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Fuß über Kopf im Felsspalt

Begleitet von einem Filmteam pressen sich Bergsteiger durch den Klotzriss. Eine einmalige Herausforderung im Elbsandstein.

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© Mike Jäger

Von Mike Jäger

Sächsische Schweiz. Der Frienstein bei Bad Schandau ist ein so bedeutender wie beliebter Klettergipfel in den Affensteinen. Den Kletterern bieten sich fast Hundert Möglichkeiten, den 30 bis 40 Meter hohen Gipfel zu erklimmen, besonders Rissanstiege in allen Schwierigkeiten stellen eine Herausforderung dar. Wegen eines besonderen Risskletterweges war am Sonntag ein Filmteam hier. Das Interesse galt einer Spalte ganz rechts in der Westseite. Diese führt zu einer Felsnische und weiter über einen weit ausladenden, dachartigen Überhang. Wie in den Felsen hinein gefräst, glatt und abweisend, wirkt die Kluft. Es ist kaum vorstellbar, dort entlangklettern zu können. Dennoch haben Kletterer diese Herausforderung angenommen.

Dafür war am Sonntag voller Körpereinsatz gefragt.
Dafür war am Sonntag voller Körpereinsatz gefragt. © Mike Jäger

Die Erstbegehung dieses Rissdaches ge-lang Steffen Roßburg und Uwe Lange 1986 im Mai. Sie nannten ihren Aufstieg Klotz-riss. Einer der Erstbegeher, der Dresdner Uwe Lange, wurde für den Filmbeitrag nun zum Frienstein eingeladen. Er erzählte dem Fernsehmoderator Thorsten Kutschke: „Die Kunst ist, den Fuß hoch im Riss zu platzieren wie einen Anker.“ Denn der Riss sei zu breit, um die Hand zu verklemmen. Es sei sehr sehr anstrengend, bis endlich der ganze Körper in den Spalt gepresst werden kann.

Davon kann Felix Maul ein Lied singen. Vor drei Jahren hatte sich der junge Kletterer aus Dresden schon einmal an dem Dach probiert. In der MDR-Fernsehsendung Bi-wak wurde darüber berichtet. Felix Maul schaffte damals die Route nicht. Seither versuchten sich etliche seiner Kletterfreunde an dem Riss. Aber die Route erfordert eine sehr spezielle und ausgefeilte Rissklettertechnik – im Kletterführer ist die Strecke mit der Schwierigkeit VIII c bewertet. Keiner der Freunde schaffte es. Schließlich war es doch Felix Maul, der in diesem Sommer im dritten Anlauf Erfolg hatte. Vor der Kamera presste er sich nun erneut in den Felsspalt.

Am Frienstein mit dabei ist an diesem goldenen Oktobertag auch die Neuseeländerin Mayan Smith-Gobat, eine der besten Risskletterinnen der Welt. Die 37-jährige ist eine extrem kletternde Frau. An den Granitriesen des Yosemite in den USA oder an den Sturm umtobten Felsspitzen Patagoniens an der Südspitze Amerikas fühlt sie sich wohl. Der speziellen Art der Kletterei im Elbsandstein zollt sie Respekt. Uwe Lange macht ihr Mut: „Ich glaube, kleinere Kletterer wie du und ich haben in dem Spalt bessere Chancen als große.“ Unterdessen beziehen die Kameraleute ihre Positionen und auch die Kletterer machen sich bereit. Die beiden wechseln sich in ihren Versuchen ab, durchs Dach zu steigen. Wie Faultiere am Ast hängen sie am waagerechten Felsdach – aber keineswegs so entspannt. Ungeheuere Körperspannung ist erforderlich, um nicht aus dem Riss herauszufallen. Die Hände schwitzen, der Sandstein ist hier glatt wie eine Betonwand. Übliche Sandsteinstrukturen zum Festhalten findet man hier nicht. Nur Klemmen, Schieben und Pressen ist angesagt.

Mayan Smith-Gobat und Felix Maul kämpfen Zentimeter für Zentimeter um den Durchstieg. Ein ums andere Mal fallen sie ins Seil und versuchen es erneut. Schürfwunden sind unerlässlich. Bei Felix Maul sickert Blut am Knie durch die Kletterhose. Werden die Anstrengungen der beiden von Erfolg gekrönt sein? Wer wissen möchte, wie das Kletterabenteuer im schwierigsten Riss der Sächsischen Schweiz ausging, sollte im November das Filmfestival „Bergsichten“ in Dresden besuchen. Der Beitrag, den das Filmteam um Frank Meutzner am Sonntag am Frienstein drehte, wird dann dort in einer speziellen Sandsteinrubrik gezeigt.

››› 14. Bergsichten-Festival, 17. bis 19. November 2017, TU Dresden, www.bergsichten.de