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Hat es sich ausgerockt in Pirna?

Nach der Ankündigung eines Heavy-Metal-Festivals gibt es hitzige Diskussionen. Anwohner fürchten um ihre Nachtruhe.

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© Grafik: SZ

Von Lara-Sophie Pohling

Pirna. Seit Monaten sind sie fleißig am Planen und Organisieren. Dresdner Studenten, ehemalige Studenten und andere junge Leute haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen: MeDDal Heads e.V. Das Ziel ist es, am Wochenende vom 16. bis 18. September das erste Heavy-Metal-Festival in Pirna zu veranstalten. Als Gelände soll der Flugplatz in Pirna-Pratzschwitz genutzt werden. Doch jetzt ist die Empörung der Anwohner groß. Nachdem die Sächsische Zeitung über die Idee zum Festival berichtete, häuften sich verärgerte und besorgte Anrufe, in der SZ-Redaktion aber auch bei der Pirnaer Stadtverwaltung. Auch auf der SZ-Facebook-Seite wird kräftig diskutiert, über 40 Mal wurde der Zeitungsbeitrag kommentiert. Es gibt viele negative Stimmen. Vor allem Anwohner aus Pirna-Copitz und Birkwitz-Pratzschwitz befürchten ein schlafloses Wochenende Mitte September. Besonders der Satz: „Weit und breit wohnt niemand, der sich über laute Musik beschweren könnte“, im SZ-Beitrag hat für reichlich Unbehagen gesorgt. Kathleen Zirnstein fragt, ob die Anwohner der Birkwitzer Straße, Grenz-, Wald- und Otto-Gedlich-Straße nun zur Nichtexistenz erklärt werden.

Viktoria Kanzler (l.) und Christoph Wellm, beide engagiert im neugegründeten Verein „MeDDal Heads“ aus Dresden, freuen sich schon auf das bevorstehende Metalfestival Odin Storm.
Viktoria Kanzler (l.) und Christoph Wellm, beide engagiert im neugegründeten Verein „MeDDal Heads“ aus Dresden, freuen sich schon auf das bevorstehende Metalfestival Odin Storm. © Lara-Sophie Pohling

Es war sicher etwas unglücklich formuliert, aber wenn man sich andere Veranstaltungsorte wie die Junge Garde und den alten Schlachthof in Dresden oder die Pirnaer Innenstadt, wo das jährliche Stadtfest stattfindet, ansieht, befinden sich die Wohngebiete rund um den Flugplatz doch in größerer Entfernung, als es an den genannten Orten der Fall ist. Das sieht auch ein Teil der Facebook-Gemeinde so. Wer in Dresden wohne, habe mehr zu erleiden als ein „popeliges Metalfest“, entgegnet eine Nutzerin auf die aufgebrachten Zeilen eines Anwohners. Außerdem sei es ja nicht das ganze Jahr laut, sondern nur ein Wochenende lang. Viele junge Leute finden die Festival-Idee „genial“ – wie zum Beispiel Facebook-Nutzerin Leonie Stina. Endlich sei mal etwas los und man müsse nicht mehr so weit fahren, um Livemusik zu hören, schreibt sie. Die Anwohner könnten doch mitfeiern oder wegfahren, kommentieren zwei andere Begeisterte. Über Musikgeschmack lässt sich ja bekanntlich gut streiten. Ein weiterer Facebook-Nutzer sieht schon jetzt schwarz. „Ich glaube nicht, dass dies stattfinden wird. Es werden sich zu viele dagegen wenden, die sich in ihrer Grabesruhe gestört fühlen. Hier in Pirna geht eh fast nix.“ Der Unmut ist auf beiden Seiten merklich zu spüren.

Die Stadt Pirna muss es nun schaffen, möglichst alle Wünsche und Bedenken ernst zu nehmen. Momentan wird im Rathaus über Auflagen für das Festival diskutiert. „Natürlich werden wir den Lärmschutz überprüfen“, erklärt Thomas Gockel, der Pressesprecher der Stadt Pirna. Der Antrag für die Veranstaltung sei bei der Verwaltung eingegangen und werde derzeit überprüft. „Solange der rechtliche Rahmen eingehalten wird, sind wir verpflichtet, Veranstaltungen zu genehmigen“, sagt Gockel. Ohne triftigen Grund könne nicht einfach eine Veranstaltung verboten werden. „Irgendwer wird immer meckern“, stellt Userin Katja Ulbrich auf Facebook klar, aber es könne nicht immer alles wegen Ruhestörung abgeblasen werden. „Dann sagen nur alle wieder, dass nix los ist.“ Beim Stadtfest werde auch keiner gefragt, ob er ein Problem mit der Lautstärke habe. Die Anwohner sollten am besten einfach mitfeiern.

Die Veranstalter müssen jetzt die Entscheidung der Stadt zu den Auflagen für das Festival abwarten. Davon hängt unter anderem ab, wie groß und wie laut es werden darf.