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„Ich brauche meine Ruhe“

Eine Riesaerin ist vom Fluglärm genervt. Die Flugplatz-Betreiber sagen, dass es eher ruhiger geworden sein müsste.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Ines Effert ist genervt – vom Fluglärm. Besonders am Wochenende. Sie lebt am Mergendorfer Weg hinter dem Krankenhaus. „Es gibt ein oder zwei Flugzeuge, die fünf, sechs, siebenmal im Kreis über uns drüber fliegen, und das sonnabends in der Mittagsruhe. Ich habe gute Fenster und eine ordentliche Dämmung, trotzdem hört man den Lärm bis ins Haus. Wenn ich die ganze Woche arbeite, brauche ich wenigstens am Wochenende meine Ruhe.“

Der Flugplatz Riesa-Göhlis – mit dem internationalen Code EDAU – liegt Luftlinie keine drei Kilometer entfernt.
Der Flugplatz Riesa-Göhlis – mit dem internationalen Code EDAU – liegt Luftlinie keine drei Kilometer entfernt. © Sebastian Schultz

Entspannte Gartenarbeit – daran sei für sie nicht zu denken. Angefangen habe das vor zwei Jahren, erzählt sie. „Ich weiß das noch, weil meine Enkelin damals noch ein Baby war. Mit ihr im Kinderwagen rauszugehen, war nicht möglich. Ständig dieses Geknatter.“ Zuerst habe sie gedacht: Mensch, sei nicht so empfindlich. Dann habe sie die Flugzeiten dokumentiert und sich mit Nachbarn unterhalten. „Nicht nur ich bin von dem Lärm genervt. Und das alles, damit ein paar Herren ihrem Privatvergnügen frönen können“, sagt die Riesaerin. Auch Anwohner Wieland Zeppan, ehemals Chef des Seifenwerks, kennt den Fluglärm gut. „Ich habe mich daran gewöhnt. Aber als neulich Besuch da war, sagte der: Mensch, bei euch ist es aber laut.“

Seit Mai 2016 ist die Firma Airpark Riesa für den Flugplatz in Göhlis zuständig. Das neugegründete Unternehmen hatte den Betrieb von der Stadtwerke-Tochter Esam übernommen – und den Platz damit vor der Schließung bewahrt. Wurden mit dem Betreiberwechsel die Flugrouten geändert? Womöglich, um die Ziegeleistraße zu entlasten, wo unter anderem Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) lebt? Die zuständige Aufsichtsbehörde, die Landesdirektion, verneint das. Und auch Müller selbst stellt in Sachen Lautstärkepegel seit 2016 keine Veränderung fest: „Der Flugbetrieb stört mich nach wie vor nicht. Änderungen sind mir nicht bekannt, schon gar nicht habe ich solche angeregt oder mich dafür eingesetzt.“

Für Ines Effert bleibt das Problem. „Ich wäre ja schon zufrieden, wenn die wenigstens eine Mittagsruhe einhalten würden. Ich muss mich doch auch an Ruhezeiten halten.“ Das ist richtig. In Riesa gilt unter anderem sonnabends von 13 bis 15 Uhr Ruhezeit. Rasen mähen oder Holz hacken ist währenddessen tabu.

Die Landesdirektion macht der Anwohnerin wenig Hoffnung auf eine Mittagsruhe: „Im Zuge des Genehmigungsverfahrens wurde eine Schallimmissionsprognose erstellt. Aufgrund dessen wurde festgestellt, dass keine zeitlichen Betriebseinschränkungen erforderlich sind.“ Sollte sich daran etwas ändern, könnten nachträglich Auflagen festgelegt werden, so die Behörde. Das wäre der Fall, wenn es „jährlich mindestens 15 000 Flugbewegungen (Starts und Landungen) sind“. Darauf bestehe jedoch keine Aussicht, da die Flugbewegungszahlen in Göhlis weit darunter lägen. 2016 wurden 8120 Starts und Landungen gezählt, 2015 waren es rund 12000.

Aus Sicht von Reinhold Eger von Airpark Riesa widerspräche eine Mittagsruhe dem Konzept eines Verkehrslandeplatzes. „Wir haben eine Betriebspflicht.“ Für die Flugschüler, die besonders an den Wochenenden unterwegs seien und für Übungszwecke mehrfach starten und landen, habe man bereits eine Mittagsruhe vereinbart. Die neuerliche Beschwerde verwundert ihn auch deshalb, weil die sogenannte Platzrunde, die festgelegte Route für Starts und Landungen, noch einmal optimiert wurde.

„Und zwar so, dass noch weniger bebaute Fläche überflogen wird.“ Dass sich einzelne Piloten mal nicht daran halten, sei leider nicht zu vermeiden. Der Vorwurf, die Runde sei zugunsten der Ziegeleistraße geändert worden, sei abwegig. „Man kann die Platzrunde auch gar nicht eigenmächtig ändern. Da sind immer die Landesdirektion und zuletzt die Deutsche Flugsicherung involviert.“ Die neue Platzrunde gelte seit April. Das bestätigt auch die Landesdirektion.

„Das passt ja auch gar nicht mit den zwei Jahren zusammen, die die Dame benannt hat“, so Eger. Für die Änderung habe es zwei Gründe gegeben. „Zum einen, um die Anwohner so gut es geht zu schonen, und zweitens, um es ortsunkundigen Piloten leichter zu machen“, erklärt Reinhold Eger. Auch den Vorwurf, den Platz nur dem Vergnügen anderer zu führen, weist er von sich. „Der Platz wird auch von Hubschraubern der Rettungsdienste und der Polizei benutzt, die bei uns tanken.“