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Hohe Schule für Moritzburg

Das Landgestüt will mit der weltbekannten Spanischen Hofreitschule zusammenarbeiten. Der erste Schritt ist getan.

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© Spanische Hofreitschule Wien/René van Bakel

Von Sven Görner

Moritzburg. Die Älteren erinnern sich an die 13-teilige TV-Serie „Ferien in Lipizza“. Rassig tobten die weißen Pferde über den Bildschirm, dazu eine eingängige Melodie. Wer jünger ist, hat die berühmten Schimmel vielleicht schon gesehen, im Gestüt im slowenischen Lipica. Oder in der Spanischen Hofreitschule Wien. Moritzburgs Gestütschef Matthias Görbert war mit Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) gerade dort, wo die stolzen Weißen ihre klassische Reitkunst beigebracht bekommen.

In der ältesten Reitschule wird das Wissen um die „Hohe Schule“ bis heute von einer Generation an die nächste mündlich weitergegeben und in nationalen wie internationalen Reitvorführungen der Öffentlichkeit präsentiert. Seit mehr als 450 Jahren.

„Wir konnten die Bereiter mit den Hengsten bei der Morgenarbeit sehen sowie die Stallungen und den Sommerreitplatz besichtigen“, sagt der Moritzburger Pferdeexperte. Aber natürlich wollten die Gäste aus Sachsen nicht nur edle Pferde gucken. In den Gesprächen sei es um eine Zusammenarbeit zwischen dem Landgestüt Moritzburg und dem österreichischen Lipizzanergestüt Piber sowie der Spanischen Hofreitschule gegangen. Wie Matthias Görbert sagt, wurden dabei Bereiche möglicher Zusammenarbeit angesprochen.

Einer davon ist der Austausch von Mitarbeitern. So ist angedacht, dass ein oder zwei Mitarbeiter aus Moritzburg nach den Hengstparaden im Herbst für zwei bis vier Wochen nach Wien gehen könnten, um dort insbesondere für die Dressur handwerkliche Fähigkeiten zu erwerben und zu festigen. „Ich denke da beispielsweise an solche Spezialisierungen wie die Arbeit am langen Zügel“, sagt Matthias Görbert.

Eine pferdesportliche Begegnung hat es übrigens bereits im Vorjahr gegeben. Bei der Weltmeisterschaft der jungen Fahrpferde in Ungarn siegte der Moritzburger Gestütsmitarbeiter Dirk Hofmann mit den beiden Schweren Warmblut-Hengsten Veritabel und Valenzio. Der Sohn des Gestütsleiters von Piber belegte mit seinem Lipizzaner-Gespann Platz zwei.

Denkbar wäre auch eine Zusammenarbeit bei wissenschaftlichen Projekten zur Pferdezucht. „Etwa bei der Analyse genetischer Parameter“, so Matthias Görbert. So gebe es eine komplette Übersicht über das Genom des Lipizzaners. „Bei einer überschaubaren Anzahl von fünf Gestüten mit rund 300 Stuten im Gebiet der ehemaligen k. u. k. Monarchie ist das allerdings auch relativ einfach.“ Als nächsten Schritt soll nun den Hauptgenen auf die Spur gekommen werden, die für die Bewegungsqualität dieser Rasse zuständig sind. „Ob das den Kollegen gelingt, wissen wir nicht“, ergänzt der Moritzburger Gestütschef.

Wenn ja, wäre in Zukunft ein ähnliches Projekt auch in Sachsen denkbar. „Zwar haben wir hier nicht solch eine abgeschlossene Population wie die Lipizzaner, aber beim Schweren Warmblut wäre das möglich.“ Bei dieser Rasse, deren Erhalt dem Moritzburger Gestüt zu verdanken ist, gehe es aber immerhin um rund 1 000 Stuten. „Daten von etwa 100 Hengsten haben wir bereits.“ Dennoch sei das kein Projekt, das von heute auf morgen beginnen könne. „Dafür muss auch die Finanzierung und die wissenschaftliche Begleitung geklärt sein.“

Schneller kann Sachsens Gestütsverwaltung da möglicherweise aus anderen Erfahrungen der Österreicher Nutzen ziehen. „Das Bundesgestüt Piber hat ein sehr durchgestyltes Besuchermanagement. Das wäre eventuell für unser Hauptgestüt in Graditz interessant.“ Doch auch das Landgestüt in Moritzburg will sich noch mehr für die zahlreichen Pferdefreunde öffnen. So werden seit Kurzem Führungen auch für Individualtouristen angeboten. Die Anregung dazu kam von der Moritzburg-Information. „Das Interesse ist sehr groß. Es kommen zwischen 35 und 55 Besucher“, sagt Matthias Görbert. Im August wird es auch erstmals einen Tag für Kinder geben.

In der Spanischen Hofreitschule gibt es regelmäßig an den Wochenenden Vorführungen. „In Moritzburg ist das während der Decksaison eigentlich nicht möglich“, sagt der Gestütschef. Und auch die Reithalle bietet dafür kaum den geeigneten Rahmen. Aber vielleicht ist da ja perspektivisch etwas machbar. Denn eine neue Halle wird schon lange geplant.

Max Dobretsberger, der Leiter des Gestütes Piber, und der Geschäftsführer der Hofreitschule, Erwin Klissenbauer, haben jedenfalls einen Gegenbesuch in Sachsen zugesagt. Vielleicht ja schon zu einer der Hengstparaden im September. Und ob die hiesigen Pferdenarren dann auch mal hier Lipizzaner zu sehen bekommen – wer weiß?