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Gregor Gysis Besuch beim Urahn

Der Linkspolitiker will im Frühjahr Denkmal und Grab Robert Oettels in Görlitz aufsuchen.

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© Nikolai Schmidt

Von Sebastian Beutler

Wenn Gregor Gysi am 16. März seine Autobiografie in der Görlitzer Kulturbrauerei vorstellt, dann will er das Denkmal von Robert Oettel besuchen. Dem Begründer der Hühnerzucht setzten die Görlitzer in der nahen Anlage der Parkeisenbahn eine bleibende Erinnerung. In seinem Buch beschreibt Gysi auch die wechselvolle Geschichte des Denkmals für Oettel, mit dem er weitläufig verwandt ist. „Robert Oettel ist mein Urururgroßvater“, bestätigt der Linkspolitiker in einer Mail an die Görlitzer SZ-Redaktion nochmals seine Angaben aus der Autobiografie. „Meine Urgroßmutter Käthe Kienitz stammte aus Görlitz. Ihr Großvater, also mein Urururgroßvater war Robert Oettel, eben der begeisterte Hühnerzüchter. Käthe Kienitz war übrigens mit Hermann Gysi, meinem Urgroßvater, verheiratet.“

Gregor Gysi, Politiker der Partei Die Linke, während einer ARD-Talksendung in Berlin
Gregor Gysi, Politiker der Partei Die Linke, während einer ARD-Talksendung in Berlin © dpa

Doch wenn er nach Görlitz kommt, dann könnte Gysi auch das Grab Robert Oettels aufsuchen. Seit 2013 schmückt wieder eine Erinnerungstafel das frühere Grab. Lange Zeit aber war es vergessen, denn die Familie hatte – wie aus den alten Grabbüchern des Städtischen Friedhofs hervorgeht – um 1940 auf die Stelle verzichtet. Später wurde sie von anderen Familien genutzt, ehe sie brachlag.

Durch einen Zufall entdeckten die Mitarbeiter des Friedhofs vor einigen Jahren, dass das Grab einst Oettels sterbliche Überreste barg. „Wir schauen in den alten Registern eigentlich nur nach, wenn ein Grab eingeebnet wird, um zu sehen, ob eine Urne oder ein Sarg noch geborgen werden müssen“, sagt Friedhofs-Chefin Evelin Mühle. Später setzten die Hühnerzüchter Deutschlands ihrem Begründer eine Erinnerungstafel auf das Grab, das sich in unmittelbarer Nähe der letzten Ruhestätten der Buchdrucker-Familie Hoffmann und des Knopffabrikanten Riedel, in Sichtweise der früheren Görlitzer Oberbürgermeister Demiani und Gobbin sowie des Kaufmanns Otto Straßburg befindet.

Das alte Grabbuch verrät, das zunächst Oettels erste Ehefrau Katharina Anna hier zur letzten Ruhe gebettet wurde. Sie verstarb 1854 im Alter von nur 53 Jahren. Sieben Jahre später wurde auch die zweite Ehefrau Oettels, Anna Maria, bestattet. Sie wurde 47 Jahre alt. Interessant: Beide Frauen waren gebürtige Hertz, also Schwestern. Nach Robert Oettel fanden auch noch die dritte Hertz-Schwester, Margarethe, sowie eine der Töchter Oettels, Leonide, ihre letzte Ruhe in dem Grab. Gregor Gysi jedenfalls will sich im März einen Gang zum Friedhof nicht nehmen lassen. „Selbstverständlich besuche ich in Görlitz nicht nur das Denkmal, sondern auch den Friedhof“, schreibt er der SZ.