Merken

Geheimnisvoller Weg zum Pavillon

In der Kernzone des Nationalparks Sächsische Schweiz wurde ein Pfad geöffnet. Und schon gibt es Ärger.

Teilen
Folgen
© Mike Jäger

Von Dirk Schulze

Sächsische Schweiz. Die Nationalparkverwaltung hat diese Woche die Öffnung eines neuen Weges in der Kernzone verkündet. Der Obere Fremdenweg soll künftig als zweiter Zugang zum historischen Jagdpavillon auf dem Kleinen Winterberg führen. Nach einer langjährigen Diskussion und mehreren Ortsterminen habe sich die Arbeitsgruppe Wegekonzeption auf diesen Kompromiss geeinigt. Die Öffnung des Weges sei ein Beleg dafür, dass es alle Beteiligten ernst meinten, heißt es in der Pressemitteilung. Denn aus Sicht des Naturschutzes habe es erhebliche Bedenken gegeben. Nur: Offenbar ist der Weg kaum zu finden. Die Folge ist, dass Wanderer querfeldein durch den Wald tappen. Doch gerade das soll in der Kernzone ja vermieden werden. In diesem besonders geschützten Bereich ist es streng verboten, die markierten Wege zu verlassen.

Unterhalb des Pavillons gibt es einen Kletterfelsen. Der Pfad dahin ist als Kletterzustieg markiert, mit schwarzem Pfeil auf weißem Grund. Dieser Pfad wurde nun offenbar nach oben in Richtung Pavillon verlängert – mit der gleichen Markierung: schwarzer Pfeil auf weißem Grund. „Es ist paradox, dass der Weg zum historischen Pavillon als Kletterzustieg markiert ist“, sagt Mike Jäger, der als Fotograf ständig im Elbsandsteingebirge unterwegs ist. Denn diese Kletterzustiege sind eigentlich den Bergsteigern vorbehalten, damit sie zum Fuße ihrer Gipfel kommen. Oben am Pavillon angekommen wird es nicht besser. „Dort ist man ratlos, wie‘s weitergeht“, sagt Mike Jäger. Eine Markierung fehle komplett. Wanderer müssten zwangsläufig querfeldein laufen, bis sie wieder auf einen markierten Weg stoßen. Eben das, was in der Kernzone des Nationalparks streng verboten ist. Laut Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung wird der Weg mit einer unauffälligen Markierung – grüner Pfeil auf grauem Grund – als Bergpfad gekennzeichnet. Damit solle erreicht werden, dass Gebietskenner den Weg finden, der Ruhecharakter des Areals aber erhalten bleibt. Ob die Markierungen nun schon angebracht wurden oder nicht, bleibt unklar. Nationalparksprecher Hanspeter Mayr war für eine Nachfrage nicht zu erreichen.

Kulturpflege mit der Säge

Parallel dazu gibt es Ärger um eine Sägeaktion unterhalb des Pavillons. Wenige Tage nach der Entscheidung zur Wegeöffnung haben Ranger einen Wanderer angetroffen, der eigenmächtig einen dritten Weg zum Pavillon frei sägte, erklärt der Nationalpark. Die AG Wege verurteile dieses illegale Vorgehen. Die Ranger riefen die Polizei. Der Säger fing sich eine Anzeige ein, da er Wege verlassen und Pflanzen beschädigt hat. Das gilt als Ordnungswidrigkeit und wird mit einem Bußgeld geahndet. Die Wegetrasse, an der gesägt wurde, führt durch den ältesten und damit wertvollsten Buchenwald im Nationalpark. Sie ist seit Jahren aus Naturschutzgründen gesperrt. Zu der Sägeaktion hat sich der Stiegenbuchverleger Axel Mothes bekannt. Mit einem dritten Zugang zum Winterbergpavillon habe das Ganze aber nichts zu tun.

Gesägt hat Mothes an den weiter unterhalb befindlichen Fremdenwegkehren. Und das ganz bewusst. „Meine Aktion richtete sich ausschließlich auf den Erhalt der vor 300 Jahren angelegten Fremdenwegkehren mit ihren kulturhistorisch wichtigen Trockenmauern“, schreibt er auf seiner Internetseite. Auf diesen Kehren habe er einige ein bis zwei Jahre alte Buchensämlinge entfernt und außerdem etwa fünf Zentimeter starke Hasel- und Eschenstämme abgesägt. Er will damit die historischen Mauern schützen. Das Wurzelwerk der wildwachsenden Bäume würde diese sonst zerstören. Mothes hält die Kehren für ein kulturhistorisches Kleinod nationaler Bedeutung, das auf die Anfänge der touristischen Erschließung der Sächsischen Schweiz zurückgeht. Es handele sich um einen der wertvollsten Wege im ganzen Elbsandsteingebirge. Um ein Bußgeld wird er wohl trotzdem nicht herumkommen.