Merken

Gut gefaltet

Tilman Hornig knittert kunstvoll Metall für das TU-Institut in Pirna, und das in riesigem Ausmaß.

Teilen
Folgen
NEU!
© Kristin Richter

Von Thomas Möckel

Japan gilt als Mutterland kunstvoller Faltkunst. Bei der „Origami“ genannten Tradition entstehen aus einem Blatt Papier filigrane dreidimensionale Werke, die zudem noch flach zusammengelegt werden können, ohne sie zu zerstören.

Legt allerdings der Dresdner Bildhauer Tilman Hornig seine Kunst in Falten, greift er zu wesentlich groberem, faltunwilligem Material: Stahl. Wie sich Metallplatten unter seinen Händen kunstvoll knittern und Wellen schlagen, ist nun auf Dauer im Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der Technischen Universität Dresden in Pirna zu sehen. Eines von Hornigs Kunstwerken ziert dort einen Seminarraum des Institutsgebäudes. Das Werk verbindet dabei außen und innen, da es auch von der Straße aus zu sehen ist. Zudem sprengt seine Größe so ziemlich jeden Rahmen. Hornigs „Faltung Nr. 49“ ist knapp acht Meter lang, drei Meter hoch und rund 50 Zentimeter tief. Konvexe und konkave Formen bilden eine bewegte Oberflächenstruktur, mehrere Lagen Metall hat Hornig übereinander geschichtet, zu Röhren geformt oder auf Kante gefaltet. Der 36-Jährige sieht darin Bewegungen einer Stadt. Um dem Ganzen noch mehr Ausdruck zu verleihen, hat der Künstler sein Werk in schrillen Farben getüncht: orange, lila und pink.

Der Zittauer hat an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert und war Meisterschüler bei Professor Martin Honert. „Seine Arbeit ist dezidiert im Kontext der Faltungen des großen Dresdner Konstruktivisten Hermann Glöckner einzuordnen“, sagt Gwendolin Kremer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kustodie der TU Dresden. Von Glöckner stammt der „Mast mit zwei Faltungszonen“, der vor der Neuen Mensa der TU am Fritz-Foerster-Platz in Dresden steht. Mehr von Tilman Hornig kann man im Frühjahr 2017 sehen. Die Universität plant für das kommende Sommersemester eine umfassende Werkschau des Künstlerkollektivs „New Scenario“, zu dem Tilman Hornig und Paul Barsch gehören. Die Ausstellung wird in der Altana Galerie der TU Dresden gezeigt.

Die Universität hatte das Hauptgebäude des Instituts für Abfallwirtschaft in Pirna von 2013 bis 2015 sanieren lassen. Zuvor galt der Standort lange als Schandfleck. Das monumentale Wandbild im Seminarraum setzt der Sanierung nun die künstlerische Krone auf. Das Institut mit etwa 30 Studenten pro Jahrgang forscht vor allem zur Wiederverwertung von Industrie- und Siedlungsmüll.