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Heino wird Rammstein-Titel in Görlitz nicht singen

Der Streit um das Programm des Volksmusikers in der Kreuzkirche ist beendet. Die Kirche bleibt konsequent – sehr zum Ärger einiger Fans.

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© dpa

Von Daniela Pfeiffer

Die „Sonne“ wird am Sonnabend in der Görlitzer Kreuzkirche nicht aufgehen. Nachdem es zwischen dem Veranstalter des Heino-Konzerts und Kreuzkirchen-Pfarrer Albrecht Bönisch als Gastgeber Unstimmigkeiten zur Titelauswahl gab, steht nun fest: Heino wird weder „Sonne“ der umstrittenen Band Rammstein noch „Junge“ von den Ärzten singen.

Albrecht Bönisch (32) ist seit Sommer 2012 neuer Pfarrer der Görlitzer Kreuzkirche. Er ist zudem Orgelsachverständiger. Archivfoto/N. Schmidt
Albrecht Bönisch (32) ist seit Sommer 2012 neuer Pfarrer der Görlitzer Kreuzkirche. Er ist zudem Orgelsachverständiger. Archivfoto/N. Schmidt

Das teilte Pfarrer Bönisch gestern mit. Davor hatte der Konzertveranstalter music-contact-system aus Nordrhein-Westfalen noch versucht, den Gemeindekirchenrat umzustimmen, indem man den Text von „Sonne“ nach Görlitz mailte. Darin heißt es unter anderem „Alle warten auf das Licht, fürchtet euch, fürchtet euch nicht, die Sonne scheint mir aus den Augen, sie wird heut Nacht nicht untergehn und die Welt zählt laut bis zehn, ...“ Das lässt zwar Raum für Interpretationen, hört sich aber wahrlich nicht schlimm an. Jedoch ist es der zweifelhafte Ruf der Band, die wegen teils gewaltverherrlichender und pornografischer Texte umstritten ist, dass für den Gemeindekirchenrat Rammstein-Titel in der Kreuzkirche undenkbar waren.

Auch der geplante Titel „Junge“ der deutschen Band „Die Ärzte“ darf nicht gesungen werden. Dabei hatten die Veranstalter in ihrer Presseankündigung sogar davon geschwärmt, wie gut dieser Titel auch den christlichen Gedanken aufgreife. Denn es gehe um einen Vater, der sich um seinen Sohn Sorgen macht, nicht anders als der Vater im biblischen Gleichnis.

Den Gemeindekirchenrat konnte das nicht überzeugen. Er blieb konsequent bei seiner Haltung, dass man ihm ein klassisches Kirchenkonzert angekündigt und auch nur einem solchen zugestimmt habe. „Die Kreuzkirchengemeinde wünscht ausdrücklich nicht, dass Rammstein in der Kirche gesungen wird. An dieser Stelle wird es deshalb eine Änderung des vorab verbreiteten Programms geben“, so Pfarrer Bönisch gestern. Andere Coverversionen wie Nenas „Leuchtturm“ und „Ein Kompliment“ von Sportfreunde Stiller darf Heino singen.

Die Programmänderung überrascht. War Michael Wolf von music-contact-system doch noch vorgestern ganz sicher, dass „Heino sein Programm nicht ändern wird“. Überhaupt ist Wolf vom Görlitzer Widerstand völlig verblüfft. Es sei das erste Mal während Heinos Kirchentour, dass ein Pfarrer Bedenken äußert. „Die anderen haben sich geradezu gefreut, dass sie auch die neueren Titel hören werden“, so Wolf. Die anderen, das waren in den letzten Tagen Düsseldorf, Koblenz oder Bochum, wo jeweils um die 700 bis 800 Leute in die Kirchen strömten. Auch in Görlitz ist eine volle Kreuzkirche zu erwarten. Der Vorverkauf lief bestens – vor allem nach den Diskussionen um die umstrittenen Titel.

Die Meinungen darüber sind auch unter den Görlitzern sehr geteilt. So schrieb uns gestern Rolf Doernbrack: „Wer sich mit Rammstein verbündet und nationalsozialistische Parolen zu seinem Markenzeichen macht („Hart wie Kruppstahl“), sollte nicht auf unseren Bühnen, geschweige denn in einer Kirche, singen!“ Solle Heino doch die Volksmusik in ihrer unverwechselbaren Art zu weiterem Ruhm verhelfen, warum müsse er sich denn so verbiegen ?

Auch auf der Facebook-Seite der Görlitzer SZ wurde diskutiert. Daniel Elsner schreibt: „Kinder, die Kirche sollte langsam mal mit der Zeit gehen. Heino scheint das verstanden zu haben.“ Karsten Tenzer hält dagegen: „Heino und Rock und Pop geht nicht. Soll er auf der Jungen Welt singen, aber nicht in einer Kirche.“

Öl ins Feuer goss am Nachmittag dann noch das Görlitzer Theater mit seiner Ankündigung eines Philharmonischen Konzerts im April. Gespielt werden Rammstein-Lieder. „Wir haben uns schon von Bedenken verabschiedet, dass diese Musik nicht in einen Kulturtempel passt“, so Sprecherin Sophie Brückner.