrem Ex auf der Bühne. Und nicht nur das. Chris Doerk, inzwischen mit geflochtenen Zöpfen und Baskenmütze, hat ihre gute Laune nicht verloren. Jetzt kommt sie ins Osterzgebirge. Die SZ hatte Gelegenheit, vorher mit ihr zu sprechen.

Das einstige Traumpaar des Ostschlagers, Chris Doerk und Frank Schöbel, beim Start ihrer ersten gemeinsame Tournee nach 36 Jahren im Jahr 2011.
Das einstige Traumpaar des Ostschlagers, Chris Doerk und Frank Schöbel, beim Start ihrer ersten gemeinsame Tournee nach 36 Jahren im Jahr 2011. © Archiv/dpa

Frau Doerk, wir gratulieren Ihnen noch nachträglich herzlich zum Geburtstag. Am 24. Februar sind Sie 75 Jahre geworden. Wie haben Sie das gefeiert?

Ich bin kein Geburtstagsfeierer. Es ist nicht mein Verdienst, dass ich geboren worden bin. Und feiern, weil man älter wird? Mein Mann sieht das auch so. Außerdem war mir eh nicht nach Feiern, schlimme Grippe. Zum Glück hat sie sich langsam zurückgezogen.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?

Probleme damit habe ich nicht, weil ich mich im Inneren noch jung fühle. Dank der Gene meiner Eltern sehe ich auch nicht so alt aus. Aber ehrlich: Älterwerden ist sch… Das einzig Positive an der Nummer ist: Man wird gelassener, nimmt viele Dinge eher hin, über die man sich früher aufgeregt hätte. Außerdem trifft es ja jeden.

Sie waren ein gefeierter Star, dann wurde es ruhig um Sie. Doch Sie kehrten immer wieder auf die Bühne zurück. Sind Sie ein Stehaufmännchen?

Ja, das kann man so sagen. Meine Mama war auch so. Und ich hoffe, dass ich die Lebensfreude nicht verliere. Mit meinem Papa konnte ich schon als Kind über jeden Mist lachen. In jeder noch so miesen Situation steckt nämlich eine kleine Komik, wenn man danach sucht.

Sie haben schon so vieles gemacht. Sie sind Sängerin, Schauspielerin, Malerin, Fotografin, Autorin – was kommt als Nächstes?

Bei meiner letzten CD habe ich bis auf einen alle Texte geschrieben und teilweise die Musik. Übrigens mein erstes Lied, was ich öffentlich gesungen habe, damals in meinem Heimatort in Böhla, war der Schneeschuhfahrermarsch von Anton Günther. Ich trug ein selbst genähtes Kleid mit Petticoat. Dann stand ich auf einem Stuhl, unter mir der Zitherspieler. Sie können sich vorstellen, der hat alles andere als auf seine Zither geguckt. Und ich: „Wenn’s draußen wieder schneit, do habn mer onner Freid…“ (singt)

Also haben die Erzgebirgler Ihre Karriere befördert… Wie kamen Sie denn auf den Schneeschuhfahrermarsch?

Das hat mir gefallen. Als ich später mit Frank auf Tour war, habe ich im Erzgebirge den immer a cappella gesungen. Ein Riesenspaß!

Und wie sieht es mit Skifahren aus?

Sie werden es nicht glauben, aber wir haben im Osterzgebirge oft unseren Urlaub verbracht. Wir hatten in Bärenhecke ein Zimmer. Das fanden wir unheimlich schön. Und ich bin sogar noch Ski gefahren, als ich mit meinem Sohn im achten Monat schwanger war. Einmal wollte ich auch Abfahrtslauf machen. Aber da guckte schon ein bisschen das Gras raus, ich bin auf einen Buckel gefahren und furchtbar gefallen. Seitdem habe ich mich das nie mehr getraut.

Womit sind die Osterzgebirgler noch bei Ihnen in Erinnerung?

Mit dem herrlichen Malzbrot aus Bärenhecke. Das hat geschmeckt.

Die Brotfabrik gibt’s noch.

Ach was! Da müsste ich ja direkt vorbeifahren. In Erinnerung ist mir auch noch ein Ausflug nach Schlottwitz. Da habe ich zwei wunderschöne Amethyste im Wasser gefunden. Die habe ich noch und hoffe, dass sie mir weiter Glück bringen.

Sie werden im Hotel Lugsteinhof in Zinnwald aus Ihrem Buch „La Casita“ lesen, was spanisch ist und Häuschen bedeutet. Sie erzählen darin Geschichten aus Kuba. Zu der Karibik-Insel haben Sie eine ganz besondere Beziehung. Wie kam es dazu?

Kuba ist wie meine zweite Heimat. Ich wurde 1970 dorthin zu einem internationalen Chanson-Festival geschickt. Das Schöne daran war, es ging nicht um Preise, sondern um den reinen Spaß am Musikmachen. Karel Gott wurde damals Publikumsliebling bei den Männern und ich bei den Frauen. So habe ich Kuba kennengelernt. Ich hatte eine Riesenfangemeinde.

Sie sind dann öfter auf die Karibik-Insel geflogen. Was mögen Sie an Kuba?

Die Menschen sind einfach göttlich in ihrem Humor und in ihrer Art und Weise, wie sie leben. Von meinem Charakter her fühle ich mich auch halbkubanisch. Denn ich lache genauso viel. Außerdem ist die Landschaft unheimlich schön, alles ist so komprimiert, so dicht.

Es heißt, dass Sie in Kuba so populär waren, dass Mütter Ihre Kinder nach Ihnen benannt haben. Stimmt das?

Ja, als Erstes erzählte mir eine Freundin davon. In Kuba heißen tatsächlich Mädchen Chrisdoerk, also zusammengeschrieben. Ich habe mir sagen lassen, wenn Kubaner Menschen besonders verehren, nennen sie auch ihre Kinder nach ihnen.

Ist Chris Doerk eigentlich Ihr richtiger Name?

Ich heiße Christa-Maria. Aber alle haben mich immer schon Chris gerufen.

Nun zu dem Häuschen auf Kuba. Sind Sie ab und zu noch dort?

Nein, leider wurde es bei einem Orkan 1993 vom Meer verschlungen. Ich war auch sehr, sehr lange nicht mehr auf Kuba, weil auch viele Freunde von mir, die dort lebten, weggegangen sind. Kuba hat sich außerdem durch den Tourismus enorm verändert.

Worauf dürfen sich die Besucher Ihrer Lesung freuen?

Auf einen lustigen Abend. Streckenweise sind die Geschichten aber auch ganz schön melancholisch.

Und was macht Chris Doerk, wenn sie nicht auf der Bühne steht?

Ich laufe viel, aber ich muss immer ein Ziel haben. Ich kann zum Beispiel auch nicht im Urlaub am Strand liegen. Ich muss immer etwas tun. So gehe ich in Kleinmachnow, wo ich mit meinem Mann lebe, zu Fuß einkaufen oder nehme die Kamera in die Hand. Der Ort ist sehr schön, besonders im Herbst. Und dann hoffe ich, dass ich bald mein Enkelkind besuchen kann. Mein Sohn Alexander lebt in Neuseeland, im Oktober 2015 bin ich Oma geworden. Gesehen habe ich den Jungen schon. Er ist ja so ein Schatz, und er lacht wie ich.

Lesung „La Casita“ von und mit Chris Doerk, 14. April, 19.30 Uhr, im Hotel Lugsteinhof Zinnwald, Karten für sieben Euro an der Rezeption