Dresden. Das Sturmtief „Herwart“ ist am Wochenende über Europa hinweg gebraust und hat auch in Sachsen Polizei und Rettungskräfte in Atem gehalten. Wegen des Sturms stürzten nicht nur in Dresden Bäume und Baugerüste um. Die Deutsche Bahn stellte am Sonntagmorgen in weiten Teilen Deutschlands, darunter auch in Sachsen, den Zugverkehr ein.
Sturm "Herwart" fegt über Sachsen
Zu mehr als 1 000 wetterbedingten Einsätzen musste die Feuerwehr nach eigenen Angaben in Dresden sowie in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen ausrücken. Dies sei sechsmal mehr als normal. Allein in der Landeshauptstadt wurden 280 Einsätze mit mehr als 200 Kräften registriert. Zeitweise war der Notruf überlastet, die Polizei bat die Anrufer um Geduld. In Dresden wurden zwei Fahrradfahrer verletzt, einer von ihnen schwer, als ihn ein Ast am Kopf traf.
Bei stürmischem Wetter kenterte am Sonntag zudem das Motorboot von drei Urlaubern aus der Region Chemnitz auf dem Peenestrom bei Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern. Ein 56-Jähriger und eine 48-Jährige seien mit starken Unterkühlungen in Kliniken gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Frau starb im Krankenhaus. Ein Mann wurde am Abend noch vermisst. Die Suche nach ihm sollte am Montag fortgesetzt werden.
Das Duell in der 2. Fußball-Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und Eintracht Braunschweig wurde am Sonntagnachmittag mit zweieinhalb Stunden Verspätung angepfiffen. Darauf hatten sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Verein nach einer kurzfristig anberaumten Sicherheitsbesprechung mit der Dresdner Polizei und der Feuerwehr verständigt.
Vor allem hinterließen die Orkanböen entwurzelte und abgeknickte Bäume, die Straßen sowie Gleise von Zügen und Straßenbahnen blockierten.
Im Laufe des Sonntagnachmittags lief der lange unterbrochene Zugverkehr wieder an. Die Länderbahn Trilex nahm um 16.45 Uhr in Ostsachsen den Betrieb wieder auf. Acht Stunden zuvor waren alle Züge gestoppt worden, weil Gleise blockiert waren. Einige Züge hätten zudem Schäden durch kleinere Kollisionen mit Baumkronen erlitten, sagte ein Unternehmenssprecher.
Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge waren Feuerwehr und THW ab 5.30 Uhr unterwegs. Mehr als 120 Einsätze wurden bis zum Nachmittag verzeichnet. Die Forstbezirke Bärenfels und Neustadt gaben Warnungen heraus, den Wald bis auf Weiteres nicht zu betreten. Neben den S-Bahnen und einigen Busverbindungen, besonders ins Osterzgebirge, stellte auch die Kirnitzschtalbahn ihren Betrieb ein, da die Oberleitung von umgeknickten Bäumen beschädigt wurde. Viele Straßen waren gesperrt, darunter auch der Grenzübergang nach Tschechien bei Schmilka. Die Züge von Dresden Richtung Pirna und Tschechien sowie die Mitteldeutsche Regiobahn zwischen Dresden, Freital und Freiberg nach Hof konnten wegen Oberleitungsstörungen nicht fahren. Zusätzlich zum Sturm begann es am Sonntagnachmittag, im Osterzgebirge zu schneien. Schnell bildete sich eine etwa drei Zentimeter dicke Schneedecke. Es war der erste Schnee in diesem Herbst.
In Görlitz wurde das Dach eines Küchenstudios am Stadtrand vom Sturm abgerissen. In der Innenstadt begrub der Belag eines Flachdaches ein Auto unter sich. Verletzt wurde dabei niemand. Im Döbelner Wohngebiet Nord deckte „Herwart“ das Dach eines Wohnblocks aus den 80er-Jahren ab. Im Raum Hoyerswerda gab es mehrere Einsätze wegen umgestürzter Bäume. Zoo und Stadtmuseum blieben am Sonntag geschlossen. Auf dem Geierswalder See im Lausitzer Seenland hatten sich zudem an Schwimmenden Häusern die Befestigungen gelöst und mussten von Feuerwehr und THW gesichert werden. In Riesa riss der Sturm eine Solaranlage von einem Dach los. In Großharthau bei Bischofswerda stürzte eine baufällige Scheune ein. Schäden gab es auch im Großharthauer Schlosspark, daher wurde dort die Messe Lebensart vorzeitig beendet.
Auch in anderen Teilen Deutschlands hinterließ „Herwart“ teils erhebliche Schäden. An der Nordsee wurde ein 63-jähriger Camper von der Sturmflut überrascht und ertrank. Mehrere Menschen verletzten sich bei Sturm-Unfällen.
Der Wind erreichte in Deutschland Geschwindigkeiten von bis zu 176 Kilometern pro Stunde am Fichtelberg und 144 Kilometern pro Stunde auf Fehmarn. (SZ/dpa)
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