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Haben wir das wirklich verdient?

Und wer sind eigentlich „wir“? Ein Plakat an der B 172 in Pirna wirft Fragen auf – und das soll es auch.

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© Norbert Millauer

Von Nancy Riegel

Pirna. Banner mit großflächigen Lettern sind auf Feldern in der Sächsischen Schweiz nicht unüblich. Dienen sie zumeist als Werbung für Obstplantagen oder Firmen, gibt es auch die politischen Exemplare. Wie der Pegida-Schriftzug auf einem Acker bei Ulbersdorf. Und was ist eigentlich mit dem Spruch „Das haben wir uns verdient“ auf der Wiese an der B 172, gegenüber von Möbel Graf?

Nach mehreren Monaten äußert sich der Aufsteller des Banners. Es ist der Künstler Dirk Großer aus Stadt Wehlen. Und der versichert, dass der Spruch nichts aussagen soll – weder politisch noch ideologisch – sondern zum Nachdenken anregt. „Wer sind ‚wir‘ und was ist es, was wir uns verdient haben?“, fragt der 47-Jährige. Im Rahmen seiner Ausstellung „Heldenplatz“ in der Dresdner Neustadt stellte er den Spruch auf der Wiese in Pirna auf. Seine Ausstellung beschäftigt sich mit politischen Bühnen und wie diese von den Akteuren genutzt werden. Ein ungenutztes Feld in einer Kleinstadt ist wohl kaum eine politische Bühne. Und trotzdem versuchen Betrachter, genau das zu sehen. Das Asylbewerberheim wenige Meter entfernt bietet einen brauchbaren Anlass, finden Kommentatoren im Internet und gehen so auf die negative Bedeutung des Wortes „verdienen“ ein. Man kann den Satz „Das haben wir uns verdient“ aber auch positiv auslegen, deutet der Künstler an. Mehrere Gewerbe entlang der Bundesstraße würden sich ihren wirtschaftlichen Erfolg wohl kaum absprechen lassen.

Was ist es nun, was wir uns verdient haben? Noch bis mindestens Ende September soll das Banner auf der Brache stehen und Anlass zum Diskurs geben. Diskutieren Sie mit auf unserer Facebook-Seite.