Immer mehr lockeres Gestein stürzt in die Tiefe. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Straße bleibt vorerst gesperrt.
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Von Gunnar Klehm
Ein Signalton ertönt, dann zwei aufeinanderfolgende. Einen Augenblick später geht ein mächtiger Knall los. Den Zuschauern am Ostrauer Berg schlackern die Hosenbeine, so stark ist die Schallwelle. Eine meterhohe Staubwolke schießt nach oben. Tonnenschwere Felsbrocken kullern krachend den Hang hinunter. Vorsorglich wurden zwar einige Bäume gefällt, trotzdem wird noch ein weiterer von einem Felsbrocken umgeknickt. Drei Hupsignale verkünden, dass die Sprengung erfolgreich beendet ist.
Felsbrocken fällt ins Kirnitzschtal
Der Brocken ist zertrümmert
Kontrollierte Sprengung im Kirnitzschtal
Im Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz ist der Fels noch immer in Bewegung. Erst am vergangenen Wochenende hatte es hier erneut einen Absturz gegeben. Die Straße bleibt daher bis auf weiteres gesperrt. Und wo nötig, wird immer wieder gesprengt.
So wie gestern. Mit einem Knall ist es nicht getan. Vom Kompressor unten im Tal wird anschließend Druckluft über Hunderte Meter Schlauch durch den Wald hoch an die Felswand geleitet. Dort werden in Felsspalten gequetschte Luftkissen aufgeblasen, die dann Stein für Stein über die Felskante schieben. Dabei macht sich auch der Sandwall auf der Straße bezahlt. Zwei etwa zwei Tonnen schwere Brocken sind in diesem Kiesbett ausgebremst worden. Ohne den Schutz wären die Oberleitungsmasten der Kirnitzschtalbahn in Gefahr gewesen.
Sind alle Brocken beseitigt, beginnt die Kontrollprozedur von vorn. Wieder müssen Geologen vorsichtig die Felswand untersuchen, ob sie endlich auf stabile Gesteinsschichten gekommen sind. Erst danach kann mit den eigentlichen Sicherungsarbeiten begonnen werden. Dann wird ein Fangzaun errichtet, und der Wall kann wieder abgetragen werden.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht an der Wand gearbeitet wird. Den Gastwirten im Kirnitzschtal kann das nur recht sein. Sie verfluchen jeden Tag, an dem die Straße gesperrt ist, was sie scharenweise Kundschaft kostet.