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Herrenloses Auto gibt Rätsel auf

Seit einigen Wochen steht ein Ford an der B 98 in Putzkau. Die Spur des letzten Fahrers verliert sich in Tschechien.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau. Über einen Ford Fiesta, der wahrscheinlich nach einer Reifenpanne am Straßenrand abgestellt wurde, wundern sich viele, die auf der B 98 zwischen Neukirch und Bischofswerda unterwegs sind. Seit rund drei Wochen steht das Fahrzeug mit tschechischem Kennzeichen am Straßenrand – anscheinend, ohne dass sich jemand darum kümmert. Viele Kraftfahrer, die vorbeifahren, sehen eine Gefahr. Das Auto steht in einer langgezogenen Kurve am Putzkauer Ortseingang aus Richtung Neukirch. Erlaubt sind 50 km/h. Viele sind hier schneller unterwegs.

Bei der Polizei gingen deswegen schon zahlreiche Anzeigen ein. Seit dem 2. April ist der Fall dort bekannt, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion in Görlitz. Seitdem wurde über das Landeskriminalamt und das deutsch-tschechische Polizeizentrum in Petrovice recherchiert und einiges zur Geschichte des Autos in Erfahrung gebracht.

Der Ford Fiesta war ursprünglich in Deutschland zugelassen. Hier wurde das Fahrzeug einer Werkstatt im Vogtland übergeben, die es wiederum für 50 Euro an einen Kunden aus Tschechien verkaufte. Dieser veräußerte den Kleinwagen zwischenzeitlich weiter. Damit verliert sich die Spur. Wer das Auto zuletzt fuhr und es möglicherweise in Putzkau abgestellt hat, ließ sich bisher leider nicht ermitteln, sagte der unter anderem für die Gemeinde Schmölln-Putzkau zuständige Bürgerpolizist Ingolf Claus. Fest stehe jedoch, dass weder das Kennzeichen noch die Fahrgestellnummer im Nachbarland zugelassen waren. Aktuell ermittelt die Polizei wegen des Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Die Ermittlungen richten sich gegen unbekannt.

Bürgerpolizist Ingolf Claus und Bürgermeister Achim Wünsche sprachen die weiteren Schritte ab. Demnach ist es nun Aufgabe der Gemeinde, das Fahrzeug sicherzustellen. „Es gilt als Fundsache“, sagt Ingolf Claus. Mindestens ein halbes Jahr lang muss die Gemeinde das Auto aufbewahren. Für den Fall, dass sich doch noch ein Eigentümer melden sollte.

Für die Gemeinde Schmölln-Putzkau ist es ein Präzedenzfall. „Wir mussten erst einmal die rechtlichen Fragen klären. Das war nicht einfach, da es ein grenzüberschreitendes Problem ist“, sagte Achim Wünsche am Donnerstag. Aktuell ist er mit den anderen Rathauschefs aus dem Landkreis auf einer Bürgermeisterkonferenz. Doch zu Beginn der neuen Woche werde die Gemeinde konkrete Schritte einleiten, kündigt der Bürgermeister an. Wahrscheinlich bleibt ihr nur ein Weg: einen Abschleppdienst zu beauftragen und den zu bezahlen. Auf den Kosten dürfte die Gemeinde so lange sitzenbleiben, wie kein Fahrzeughalter ermittelt werden kann.

Wegen einer möglichen Gefahr für andere durch das abgestellte Auto wandte sich auch die Gemeindeverwaltung an die Polizei. Letztendlich vertraute man dort der Aussage, dass das am Fahrbahnrand stehende Auto niemanden gefährde oder behindere. „Das Fahrzeug ist der langgezogenen Kurve von Weitem zu sehen“, begründet Ingolf Claus diese Einschätzung. Autofahrer könnten ohne Weiteres daran vorbeifahren. Und bei Gegenverkehr gelte der allgemeine Grundsatz: stehen bleiben und warten, bis die entgegenkommenden Fahrzeuge vorbei sind.