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Furcht vorm Feuerbakterium

Eine vogtländische Gärtnerei erlangt vor einem Jahr traurige Berühmtheit: Zum ersten und bislang einzigen Mal in Deutschland wird das gefürchtete Feuerbakterium gefunden. Auch wenn es wieder blüht - es ist nicht alles im grünen Bereich.

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© dpa

Von Katrin Mädler

Pausa/Dresden. In den Gewächshäusern blüht es wieder: Pünktlich zur anstehenden Pflanzsaison leuchten Primeln, Veilchen, Narzissen und weitere Frühlingsblumen in der Gärtnerei Zauge im vogtländischen Pausa den Besuchern entgegen. Monatelang dauert das Aufziehen, erklärt Gärtnermeister Bernd Zauge (67). Beim Blick auf die Blütenpracht erinnert er sich: Vor einem Jahr war all die Mühe umsonst gewesen.

Das Verderben kam mit einem Oleander. Die Pflanze einer Kundin, die in der Gärtnerei überwintern sollte, hatte das gefürchtete Feuerbakterium an sich. In dem Familienunternehmen mit seinen sieben Mitarbeitern wurde 2016 zum ersten Mal in Deutschland der Schädling mit dem Namen Xylella fastidiosa nachgewiesen. In Südeuropa führt die tückische Pflanzenkrankheit zu immer größeren Schäden und erhält dramatische Namen wie „Oliven-Ebola“. Im Februar 2017 dann mussten alle Pflanzen der Gärtnerei, mehr als 20 000 Stück, in Säcke verpackt und auf eine Verbrennungsdeponie gebracht werden.

Die Verunsicherung bei Kunden und Händlern sei noch immer groß, erklärt Tochter Sina Zauche (35), die ebenfalls Gärtnermeisterin ist. Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ordnete eine Sperrzone an, die zunächst bis nach Thüringen hinein reichte, inzwischen aber auf einen Radius von fünf Kilometern verringert wurde. „Bestimmte Pflanzen dürfen aus dieser nicht heraus- oder in sie hineingebracht werden. Aber das betrifft eben nicht alles, wie viele denken“, sagt Sina Zauche.

231 Arten sind aktuell betroffen, darunter Tomatenpflanzen, Lavendel und Rosmarin. „Für viele Frühblüher-Sorten gilt das hingegen nicht“, ergänzt sie. Deshalb hofft die Gärtnerei auch auf einen guten Start in die Frühlings-Saison.

Laut Umwelt-Landesamt könnten in den nächsten Wochen weitere Erleichterungen in der Sperrzone kommen. Es habe intensive Sichtkontrollen gegeben, erklärt Pressesprecherin Karin Bernhardt. „Es gab keine neuen Befunde.“ Eine grundsätzliche Entwarnung aber gibt es auch nicht. „Wir müssen vorsichtig bleiben. Es wäre falsch zu sagen, die Gefahr sei gebannt“, betont sie.

Vor allem in Südeuropa führt das Bakterium, das Erreger verschiedener Pflanzenkrankheiten ist und auch von unterschiedlichen Insekten übertragen wird, zu großen Schäden. „Auch wenn bei uns andere klimatische Bedingungen herrschen, wäre Unvorsichtigkeit das falsche Signal“, sagt die Landesamtssprecherin. Der Pausaer Fall bleibe bis heute deutschlandweit der einzige Fund.

Laut Bernhardt hat es eine angemessene finanzielle Entschädigung vom Freistaat gemäß § 54 Pflanzenschutzgesetz für den Betrieb gegeben, in Zusammenarbeit mit einem Gutachter und der Gärtnerei. Über die Höhe der Summe wurden keine Angaben gemacht.

Für Bernd Zauge und Sina Zauche konnte das Geld nicht alles abdecken. Innerhalb von zwei Wochen mussten sie vor einem Jahr neben den Pflanzen alle Vliese, Paletten, Tischbeläge, Erde, Werkzeug und Blumentöpfe vernichten. Danach noch die gründliche Reinigung und Desinfektion. „Freunde und Bekannte haben uns geholfen“, berichtet Sina Zauche. Der Familienbetrieb musste von Null beginnen.

Dass nun die Sperrzone auf fünf Kilometer verringert wurde, hat für den Betrieb auch Nachteile. Vorher konnten alle Pflanzenarten in dem Radius von zehn Kilometern herausgegeben werden. Das sei laut Zauge ohnehin der Bereich gewesen, aus dem sein Kundenstamm kommt. „Für Händler und Gärtner, die nun außerhalb der Zone liegen, ist die Änderung natürlich gut, nicht für uns.“ Er hofft auf weitere Lockerungen in den nächsten Wochen. (dpa)