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Gipfeltreffen in Rathen

Seit 80 Jahren reitet Winnetou über die Felsenbühne. Die Faszination für Indianer und den Wilden Westen ist ungebrochen.

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© Daniel Förster

Von Anja Weber

Wegelagerer Lucky hat sich extra noch ein blaues Auge schlagen lassen für seinen Auftritt in Rathen. Und wer den Kurort vom Wasser aus erobern wollte, musste unweigerlich an Lucky und seinem Kompagnon vorbei und das in bester Wild-West-Manier mit Pistolengeknalle und Wegezollforderung. Zum 80. Mal reitet in diesem Jahr Winnetou über die Felsenbühne Rathen. Deshalb hatten die Felsenbühne und Kurort ein Fest organisiert. Höhepunkt war sozusagen ein Gipfeltreffen der Winnetou-Darsteller bei den Aufführungen der Felsenbühne aus den letzten Jahren.

Angefangen bei Jürgen Haase, der heute den Old Shatterhand spielt, über Olaf Hais, Jean-Marc Birkholz, Peter Mohr, Mac Schützenhofer und der aktuelle Winnetou Michael Berndt-Canana. Und mittendrin der Defa-Chefindianer Gojko Mitic. Er verkörperte viele Jahre den Winnetou in Bad Segeberg. Auf der Felsenbühne hat er noch nie gespielt. Deshalb freue er sich, dass er zum Jubiläum eine Aufführung miterleben dürfe. Hier sei er aber schon einmal gewesen, nur weiter oben auf der Bastei, erzählt er. Das war 1965 zu Dreharbeiten für den Defa-Indianerfilm „Die Söhne der großen Bärin“. Auch er weiß, dass das Faninteresse an Indianern und dem Wilden Westen nach wie vor ungebrochen ist.

So mancher in der langen Wartereihe zur Winnetou-Autogrammstunde hatte sich stilecht als Old Shatterhand, Winnetou, Squaw oder einfach als Indianer verkleidet. So auch Familie Schneider aus Dresden. „Jedes Jahr ist eine Winnetou-Aufführung auf der Felsenbühne Pflicht“, sagt Thilo Schneider. Schon zu DDR-Zeiten habe er voller Spannung um Weihnachten herum die Winnetou-Filme gesehen, damals die von dem 2015 verstorbenen Pierre Brice. Der war übrigens 1988 zum 50. Jubiläum auf der Felsenbühne Rathen zu Gast.

Die Zuschauer am Sonnabend waren des Lobes voll. So lebensnah wie auf der Felsenbühne könne man sonst nirgends Indianerstücke sehen. „Dazu kommt natürlich die einmalige Kulisse“, sagt Günther Mehnert, der sich für diesen Tag als Sheriff in Schale geworfen hatte.

Wer dann den Rückzug über das Wasser antreten wollte, stieß wieder auf die beiden Wegelagerer und die verabschiedeten die Gäste in rauer Wild-West-Manier: „Geht ihr Sackratten und lasst euch hier nie wieder blicken.“.