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Fünf Ideen für eine bessere Lehrerausbildung

In Dresden, Leipzig und Chemnitz werden Lehrer ausgebildet. Doch nicht genug und nicht für die nötigen Schularten.

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© dpa

Von Andrea Schawe

Lehrer sind heiß begehrt, nicht nur in Sachsen. Bundesweit bewerben sich nicht genug ausgebildete Lehrkräfte, um die freien Stellen zu besetzen. Der Lehrermangel liegt nicht nur an steigenden Schülerzahlen – auch daran, dass die Lehrerbildung vernachlässigt wurde. Sachsen muss in Zukunft genug Lehrer ausbilden, um seinen Bedarf in allen Schularten zu decken. Dafür gibt es verschiedene Ideen.

Idee 1: Lehrerausbildung dauerhaft in Chemnitz ansiedeln

Als unverzichtbar für die Region hat Kultusstaatssekretär Frank Pfeil die Grundschullehrerausbildung an der TU Chemnitz bezeichnet. „Gerade in Südwestsachsen werden gut ausgebildete Lehrer für Grundschulen dringend gebraucht“, sagte er. 1999 wurde der Studiengang in Chemnitz abgeschafft – damals hatte der Freistaat weniger freie Lehrerstellen. 2013 wurde das Lehramt wieder eingeführt, kürzlich schlossen die ersten 73 Absolventen die Staatsprüfung ab. Das soll dauerhaft so bleiben, fordern SPD und Linke. Die Stellen von Professoren und Mitarbeitern müssen über das Jahr 2020 hinaus entfristet werden, sagt Holger Mann, der Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD. Der Freistaat müsse dafür Geld im nächsten Doppelhaushalt einplanen. Außerdem sollte die Zahl der Studienplätze von 120 auf 150 erhöht werden.

Idee 2: Zahl der Studienplätze an den Bedarf anpassen

Die SPD will, dass das Kultusministerium alle zwei Jahre eine Lehrerbedarfsprognose vorlegt – auf Basis der Schülerzahlen. Darauf könnten die Vereinbarungen mit den Hochschulen aufbauen. Je nach Bedarf würden so mehr oder weniger Studienplätze im Lehramt zur Verfügung stehen, aber nicht ein kompletter Standort infrage gestellt werden. Momentan stehen pro Jahr 520 Studienplätze für das Lehramt Grundschule, 500 für die Oberschule und 425 für das Gymnasium zur Verfügung. CDU-Bildungspolitiker Patrick Schreiber schlägt vor, dass sich die Zahl der Studienplätze nach den Absolventen richten, nicht nach den Anfängern. Nicht alle Lehramtsstudenten würden das Studium abschließen, die Prüfungen schaffen und dann ihren Vorbereitungsdienst in Sachsen machen, sagt der Landtagsabgeordnete.

Idee 3: In Chemnitz nicht nur Grundschullehrer ausbilden

Die Linken wollen an der TU Chemnitz neben Grundschul- auch Berufsschullehrer ausbilden. Die Fakultäten Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik seien schon vorhanden. Regionale Interessenverbände aus Industrie, Handel und Handwerk hatten das ebenfalls gefordert – und die Wiedereinführung des Oberschullehramts. Die Idee ist, dass Lehrer, die in der Region studieren, auch nach ihrem Abschluss bleiben. Die SPD schlägt vor, den Studiengang in Chemnitz weiterzuentwickeln – zu einer Primarstufe Plus. Die Ausbildung würde nicht nur im Grundschulbereich erfolgen, sondern gleichzeitig ein Fach für die 5. bis 10. Klassen vertiefen. „So könnte der regionale Bedarf an Grund- und Oberschullehrern besser befriedigt werden“, sagt SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel. Damit das umgesetzt werden kann, braucht es zwei wissenschaftliche Mitarbeiter mehr, so Friedel.

Idee 4: Lehrerausbildung nicht nach Schularten, sondern nach Alter

Um den Lehrkräftebedarf in Zukunft abzusichern, muss Sachsen die Lehramtsstudiengänge schrittweise umbauen, fordert Friedel. Die SPD will langfristig ein Stufenmodell einführen, das die Ausbildung nach Schularten ablöst. Die sei starr und nicht mehr zeitgemäß. Nach den Plänen der SPD kann die Grundschulausbildung um ein Fach in der Sekundarstufe 1 ergänzt werden – oder mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt. Die Absolventen könnten nicht nur an Grundschulen, sondern auch an Ober- oder Förderschulen eingesetzt werden. Für die Klassen 5 bis 12 können die Lehrer zwei Fächer studieren. Sie könnten flexibel an Oberschulen und Gymnasien unterrichten. Das wäre die Grundlage für eine einheitliche Bezahlung, und die Lehrer müssten weniger schulartfremd eingesetzt werden. Die Primarstufe Plus in Chemnitz könnte ein Anfang für dieses Modell sein, so Friedel.

Idee 5: Prüfungsordnungen für Studenten und Lehrkräfte entschlacken

Kurzfristig könnte das Kultusministerium bei den Prüfungen Entlastung schaffen. 2012 wurde das Lehramtsstudium in Sachsen vom Bachelor-/Masterstudiengang wieder auf einen Abschluss mit Staatsexamen umgestellt. Die Prüfungsordnungen wurden aber nicht geändert. „Das bedeutet, dass die Studenten doppelt geprüft werden“, sagte Sabine Friedel. Statt der mündlichen und schriftlichen Prüfungen am Ende schlägt die SPD vor, die Examensarbeit aufzuwerten. Das würde auch weniger Arbeit für die Lehrer in den Schulen bedeuten – sie nehmen die Prüfungen ab. „Das würde kein Geld kosten, aber Entlastung schaffen“, sagt Holger Mann.