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Haftstrafen nach Heidenau-Krawallen

Das Amtsgericht Pirna sah es als erwiesen an, dass die 20- bis 32-jährigen Männer am 20. und 21. August 2015 mit Flaschen, Steinen und Böllern auf Polizisten geworfen hatten.

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© Daniel Förster

Pirna. Nach den fremdenfeindlichen Krawallen vor mehr als einem Jahr in Heidenau sind am Montag drei Männer zu Haftstrafen verurteilt worden. Das Amtsgericht Pirna sah es als erwiesen an, dass die 20- bis 32-Jährigen mit Flaschen, Steinen und Böllern auf Polizisten geworfen hatten. Sie hätten sich damit des schweren Landfriedensbruchs sowie der versuchten gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, teilte ein Gerichtssprecher mit.

Der 20-Jährige wurde nach Jugendstrafrecht verurteilt. Er erhielt eine 14-monatige Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem muss er 1 800 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Die beiden anderen Täter müssen für 20 bzw. 26 Monate ins Gefängnis. Der Richter folgte damit den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Das Urteil ist noch nichts rechtkräftig.

Am 21. und 22. August 2015 lieferten sich radikale Asylgegner in Heidenau Straßenschlachten mit der Polizei. Auslöser der nächtlichen Krawalle war die Einrichtung eines Erstaufnahmelagers für Flüchtlinge im verwaisten Praktiker-Baumarkt. Ein Notquartier für Hunderte Asylbewerber. In der ersten Nacht waren nur 130 Polizisten im Einsatz, mehr als 30 wurden verletzt. Die Kritik, zu wenige Beamte nach Heidenau geschickt zu haben, wurde später zurückgewiesen. Doch auch in der nächsten Nacht flogen Steine und Böller. Wieder standen die Beamten - diesmal 170 - im Visier des fremdenfeindlichen Mobs.

Selten hat der Freistaat Sachsen so hilflos gewirkt, wie in jenen Tagen. Im In- und Ausland berichteten Medien tagelang über die bürgerkriegsartigen Zustände. Wenige Tage nach den Krawallen wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Besuch Heidenaus von Rechtsextremen auf unflätige Weise beschimpft. (szo)