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Große Anteilnahme für Leon

Den Eltern des Jungen aus Hermsdorf/Erzgebirge fehlt das Geld für die Fahrten zur Klinik. Nun ist für Leon Hilfe aus Altenberg in Sicht.

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© Marko Förster

Von Jane Jannke

Hermsdorf/Altenberg. Am vergangenen Sonnabend berichtete die SZ über den Leidensweg des zehnjährigen Leon aus Hermsdorf/Erzgebirge und seiner Familie. Das Schicksal des nierentransplantierten Grundschülers, dessen Eltern sich die Fahrt zur regelmäßigen Untersuchung in Leipzig nicht leisten können, ließ viele Leser nicht mehr los. Zahlreiche Zuschriften sind seither in der Redaktion eingegangen; weitere erreichten die Familie direkt. Darunter ein Angebot, mit dem Leons Eltern Liane und Andree Ludwig nie gerechnet hätten.

Leon Ludwig (10) lebt mit einer Spenderniere. Damit geht es ihm gut, aber er muss täglich Medikamente schlucken.
Leon Ludwig (10) lebt mit einer Spenderniere. Damit geht es ihm gut, aber er muss täglich Medikamente schlucken. © Frank Baldauf

Es hört sich so einfach an, fast schon folgerichtig: Ein Pflegedienst, der ohnehin täglich Krankenfahrten zu bewältigen hat, macht eine davon alle fünf Wochen nach Leipzig. Die Fahrten für Leon zum lebenswichtigen Check-up ins Leipziger Klinikum St. Georg – sie würden seine Familie so keinen Cent kosten. Von den Schultern der Eltern fiele damit eine gewaltige Last ab, die sie seit Juli drückt: seit die AOK das Beförderungsgeld für Leon strich, weil es ihm nach der Transplantation wieder gut ging und seine hundertprozentige Behinderung aberkannt worden war.

Das Angebot kommt von Antje Baor aus Hirschsprung. In Altenberg und Glashütte betreibt die 37-Jährige den Pflegedienst Salus Domi. Menschen zu helfen, die dringend Hilfe brauchen, ist ihr Job. Doch ganz so einfach ist es in diesem Fall nicht. Die Entfernung zwischen Hermsdorf und Leipzig beträgt 150 Kilometer. Macht hin und zurück 300 Kilometer, macht bei etwa 1,40 Euro Beförderungspauschale pro Kilometer unterm Strich pro Fahrt 420 Euro. Bei den nötigen zehn Fahrten im Jahr kämen 4 200 Euro zusammen, die Antje Baor aber nicht über die Krankenkasse abrechnen kann. Kosten, die sie auf eigene Rechnung tragen müsste. Dennoch will sie helfen. Und sie weiß auch schon wie.

Vom Zuspruch überwältigt

Als Antje Baor von den Sorgen um Leon erfährt, reagiert sie sofort. „Wir bekamen einen Anruf von einer Frau, die uns ihre Hilfe anbot. Genaueres wollte sie uns aber erst bei einem Treffen sagen“, berichtet Leons Vater Andree Ludwig (54). Am Montag steht Antje Baor dann bei Ludwigs in Hermsdorf auf der Schwelle und überbringt den perplexen Eltern die Nachricht: „Wir fahren Ihren Sohn nach Leipzig.“ Das Paar ist sprachlos. „Wir hätten niemals damit gerechnet, dass sich so schnell jemand melden würde“, sagt Andree Ludwig am Dienstag der SZ, immer noch völlig überwältigt.

Für den Transport will Antje Baor eines ihrer Autos samt Fahrer zur Verfügung stellen. Bliebe das Finanzierungsproblem. Doch dafür hat sie eine ziemlich zeitgemäße Lösung im Auge. „Wir werden in Vorleistung gehen und parallel ein Crowdfunding-Projekt über die Online-Plattform Startnext initiieren“, schildert die 37-Jährige ihre Pläne. Dabei werden über eine möglichst große Internetgemeinschaft Menschen gesucht, die für dieses Vorhaben Geld geben wollen. Jeder, der helfen will, kann sich auf der Plattform anmelden und einen Betrag seiner Wahl beisteuern. Dass sie im schlimmsten Fall auf einem Großteil der Kosten sitzen bleiben könnte, davon lässt sich die Pflegedienstbetreiberin nicht abschrecken. „Wir können helfen“, sagt Baor. „Warum also nicht?“

Weitere Unterstützung zeichnet sich immerhin schon ab. Auch Kerstin Rosenkranz aus Glashütte ging Leons Schicksal nahe. Auch sie will helfen und meldete sich bei der SZ. „Ich möchte der Familie gern etwas Geld zukommen lassen“, so die Floristin. Sie will sich nun mit Antje Baor in Verbindung setzen und sich am Crowdfunding-Projekt beteiligen. Andere Leser boten an, im Notfall spontan einzuspringen und Fahrten zu übernehmen.

Unterdessen wird am Dienstag das erste Mal der Fahrdienst vor Leons Haus stehen. Um 4.45 Uhr früh geht es für den Zehnjährigen zur Untersuchung nach Leipzig. Dafür hat Antje Baor extra den Fahrtenplan umgebaut. Vater Andree Ludwig, der selbst schwer krank ist, kann das noch gar nicht fassen. Er wird Leon auch diesmal nach Leipzig begleiten. Der Zehnjährige selbst sehe den ganzen Trubel „ganz locker“, sagt der Vater. Für die Eltern hingegen endet mit der Hilfe des Pflegedienstes eine monatelange Odyssee von einer Behörde zur nächsten. Sie vertrauen nun darauf, dass die Krankenfahrten vorerst gesichert sind.