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Europas Jung-Designer treffen sich in Görlitz

Der Modepreis bringt Glamour in die Stadt. Und doch ist er wegen des Gastgebers bei einigen nicht unumstritten.

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© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Über 100 waren es vor zwei Jahren. Damals verkündete das Kaufhaus-Team die Zahl der Bewerbungen voller Stolz. Zwei Jahre später hat sich diese Zahl verdreifacht. 342 Nachwuchsdesigner aus allen Teilen Europas wollten zum zweiten Görlitzer Modepreis – oder Euro Fashion Award – ihre Kollektionen zeigen.

Andrej Baranow, Art Director Euro des Modepreises 2018.
Andrej Baranow, Art Director Euro des Modepreises 2018. © Nikolai Schmidt

Elf Nachwuchsdesigner wurden Anfang des Jahres für den Modepreis ausgewählt. Der wird, anders als beim ersten Mal, zwei Wertungsabende haben. Der Freitag, der 2016 als öffentliche Generalprobe lief, wird zur Publikumsgala. Die Besucher küren selbst ihren Liebling – der kann sich über 3 000 Euro freuen. Am Sonnabend wählt eine fünfköpfige Fachjury dann den Gewinner des Modepreises 2018. Der Sieger bekommt diesmal 25 000 Euro, der Zweite 15 000 Euro, der Dritte 10 000 Euro. „Außerdem gibt es für alle neun Nominierten 1 000 Euro“, erzählt Stefanie Eggers vom Kaufhausteam. „Es soll ihnen helfen, sich so zu präsentieren, wie sie es gern möchten.“ Der Görlitzer Modepreis ist einer der höchstdotierten im Land. Kaufhaus-Investor und Gastgeber Winfried Stöcker, der das Preisgeld stiftet, „möchte den jungen Leuten einen guten Start ermöglichen.“

Das hat sich herumgesprochen. Sogar aus den USA seien jüngst zwei Anfragen gekommen, berichtet Andrej Baranow, in diesem Jahr künstlerischer Leiter des Modepreises. Als Experte für Haare, Make-up und Mode freut sich der gelernte Schneider und studierte Bekleidungstechniker darauf, das alles in Görlitz verbinden zu können. In jede der Kollektionen sei er schon jetzt verliebt und froh, kein Jurymitglied zu sein und nicht mit entscheiden zu müssen. Es gehe darum, verkaufbare Mode zu machen, betont er. „Dafür ist der Standort nicht unwichtig.“ Görlitz sei vielleicht nicht mit den Modemetropolen gleichzusetzen, habe aber seine Berechtigung – schon aus der Historie als Tuchmacherstadt heraus. Mit dem Modehaus am Postplatz, das am Donnerstag öffnet, und später auch dem Kaufhaus, wird sich dieser Kreis schließen. „In der Branche hat inzwischen jeder vom Kaufhaus und vom Modepreis gehört“, sagt Stöckers Projektmanager Jürgen Friedel. Insofern sei der Modepreis auch für die Stadt bestes Marketing. Eva Wittig von der Europastadt Görlitz-Zgorzelec (EGZ): „Hier können wir Görlitz einer ganz anderen Zielgruppe zeigen. Viele waren vom ersten Modepreis überrascht und solche positiven Überraschungen sind nachhaltig.“ Die EGZ unterstützt das Kaufhaus-Team. „So wie alles andere auch, was überregional ausstrahlt, sei es Viathea, Christkindelmarkt oder Altstadtfest. Der Modepreis ist noch mal ein besonderes Zugpferd“, sagt Eva Wittig. Immerhin 150 Menschen sind direkt daran beteiligt, dazu kommen pro Abend 450 Gäste, darunter viele aus der Branche.

Die städtische Beteiligung am Modepreis passt nicht allen. Die Görlitzer Linke, die Winfried Stöcker rassistische und frauenfeindliche Äußerungen vorhält, will gegen den Modepreis protestieren: vom 18. bis 21. April auf dem Marienplatz. Veranstalter und Linken-Fraktionschef Torsten Ahrens ist selbst zum Modepreis eingeladen, habe aber noch nicht entschieden, ob er der Einladung folgt. Jürgen Friedel war mit Ahrens bereits im Gespräch und sagt: „Meinungsfreiheit ist das höchste Gut. Es darf nur nicht passieren, dass Leute zu sehr in eine Ecke gestellt werden oder Meinungsstreit in Gewalt endet.“

Zwei der elf Nominierten sagten ab, als sie von Stöckers früheren Äußerungen hörten. Auch OB Siegfried Deinege habe in vielen Punkten ein anderes Weltbild, als Stöcker, wie er der SZ sagt. Einige Punkte lehne er sogar entschieden ab. Jedoch gestehe er Stöcker ebenso wie anderen freie Meinungsäußerung zu. OB und Bürgermeister gehen am Sonnabend zum Preis. „Der Modepreis ist ein Höhepunkt für Görlitz, gerade vor der touristischen Hauptsaison. Das Kaufhausteam macht da einen hervorragenden Job, die mediale Aufmerksamkeit ist enorm“, so Deinege.

Für die Publikumsgala am Freitag verlost die SZ am Mittwoch zweimal zwei Freikarten an die ersten Anrufer, die sich zwischen 15 und 15.05 Uhr unter 03581/47105283 melden.