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Graffiti-Plage in Sachsen

Chemnitz, Dresden, Leipzig - Sprayer verschandeln mit Graffiti und Schmierereien immer wieder Häuser und Objekte. Die Polizei hat eine Zunahme der Straftaten festgestellt.

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© dpa

Martin Kloth

Chemnitz. Blauer Farbanschlag auf das Karl-Marx-Monument, Hakenkreuze in gelb und schwarz am Museum Gunzenhauser und an einer Betreuungseinrichtung, rote Schriftzüge an der Skulptur „Zuhause“: Vor den Schmierereien von Sprayern ist in Chemnitz fast nichts sicher. „Das Ärgernis ist groß, zumal die Graffiti überwiegend an gut sichtbaren Gebäudeteilen angebracht werden“, erklärte Stadtsprecher Tommy van Doorn.

Die kürzlich von der Polizeidirektion veröffentlichte Kriminalstatistik für 2016 wies für die Stadt insgesamt einen Anstieg bei den Sachbeschädigungen um 178 auf 3183 Fälle aus. 30 Prozent davon wurden laut Polizei durch Graffiti verursacht. „Gebäude werden öffentlichkeitswirksam verschandelt, die Beseitigung der Schäden bindet neben dem finanziellen Aufwand auch personelle Ressourcen“, hieß es von der Stadt.

Die Schmierereien sind auch über die Stadt hinaus eine Plage. Im Bereich der Polizeidirektion Chemnitz mit den Landkreisen Mittelsachsen und Erzgebirge sowie der Stadt Chemnitz wurden 395 Fälle mehr registriert als im Vorjahr. Für den gesamten Freistaat ist die Zahl der Sachbeschädigungen durch Graffiti 2016 sprunghaft um 1141 auf 9949 Fälle angestiegen.

Gegen den Trend ist die Entwicklung in Dresden, wo 1450 und damit 177 Fälle weniger als 2015 erfasst wurden. Dennoch musste die Stadt in den vergangenen beiden Jahren jeweils etwa 50 000 Euro für die Beseitigung von Graffiti auf Straßen und Plätzen, aber auch an Fußwegen und Radwegen ausgeben.

In Leipzig dagegen ist das Problem noch weit größer als in Chemnitz: Von 3136 Fällen stieg die Anzahl der Delikte auf 4051. Nach Angaben der Stadt wurden im vorigen Jahr 13 167,92 Quadratmeter und damit die Fläche von mehr als zweieinhalb Fußballfeldern von Graffiti befreit. Dafür wurden fast 270 000 Euro ausgegeben. „Die Zahlen von 2014 entsprechen im Wesentlichen denen von 2016“, teilte die Stadt mit. Aufgrund einer Umstrukturierung bei der Graffitibeseitigung wurden für 2015 nur acht Monate erfasst: In der Zeit kostete die Säuberung von 9600 Quadratmetern mehr als 176 000 Euro.

Die Kuratorin des Museum Gunzenhauser in Chemnitz, Anja Richter, war richtig sauer. Am 7. April war auf die gläserne Eingangstür ein gelbes Hakenkreuz gesprüht worden. Resolut sorgte sie dafür, dass die Schmiererei in Eigenregie schnell entfernt wurde. „Ich toleriere keine Nazi-Symbole an meinem Museum“, so Richter. Schon zum dritten Mal in diesem Jahr war das Ausstellungshaus beschmiert worden. „Wir stellen bei jedem Graffito Strafanzeige“, sagte sie.

Der Schmierfink war in diesem Fall mutmaßlich eine 49-jährige Frau. Sie wurde am gleichen Tag mit der Sprühdose in der Hand von einer Streife ertappt, als sie ein spiegelverkehrtes Hakenkreuz an das Rathaus sprühte. Sachsenweit gesehen ist das eher die Ausnahme: Nicht einmal jeder fünfte Fall konnte aufgeklärt werden. Die Quote im Vergleich zu 2015 ist von 19,9 Prozent auf 18,6 Prozent rückläufig.

Chemnitz muss immer mehr Geld für die Beseitigung von Farbattacken ausgeben. Wie die Stadt mitteilte, wurden im Jahr 2016 für die Entfernung von Schmierereien an öffentlichen Gebäuden, Bauten und Objekten 47 200 Euro aufgewendet. Im Jahr davor waren es den Angaben zufolge nur rund 35 000 Euro. Darüber hinaus sei eine Vielzahl von Kleinschäden durch Hausmeister beseitigt worden. Dazu würde jedoch keine Statistik geführt, teilte die Stadt mit. (dpa)